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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Oous einfacher Geist noch weit entfernt. Vielleicht waren die Ouroungour-Könige einst fähig gewesen, einen solch grausamen Humor zu begreifen; vor unvorstellbar langer Zeit hatten sie über die Insel geherrscht, bis Xaror sie zu Sklaven gemacht hatte und sie und ihr Volk degenerieren ließ, damit sie Xarors verbannten Bruder daran hinderten, die Insel zu verlassen und Xaror die Regentschaft über das Dunkle Reich streitig zu machen.
    Oou reihte sich in die Schlange der Ouroungour ein, um sein Riesenblatt wieder mit magischem Pech zu füllen und es zu einem Bündel zusammenzurollen, mit dem er dann zurück zum Ort des Geschehens fliegen konnte, um so viele Eindringlinge wie möglich in ein grausames Schicksal zu stoßen. Die Äfflinge schöpften die schwarzem Schlamm ähnliche Substanz mit den großen Pranken aus dem dunklen Schlund, dessen Ausmaße sich inzwischen etwa um die Hälfte vergrößert hatten. Wie ein pechschwarzer Tümpel wirkte er. Das Sonnenlicht spiegelte sich in der öligen Oberfläche.
    Bei der ersten Berührung hatte Oou noch ein leichter Schmerz durchfahren, inzwischen spürte er nichts mehr, wenn er mit seiner Pranke das magische Pech schöpfte. Die Augen aller Äfflinge, die schon mit der Substanz in Berührung gekommen waren, waren inzwischen erfüllt von einer Schwärze, die der Dunkelheit des Schlundes entsprach, den sie zuvor tage- und wochenlang mit Steinen des Magischen Feuers gefüllt hatten. Einer nach dem anderen waren die Steine in der dunklen Masse verschwunden, als wären sie ins Innere des Felsens der sechs Steindornen gesunken.
    Ein heiliger Ort war dies, das Machtzentrum jener Kraft, die Schmerzen verursachen und die Ouroungour nach Belieben bestrafen konnte, wenn sie es wollte. Die Affenartigen bezeichneten diese Kraft mit einer Lautfolge, die man in kultivierten Sprachen mit »Schreckensverbreiter« oder »Der grausam ist« hätte übersetzen können. Dieselbe Lautfolge wurde allerdings auch für die Farbe Schwarz, für die Dunkelheit der Nacht und für den Tod sowie für die lebensfeindliche Kälte eisiger Winterstürme verwendet, die aus dem Norden alljährlich über die Insel fegten.
    Endlich war Oou an der Reihe. Er legte Speer und Dreizack auf den Boden, breitete sein inzwischen durch die Schmierwirkung des magischen Pechs recht geschmeidiges Riesenblatt aus und griff mit der rechten Pranke in die schlammige schwarze Masse.
    Da sprach die Stimme des Schreckensverbreiters in seinen Gedanken.
    »Du nicht!«
    Oou stieß einen erschrockenen Schrei aus und machte einen Satz, der ihn fast eine Schrittlänge vom Rand des Schlunds entfernte. Das magische Pech tropfte von seiner rechten Pranke; die Lachen, die sich auf dem Boden bildeten, formten kleine Auswüchse und bewegten sich mit deren Hilfe wie wandernde Schlammpfützen zurück zum Schlund.
    »Warte hier!«, befahl die Stimme.
    Dann erschienen Bilder und ganze Szenen vor Oous innerem Auge. Der Schreckensverbreiter suchte eine schnelle Möglichkeit, seinem Sklaven deutlich zu machen, was er von ihm erwartete. Dafür formulierte er den Gedanken nicht, sondern zeigte, was Oou tun sollte. Oou sah einen der Eindringlinge. Er war ihm gleich aufgefallen, schon als Oou ihn während eines Erkundungsflugs auf einem der Schiffe gesehen hatte. Seinem Gebaren und vor allem dem Verhalten seiner Begleiter nach hatte dieser Eindringling in seiner Gruppe eine beherrschende Stellung. Die anderen schienen auf seine Befehle zu reagieren und vor wichtigen Entscheidungen den Kontakt zu ihm zu suchen.
    Die Augen dieses Anführers waren schwarz, so wie es die Augen der Ouroungour geworden waren, und er selbst erschien ebenfalls immun gegen das magische Pech.
    »Warte hier!«, lautete die Anweisung der Stimme. »Und töte ihn. Du bist der beste Kämpfer…«
    Oou hatte das Gefühl, dass etwas seine Gedanken lähmte, die ohnehin nicht sehr ausgeprägt waren. Schwarzer Rauch stieg aus dem Schlund empor. Er sammelte sich in einem Schwarm kleinster Teilchen, die immer heftiger
    durcheinanderschwirrten. Dann drangen sie in Mund und Nase des Ouroungour, und Oou spürte, wie eine Kraft seinen Körper durchflutete, die ihn im ersten Moment zittern ließ.
    »Warte hier. Er wird kommen. Ganz bestimmt.«
    Der Schrei eines Ouroungour drang durch den Wald. Lirandils Pfeil war ihm soeben ins Auge gefahren, und der Äffling fiel mitsamt dem Blätterbündel in seinen Pranken aus einer Baumkrone. Seine lederhäutigen Flügel breiteten sich aus, er blieb damit an

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