Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
einem der morschen Äste hängen. Seine Waffen landeten bereits auf dem Boden, während sein eigener Aufprall durch den brechenden Ast noch verzögert wurde. Magisches Pech quoll aus dem Bündel, aber noch ehe es Gliedmaßen ausbilden und über den Boden kriechen konnte, fuhr ein Bolzen durch den Klumpen und bohrte sich in den Boden. Der Brand des magischen Gifts verzehrte daraufhin sowohl das gerade erst im Entstehen begriffene Schattenwesen als auch den toten Äffling, der das Blatt mit der pechartigen Substanz noch immer in den Pranken hielt.
Es war Shorindorn der Schattenspäher gewesen, der diesen Schuss abgegeben hatte.
Allmählich war wieder einigermaßen Ordnung in die Reihen der elbischen Verteidiger gekommen. Die Bogenschützen sorgten dafür, dass die Ouroungour gar nicht erst in die Baumkronen hoch über dem Elbentrupp gelangten, um ihre tödliche Fracht abzuwerfen. Pfeil um Pfeil wurde verschossen, und reihenweise starben Ouroungour in diesem tödlichen Hagel. Die Einhandschützen konzentrierten sich hingegen ausschließlich auf die Schattenkrieger. Das Kriegsglück wandte sich zu Gunsten der Elben. Die Ouroungour schafften es kaum noch, sich ihnen weit genug zu nähern, um sie mit dem magischen Pech treffen zu können.
Keandir kämpfte noch immer wie ein Berserker. Er achtete überhaupt nicht mehr auf seine Mitstreiter. Wo immer er einen Schattenkrieger erspähte, griff er ihn sofort an und brachte ihn mit wenigen Hieben zur Strecke. Jedes Mal stieg dann die Finsternis in Form von schwarzem Rauch aus der grauen Asche, die zurückblieb, und wurde von Keandir aufgenommen; er hatte das Gefühl, dass sich seine Kräfte bis ins Unermessliche steigerten. Und jedes Mal, wenn er sein Schwert in einen der Schattenkrieger stieß, hatte er die Empfindung, dass auch über die Klinge ein Kraftstrom in seinen Körper floss.
Doch er musste vorsichtig sein. Es war die Finsternis Xarors, die er in sich aufnahm – und das, obwohl in seiner eigenen Seele schon genug Dunkelheit war. Doch die warnende Stimme in seinem Hinterkopf, die ihm dies sagte, ignorierte der König, der wie ein Besessener kämpfte.
Die letzten Schattenkrieger vernichtete er mit wuchtigen Schlägen seiner Elbenklinge, und die überlebenden Ouroungour zogen sich zurück. Die Bogenschützen töteten noch so viele wie möglich von ihnen. Hier und dort waren ihre schrillen Schreie zu hören, und der eine oder andere Speer wurde noch in Richtung der Elben geschleudert, dann verklang der Schlag ihrer Lederschwingen, und es war wieder still im Wald.
Zerfließende Lachen aus magischem Pech krochen an einigen Stellen über den Boden. Sie waren zum Glück nicht sehr schnell; man konnte ihnen leicht ausweichen, musste nur aufpassen, dass sich nicht plötzlich Tentakel ausbildeten und einen erwischten. Die Einhandschützen machten den entstehenden Schattenwesen ein Ende.
Der Wald war zu einem grausigen Schlachtfeld geworden.
Keandir hatte dafür jedoch keinen Blick. Er drängte vorwärts.
Seine Augen waren noch immer schwarz – etwas, das seine Gefolgsleute zwar einerseits akzeptiert hatten, da ihnen klargeworden war, dass diese besondere Form der dunklen Kraft, die in ihrem König schlummerte, der Quell seiner Stärke war. Aber andererseits wurde so manchem der König dadurch auch fremd.
Er bahnte sich den Weg auf jenen Ort zu, über dem man die Ouroungour vom Schiff aus hatte kreisen sehen.
»Mein König, so wartet doch!«, rief Prinz Sandrilas, nachdem er mit Thamandor und Siranodir mit den zwei Schwertern einen kurzen Blick gewechselt hatte, der seiner Befremdung Ausdruck verlieh.
Keandir drehte sich nach ihm um. Er wirkte abwesend, wie in seine eigene Welt versunken. Sein Kopf bewegte sich ruckartig; er schien Dinge wahrzunehmen, die allen anderen verborgen blieben. Dann sagte er: »Es ist hier ganz in der Nähe.«
»Wovon sprecht Ihr?«, fragte Prinz Sandrilas.
»Ich weiß es nicht«, murmelte Keandir. »Noch nicht. Aber es ist das, was wir suchen und brauchen.«
»Dennoch solltet Ihr nichts überstürzen und es uns ermöglichen, Euch zu begleiten und zu schützen. Ihr seid schließlich unser König – es wäre verhängnisvoll für das gesamte Elbenreich, wenn Euch etwas zustieße.«
Keandir sah ihn an. Die Schwärze in seinen Augen verlor sich für einen kurzen Moment, und Prinz Sandrilas wollte schon aufatmen, doch dann kehrte die Dunkelheit zurück, und die Augen des Königs waren wieder erfüllt von purer Finsternis. »Was starrt Ihr
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