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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seinem Bruder noch die Hand gedrückt hatte, in Verbindung zu setzen, das erschien doch gewiß angezeigt.
    Jem West und seine Leute blieben indeß die einzigen, die ans Land kamen. Dabei beeilten sie sich nach Möglichkeit, das Zinn-und Kupfererz, die bisherige Fracht der Goëlette, zu löschen und frischen Proviant nebst Süßwasser einzunehmen.
    Die ganze Zeit über verweilte der Kapitän Len Guy an Bord, sogar ohne je das Verdeck zu betreten, und immer sah ich ihn über den Tisch gebeugt durch das Schiebfenster seiner Cabine.
    Auf dem Tische lagen Karten ausgebreitet und Bücher aufgeschlagen. Ohne Zweifel waren die Karten solche der Südpolargebiete, und die Bücher solche, die die Fahrten der Vorgänger der »Jane« in den geheimnißvollen antarktischen Einöden schilderten.
    Darunter befand sich auch ein hundertmal gelesener und wiedergelesener Band, dessen meiste Blattecken eingebogen waren, während die freien Seitenränder zahlreiche Bleistiftnotizen enthielten… Auf dem Umschlage aber leuchtete der, wie mit feurigen Buchstaben gedruckte Titel: Die Abenteuer des Arthur Gordon Pym .
Achtes Capitel.
Auf dem Wege nach den Falklands-Inseln.
    Am Abend des 8. September hatte ich von Seiner Excellenz dem Generalgouverneur des Archipels von Tristan d’Acunha – so lautete der officielle Titel – von dem braven Glaß, dem Ex-Corporal der britischen Artillerie, Abschied genommen. Am folgenden Tage ging die »Halbrane« frühzeitig unter Segel.
    Selbstverständlich hatte ich von Kapitän Guy Erlaubnis erhalten, bis nach den Falklands-Inseln mitzufahren. Es handelte sich dabei um eine Strecke von zweitausend Seemeilen, die in etwa vierzehn Tagen zurückgelegt werden konnte, wenn unsere Fahrt jetzt ebenso wie zwischen den Kerguelen und Tristan d’Acunha von Wind und Wetter begünstigt wurde. Den Kapitän Len Guy schien mein Gesuch gar nicht zu überraschen, er schien es vielmehr erwartet zu haben. Ich selbst erwartete dagegen, daß er gelegentlich wieder auf Arthur Pym zu sprechen käme, über welches Thema er mir gegenüber hartnäckiges Schweigen bewahrte, seit die Auffindung des unglücklichen Patterson ihm gegen meine Auffassung des Werkes Edgar Poe’s so handgreiflich Recht gegeben hatte.
    Doch wenn er das bisher vermied, so behielt er sich wohl nur vor, es bei passender Gelegenheit zu thun. Uebrigens blieb das ja ohne Einfluß auf seine letzten Pläne, und er war gewiß entschlossen, die »Halbrane« nach den weitentlegenen Gebieten zu führen, wo die »Jane« einst untergegangen war.
    Nach Umschiffung der Herald-Spitze verschwanden die wenigen Häuschen von »Ansiedlung« hinter einem Landvorsprünge neben der Falmouth-Bai. Bei der Richtung des Schiffes nach Südwesten gestattete eine leichte Brise alle Segel zu entfalten.
    Im Laufe der Vormittags ließen wir die Elephanten-Bai, Hardy-Rock, West-Point, Cotton-Bai und zuletzt das Vorgebirge Daley hinter uns. Es bedurfte nicht einmal des ganzen Tages, um auch den achttausend Fuß hohen Vulcan aus den Augen zu verlieren, da uns schon die Abenddämmerung seinen schneeigen Gipfel verbarg.
    Die ganze Woche hindurch verlief die Fahrt unter den günstigsten Verhältnissen, und wenn das so fortging, konnte der September noch nicht zu Ende sein, wenn wir die ersten Höhen der Gruppe der Falklands-Inseln zu Gesicht bekamen. Diese Ueberfahrt sollte uns schon weit nach Süden hinab bringen, da die Goëlette vom achtunddreißigsten bis zum fünfundfünfzigsten Breitengrade hinunter steuern mußte.
    Da nun der Kapitän Len Guy bestimmt die Absicht hatte, tief in die antarktischen Gebiete vorzudringen, erscheint es hier angezeigt, sogar unumgänglich, auszugsweise die Versuche anzuführen, die zur Erreichung des Südpols oder doch des großen Festlands, in dem dieser Centralpunkt liegen mochte, gemacht worden sind. Len Guy hatte mir die Bücher zur Verfügung gestellt, worin alle jene Unternehmungen sehr ins Einzelne gehend geschildert sind, darunter auch das große Werk Edgar Poe’s, »Außerordentliche Geschichten« betitelt, das ich unter dem Eindruck meiner bisherigen merkwürdigen Erfahrungen mit wirklicher Leidenschaft durchstudierte.
    Wenn Arthur Pym sich auch verpflichtet glaubte, die wichtigsten Entdeckungen der ersten Seefahrer zu erwähnen, so mußte er doch vor jenen nach dem Jahre 1828 selbstverständlich Halt machen. Da ich nun zwölf Jahre nach ihm schreibe, liegt es mir ob, das mitzutheilen, was seine Nachfolger bis zur jetzigen Fahrt der »Halbrane«, 1839

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