Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
Vom Netzwerk:
sehen.«
    »Bereitet es dir Angst?«
    »Nein, es ist Zeitverschwendung.«
    Alice bekam trotzdem das Gefühl nicht los, dass irgendwie jeder Satz abgewogen werden und dass am Ende des Gesprächs ein Aktenvermerk unter ihrem Namen stehen würde. Einweisung in die Geschlossene.
    »Du glaubst also nicht, dass ich für dich etwas tun kann?«
    »Doch, das können Sie.«
    Der Arzt hob die Augenbrauen und lächelte. »Und das wäre?«
    »Sie könnten sich um Ihre Verrückten kümmern und mir meine Zeit nicht stehlen.«
    »Hast du eine Ahnung, warum dein Vater sich Sorgen macht?«
    »Das müssen Sie meinen Vater fragen. Vielleicht braucht er eine Behandlung.«
    »Ach, und wie kommst du auf die Idee, dass dein Vater eine Behandlung braucht?«
    »Hören Sie, Sie antworten grundsätzlich mit einer Frage, von der sie glauben, dass sie sehr intelligent ist. Doch was erwarten Sie jetzt als Antwort? Mir kommt es vor, als hätten Sie in Ihrem Kopf schon die passenden Antworten angekreuzt und suchten nun krampfhaft nach Bestätigung. Das ist kein Gespräch. Wenn das so weitergeht, dann rede ich mit Ihnen kein Wort mehr.«
    »Schon gut«, schlichtete der Arzt, »du hast also keine Ahnung, warum dein Vater wollte, dass du professionelle Hilfe bekommst?«
    »Ich bin ja kein Hellseher. Aber er denkt wohl, dass ich den Tod meiner Mutter nicht verkraftet habe.«
    »Hat dich das sehr mitgenommen?«
    »Schon wieder eine dieser Fragen.«
    »Richtig, aber dein Vater denkt genau das. Vielleicht kannst du ihm helfen, zu verstehen, wie du es siehst.«
    »Mein Vater glaubt mir nicht.«
    »Was glaubt er dir nicht?«
    »Ich werde meine Hypothese nicht weiter ausbreiten, weil Sie sonst notieren: ›Wahnvorstellungen infolge starken Kindheitstraumas‹.«
    »Nicht jede Hypothese ist eine Wahnvorstellung.«
    »Wenn man elf ist und seine Mutter so früh verloren hat, dann wird es schwierig, das Gegenteil zu behaupten.«
    »Was weißt du noch vom Tod deiner Mutter?«
    »Nicht mehr so viel. Ich war erst sieben. In diesem Alter, das wissen Sie sicherlich, hat gerade einmal das chronologische Gedächtnis angefangen zu arbeiten. Ich habe keine Erinnerungen,jedenfalls nicht viel. Es gibt Erinnerungen, aber die können ebenso falsch sein.«
    »Wie falsch?«
    »Na, zum Beispiel durch die Erzählungen meiner Schwester oder meines Vaters. Ich glaube mich erinnern zu können, mit meiner Mutter, meiner Schwester und meinem Vater am Strand in der Normandie gewesen zu sein. Aber nur Amalia war dort. Ich war noch nicht geboren. Doch wenn man mich fragt, so erinnere ich mich daran.«
    »Du kennst dich in der Gehirn- und Gedächtnisforschung aus?«
    »Ich habe nicht so viel darüber gelesen wie Sie, aber ich weiß, auf welchem Stand die Gehirnforschung zur Zeit ist.«
    »Beachtenswert«, sagte der Arzt, »in deinem Alter habe ich noch Cowboy-Romane gelesen.«
    »Und wer hat die geschrieben?«
    »Ouuufff«, Schreber lachte, »das weiß ich beim besten Willen nicht mehr.«
    »Sie hatten also keine tiefere Beziehung zu dem Autor, als Sie seine Geschichten lasen?«
    »Wahrscheinlich mehr mit den Helden und der Geschichte. Ich weiß nicht, ob ich dabei an den Autor dachte. Warum fragst du das? Hast du eine tiefere Beziehung zu den Autoren, nachdem du sie gelesen hast?«
    »Nur zu toten Autoren.«
    »So wie zu deiner Mutter?«
    »Meine Mutter hat in ihrem Leben nie etwas geschrieben, außer Einkaufszettel. Und ich weiß, dass mein Vater sie heimlich aufbewahrt. Mit diesen kleinen Fetzelchen schnipselt er sich seine Vergangenheit zurecht.«
    »Und wie schnipselst du sie dir zurecht?«
    »Meine Erinnerungen an meine Mutter sind beschränkt.«
    »Aber dennoch ausreichend, um dich an Details an ihrem Todestag zu erinnern.«
    »Muss ich mich denn an Details selbst erinnern, um ihren Unfalltod in Frage zu stellen? Ich glaube, die wenigsten Ermittlungen in einem Mordfall können auf die Erinnerungen des Ermittlers reduziert werden.«
    »Ein Punkt für dich … Aber du glaubst also, dass deine Mutter ermordet wurde?«
    »Ja, und mein Vater hält mich deshalb für verrückt. Deshalb müssen wir jetzt dieses unsinnige Gespräch führen.«
    »Was macht dich denn so sicher?«
    »Details und Fakten. Wenn Sie mehr wissen wollen, dann lesen Sie einen Artikel, der vor drei oder vier Jahren im Allgäuer Blatt erschienen ist. Über die Eistoten.«
    »Und du glaubst, der Tod deiner Mutter hat damit zu tun?«
    »Das ist meine Vermutung.«
    »Und warum, glaubst du, hat die Polizei nie eine solche

Weitere Kostenlose Bücher