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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sofern sie die abgeschossenen Ouroungour auf dem weiteren Weg, den der Trupp nahm, entdeckten.
    Nach einiger Zeit erreichten sie den Fuß eines aus schwarzem, ungewöhnlich glattem Gestein bestehenden Felsmassivs, aus dem oben sechs Steindornen herausragten.
    Ganz gleich, ob dieser Ort nun einer besonderen Laune der Natur entsprungen oder künstlichen Ursprungs war, wie vor allem Thamandor zu erkennen glaubte, diese Stätte war für die Ouroungour offenbar zu einem Zentrum ihres primitiven Kults geworden. Jedenfalls hatten die Elben die Äfflinge genau über diesem Ort in Scharen kreisen und schließlich niedergehen sehen, und die sechs Dornen an der Spitze des Felsens kamen ihnen vor wie sechs Krallenfinger, sodass der Fels wirkte wie eine sechsfingrige Klaue, die in den Himmel griff.
    Allerdings war von den Affenartigen seit dem Gefecht im Wald nichts mehr zu sehen. Immer wieder hatte vor allem Keandir hinauf zum Blätterdach geschaut, in der Erwartung, dort oberhalb der Baumkronen vielleicht hin und wieder die Schatten fliegender Ouroungour zu erblicken. Das charakteristische Rauschen und Rascheln, das diese Kreaturen beim Flug erzeugten, hatte sich in Keandirs Erinnerung unauslöschlich eingebrannt. Aber nichts war zu hören und erst recht nichts zu sehen.
    »Wir scheinen den geflügelten Bestien mal wieder einen gehörigen Schrecken eingejagt zu haben«, sagte Waffenmeister Thamandor, der als Einziger einen etwas optimistischen Eindruck machte und zwischendurch versuchte, die trübe Stimmung aufzuhellen, allerdings nur mit mäßigem Erfolg.
    Oou lauschte einer unhörbaren Stimme, während die anderen Ouroungour auf dem Felsplateau zwischen den sechs Steindornen kauerten. Es war sehr ruhig, wenn man bedachte, dass sich dort fast tausend Äfflinge um den Schlund der Finsternis drängten. Hin und wieder kamen noch ein paar hinzu. Sie trugen Blätterbündel mit Steinen des Magischen Feuers darin, die sie in den Schlund entleerten, in dem die Steine binnen weniger Augenblicke zischend versanken.
    Die Stimme sprach in Oous Gedanken. Er verstand nicht alles, was sie sagte. Manches war einfach wie Musik, war angenehm, verursachte unerklärliche Schauder, hatte aber keine Bedeutung, die man konkret zuweisen konnte. Oou hatte jedoch keinen Zweifel daran, dass er dieser Stimme in allem zu folgen hatte, was sie anordnete, denn sie gehörte dem Schreckensverbreiter oder Xaror, wie er sich auch nannte. Der uralte Xaror, dem dieser Ort geweiht war und der das Schicksal von Oous Volk schon seit unvorstellbar langer Zeit bestimmt hatte.
    »Kein Stein des Magischen Feuers darf den Eindringlingen in die Hände fallen. Nicht ein einziger. Das ist entscheidend für den Ausgang künftiger Kämpfe…«
    Welche Kämpfe das waren, konnte sich Oou nicht vorstellen.
    Es spielte auch keine Rolle. Der Schreckensverbreiter wusste, was gut und richtig war, warum sollte sich Oou da selbst irgendwelche Gedanken machen?
    Oou spürte, wie sich sein Körper veränderte, während er beobachtete, wie erneut ein Äffling ein paar magische Steine in den Schlund warf. Es gab nur noch wenige dieser Steine auf der Insel, und Oou wusste nicht, wie sein Volk in Zukunft seine Waffen erneuern sollte, wenn es das Magische Feuer dieser Steine nicht mehr benutzen konnte. Es hatte in den letzten Jahren ohnehin nur noch so wenige Steine auf der Insel gegeben, dass das entsprechende Ritual kaum noch stattfand.
    Der Schreckensverbreiter schadete mit der Vernichtung der Steine seinen Feinden, den Eindringlingen. Aber schadete er damit nicht auch zugleich den Ouroungour?
    Nur ganz kurz blitzte dieser Gedanke in Oou auf, und für einen Zeitraum, der nicht länger als einen Lidschlag währte, erschrak er über die Konsequenzen, die daraus erwuchsen.
    Aber dann dachte er, dass der Schreckensverbreiter dies sicherlich alles bedacht hatte, als er den Ouroungour die Weisung gab, sämtliche Steine des Magischen Feuers einzusammeln und in diesen Schlund zu werfen, um zu verhindern, dass die Eindringlinge in ihren Besitz kamen.
    Nein, es konnte dem Schreckensverbreiter nicht gleichgültig sein, dass die Waffen der Ouroungour ohne das Feuer nach und nach unbrauchbar wurden. Sonst wären sie in Zukunft entweder darauf angewiesen, allein mit den krallenbewehrten Pranken und den Zähnen zu jagen oder sich von Wurzeln und Blättern zu ernähren. Denn dass allein der Verzehr jener Artgenossen, die von allein starben, genug Nahrung in die Bäuche der Ouroungour bringen würde,

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