Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
den treuen Kampfgefährten Yintaril erkannte, mit dem er bei der Schlacht am Elbenturm Seite an Seite gekämpft hatte.
Doch schließlich blieb dem Elbenkönig keine andere Wahl.
Er parierte die Schläge seines Gegners und stieß dann urplötzlich mit Schicksalsbezwinger zu. Bläuliche Lichtblitze umflorten die Klinge, als sie sich in die Brust des Schattenwesens senkte. Keandir hatte dabei ganz das Gefühl, als bestünde der Körper seines Widersachers aus Fleisch und Blut, obgleich der Anblick einen anderen Eindruck vermittelte.
Ein stöhnender, schmerzerfüllter Laut ging von dem Schattenkrieger aus. Ein Laut, bei dem sich König Keandir gar nicht sicher war, ob er ihn wirklich hörte oder ob es sich dabei um den Aufschrei einer Gedankenstimme handelte.
Die Kreatur verlor ihre Form, zerfloss, wurde zu einem grauen Klumpen, und die pechartige Substanz, aus der sie bestanden hatte, trocknete aus und wurde zu ascheähnlichem Pulver, so fein wie Staub. Schon der Tritt eines Stiefels wirbelte ihn empor.
Schwarzer Rauch quoll aus dieser Asche hervor. Pure Finsternis, die sich aus den Überresten des besiegten Schattenkriegers herauslöste, und dann drang sie durch Mund, Nase und Augen in Keandir ein.
Ein Gefühl der Kraft durchströmte den Elbenkönig, und er stieß einen wilden, völlig unelbischen Schrei aus.
Prinz Sandrilas, der ganz in der Nähe gegen einen der Schattenkrieger kämpfte, war darüber kaum noch befremdet.
Ähnliches hatte man schließlich während der Schlacht auf dem Elbenturm von Keandir erlebt. Der König ließ Schicksalsbezwinger kreisen und stürzte sich mit tollkühner Todesverachtung auf seine Gegner.
Prinz Sandrilas konnte seinem König nicht beistehen, dazu setzte ihm sein Gegner zu sehr zu. Doch ein Schuss aus Thamandors linker Einhandarmbrust machte dem Schattenkrieger ein Ende.
»Ich danke!«, knurrte Sandrilas.
»Nichts zu danken«, erwiderte der Waffenmeister – und da ihn gerade kein weiterer Feind bedrängte, was ihm zumindest erlaubte, seine Waffe nachzuladen, nahm er auch gleich einen Bolzen aus der Schlaufe seiner Lederschärpe und legte ihn ein, um mit einer weiteren Bewegung die Waffe zu spannen. Die Einhandarmbrust war so konzipiert, dass man dafür nicht einmal beide Hände benötigte.
Sandrilas aber schaute auf den König, der die Schattenkrieger mit seinem Schwert Schicksalsbezwinger fällte wie der Schnitter das Korn. Fast wie von Sinnen erschien er dem in Athranor geborenen Prinzen und väterlichen Mentor des Elbenkönigs. Es gab kaum jemanden, der Keandir so nahe stand und so gut zu deuten vermochte, was in ihm vorging –
abgesehen von seiner Gemahlin Ruwen. Aber in diesem Augenblick war er Prinz Sandrilas völlig fremd.
Mit wuchtigen Bewegungen schlug er auf seine schattenhaften Gegner ein. Drei davon hatten sich gerade um den König geschart, aber es bereitete ihm kaum Mühe, sie auf Abstand zu halten. Mit der Klinge Schicksalsbezwingers fuhr er durch den Leib eines Schattenkriegers, woraufhin ein wimmernder Laut erklang. Der Schattenkrieger sank in sich zusammen. Keandir wirbelte herum, parierte den Schlag eines weiteren Gegners und stieß zu. Mit beiden Händen führte er das Schwert, trieb die Klinge tief in den Leib der unheimlichen Kreatur, riss sie wieder zurück. Der dritte Gegner zielte mit seiner schwarzen Klinge auf den Hals des Königs.
Ein klackender Laut war zu hören. Uéndorn der Starke hatte seine Einhandarmbrust abgeschossen. Die Wucht des Bolzens ließ den Schattenkrieger zwei Schritte zurückweichen, während das magische Gift bereits begann, ihn zu verbrennen.
3
AUF DEM FELSEN DER
SECHS STEINDORNEN
Oou landete auf dem Felsen der sechs Steindornen. Mit der einen Pranke hielt er Speer und Dreizack, in der anderen ein Riesenblatt, an dem noch Reste des magischen Pechs klebten, das er über den Elben ausgeschüttet hatte.
Dutzende von Ouroungour waren nahezu gleichzeitig mit Oou zwischen den sechs Steindornen gelandet, um weiteres magisches Pech aus dem Schlund der Finsternis zu sammeln, auf dass diese schreckliche Substanz die Feinde ihres Herrschers zu Schattenkreaturen machte, die dann über ihre Kameraden herfallen würden. Elb kämpfte gegen Elb, Licht wurde zu Finsternis und zum Feind des Lichts… Wäre Oou in der Lage gewesen, so etwas wie Ironie zu verstehen, hätte sich sein mit hauerartigen Reißzähnen bewehrtes Maul vielleicht zur Ouroungour-Entsprechung eines triumphierenden Grinsens verzogen. Aber von diesem Stadium war
Weitere Kostenlose Bücher