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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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konnte sich Oou nicht vorstellen, selbst wenn man noch die Knochen der Toten abnagte.
    Inzwischen spürte Oou die Blicke der anderen auf sich gerichtet. Furchtsame Blicke waren es. Die Augen der anderen Ouroungour waren weit aufgerissen, und Unruhe kam unter ihnen auf. Oou bemerkte, dass sein Speer und sein Dreizack plötzlich unverhältnismäßig klein geworden waren, aber dann stellte er fest, dass es ganz anders war: Er war gewachsen! Und auf einmal bildeten sich zusätzliche Gliedmaßen aus: schlangenartige Arme, die an die Auswüchse der Schattenkreaturen erinnerten.
    Oou machte einen Schritt nach vorn, und das löste unter den anderen Äfflingen eine panische Reaktion aus: Sie stoben davon, kreischend stiegen sie in die Lüfte, und einer der letzten Ouroungour, die noch ein paar Steine des Magischen Feuers irgendwo zusammengeklaubt und in ein Blätterbündel eingerollt hatten, ließ dieses fallen; es kam neben dem Schlund auf, rollte ein Stück dahin und öffnete sich.
    Die Ouroungour flatterten über den Steindornen wild durcheinander. Sie waren von Panik erfüllt, denn Oou war inzwischen auf die dreifache Größe eines gewöhnlichen Äfflings angewachsen, hatte zahlreiche Schlangenarme ausgebildet und ein Maul bekommen, das auch im Verhältnis zum Restkörper sehr viel größer war als zuvor: Mit einem einzigen Schnappen hätte er einen Ouroungour verschlingen können.
    »Ihr habt viele Eindringlinge getötet, aber nicht den einen, der sie anführt«, sagte die Stimme in seinem Kopf. »Und das könnt ihr auch nicht. Aber Oou kann es!«
    Sein Dreizack und sein Speer erschienen Oou inzwischen viel zu klein, um damit kämpfen zu können.
    »Du brauchst keine Bewaffnung!«, versprach die Stimme.
    »Du bist selbst eine Waffe – in meinen Händen!«
    Oou machte einen Schritt nach vorn, auf das geöffnete Bündel mit den Steinen des Magischen Feuers zu.
    »Nimm sie!«, forderte ihn die Stimme auf. »Nimm sie und schling sie hinunter!«
    Alles in Oou hätte sich normalerweise dagegen gesträubt, das zu tun. Aber dieser gedankliche Widerstand hielt lediglich einen Wimpernschlag lang, dann waren alle Bedenken wie weggeblasen. Das Vertrauen zum Schreckensverbreiter war absolut. Also nahm er die Steine – zumindest die größeren, denn die ganz kleinen konnte er mit seinen riesigen Pranken schon gar nicht mehr greifen – und schlang sie hinunter. Es fühlte sich kalt an. Wie Eisklumpen rutschten sie ihm die Speiseröhre hinunter, doch dieser Vergleich kam ihm nicht in den Sinn. Und dann durchfuhr ihn ein kurzer, aber heftiger Schmerz, der allerdings sofort wieder vorbei war.
    Oou stieß einen Schrei aus – und dabei schoss eine grellweiße Flamme aus seinem ins Riesenhafte gewachsenen und grotesk nach vorn gewölbten Maul.
    Der Feuerstrahl erfasste zwei oder drei Ouroungour, die in der Luft schwebten, und ließ sie als schwarze Asche vom Himmel regnen. Daraufhin stob der ganze Schwarm endgültig davon.
    »Komm, Oou!«, befahl die Stimme. »Bevor du deinem Gegner entgegentreten kannst, wirst du ein Bad in der Finsternis nehmen.«
    Oou widersprach nicht. Er trat auf den finsteren Schlund zu und ließ sich in die schlammartige Substanz gleiten, mit der dieser gefüllt war. Er versank sofort, und Augenblicke später war er vollkommen verschwunden. Nur ein paar aufsteigende und an der Oberfläche zerplatzende Blasen wiesen darauf hin, dass er in den Schlund gestiegen war.
    Keandir und seine Getreuen hörten den ohrenbetäubenden Lärm vom Gipfel der Felsformation. Wenig später verdunkelte sich kurzzeitig der Himmel, so viele Ouroungour schwirrten mit ausgebreiteten Flügeln durch die Lüfte. Augenblicke später waren sie verschwunden.
    Keandir betastete das schwarze Gestein und schloss für einen Moment die Augen, aus denen die Dunkelheit noch immer nicht gewichen war; die Frage war, ob sie es je wieder tun würde – aber das beschäftigte Keandirs Getreue im Moment offenbar stärker als den König selbst, der vollkommen konzentriert wirkte. Er spürte Kräfte, jenen verwandt, die in ihm selbst wirkten.
    Xaror…
    »Ich steige dort hinauf«, entschied er.
    »Ihr glaubt doch nicht, dass wir Euch allein dort hochsteigen lassen!«, wehrte Prinz Sandrilas ab.
    »Das solltet Ihr«, entgegnete der König. »Denn ich glaube kaum, dass einer von Euch auch nur im Entferntesten in der Lage wäre, dem zu begegnen, was dort oben lauert.«
    »Was sollte das sein?«, fragte Sandrilas.
    »Ich weiß es noch nicht genau. Die Mächte der

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