Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
erschlagen hatte. »Was ist mit Eurer Hand, mein König?«
»Es ist nichts.«
Sandrilas starrte zuerst noch einmal auf die Hand, dann in Keandirs schwarze Augen und schließlich in sein Gesicht. Der Mund des Elbenkönigs bewegte sich, wisperte offenbar eine Heilformel. Die Rötungen an der Hand verschwanden fast völlig.
»Es ist die Finsternis in Euch! Ihr habt so viel davon in Euch aufgenommen, dass die Elbensteine Eure Haut verbrennen.
Deswegen wollt Ihr sie loswerden!« Sandrilas’ Gesicht wurde zu einer grimmigen Maske.
»Und wenn es so wäre, mein Freund – was würde es ändern?«
»Es würde bedeuten, dass Ihr auf dem Weg seid, ein Schattengeschöpf zu werden wie Euer Sohn Magolas!«
»Nein, das wird niemals geschehen.«
»Wer garantiert dafür?«
»Ich. Mit meinem Wort. Und mit meinem Willen, der mich einst das Reich der Elben und ein neues Schicksal erschaffen ließ. Ich bin Herr meiner Selbst und meines Geschicks.«
Keandir atmete tief durch. »Zumindest überwiegend.« Er trat näher an Sandrilas heran und sprach in gedämpftem Tonfall.
»Und falls doch eintreten sollte, was Ihr befürchtet, so weiß ich, dass jemand bereitsteht, der die Elben in die Zukunft führen kann.«
Sandrilas verzog das Gesicht. »Eure Söhne hätten die Zukunft sein sollen. Ich hingegen bin die Vergangenheit.«
»Ihr seid das, woran Ihr glaubt, dass Ihr es seid, Sandrilas.«
Der einäugige Prinz trat einen Schritt zurück und zog Düsterklinge halb aus der Scheide. »Einst habe ich diese Klinge in das Magische Feuer gehalten und nur deswegen war es mir seinerzeit möglich, den Augenlosen Seher zu erschlagen.«
»Wofür Euch die ganze Elbenheit und ich im Besonderen Dank schulden«, ergänzte der König.
»Eigentlich hatte ich gehofft, dass die Wirkung dieses Feuerbades länger anhalten würde – aber im Kampf gegen die Schattenkreaturen habe ich keinerlei Wirkung bemerkt.«
»Es ist viele Zeitalter her, werter Freund«, gab der König zu bedenken. »Was erwartet Ihr?«
»Darüber bin ich mir selbst nicht im Klaren, mein König«, antwortete der Prinz und stieß Düsterklinge wieder zurück in die Scheide.
»Ihr könnt das Feuerbad für Eure Düsterklinge ja wiederholen, wenn wir ein paar dieser Steine gesammelt haben, aus denen Waffenmeister Thamandor sein Pulver mahlen wird.«
»Damit dann die Finsternis ebenso leicht in mich eindringt, wie sie es bei Euch getan hat?«
Des Königs Stimme klang klirrend kalt, als er erwiderte:
»Was wollt Ihr damit sagen?«
»Ihr wisst, dass ich den dunklen Kräften in Euch immer unvoreingenommen gegenüberstand und darin durchaus den Nutzen für Elbiana erkannte…«
»Und jetzt hat sich dies geändert?«
»An meiner Einstellung hat sich nichts geändert, aber mir scheint, Ihr habt Euch verändert, mein König. Ich sehe in Eure Augen: Die Finsternis verschwindet nicht mehr!« Er drückte Keandir die Elbensteine zurück in die Hand. »Behaltet sie, mein König! Und lasst nicht zu, dass die Kräfte der Finsternis Euch beherrschen.«
Die Elbensteine leuchteten nicht wieder auf, als Keandir sie nahm, und er verspürte auch keine Schmerzen. Er hängte sich den Beutel wieder vor die Brust und meinte: »Wenn das eintreten sollte, was Ihr befürchtet, habt Ihr die ausdrückliche Erlaubnis, ja, den ausdrücklichen Befehl, mich zu erschlagen, Prinz Sandrilas.«
Hundert Elbenkrieger drangen weiter in den Wald vor. Gut ein Drittel des gelandeten Kontingents war dem Angriff der Ouroungour zum Opfer gefallen. Tote gab es nicht zu bestatten, denn jene Elben, die sich zu Schatten ihrer selbst verwandelt hatten und dann entweder von Einhandarmbrüsten oder Keandirs Schicksalsbezwinger vernichtet worden waren, waren zu Staub zerfallen beziehungsweise durch das Magische Gift der Bolzen zu einer amorphen Masse geworden.
Die Stimmung unter den Elbenkriegern war gedrückt: Gleich im ersten Gefecht hatte man hohe Verluste hinnehmen müssen.
Dass die Rückkehr nach Naranduin nicht einfach werden würde, hatten zumindest diejenigen gewusst, die schon bei der ersten Landung auf diesem Eiland dabei gewesen waren. Der Kampfeswille der Ouroungour war geradezu legendär – und ihr Hang zur Grausamkeit auch.
Zur gedrückten Stimmung trug aber zudem noch bei, dass man gezwungen gewesen war, gegen Feinde zu kämpfen, welche die Gestalt der eigenen Krieger, die Gestalt von Kameraden und Freunden nachgebildet hatten.
Die Bogenschützen hatten, soweit es ging, ihre Pfeile wieder eingesammelt,
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