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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ebenso mitschwangen wie stechende Geruchskomponenten.
    Die pechartige Substanz begann sich zu einer grauen Masse zu verwandeln, wie es die Elben schon während des Kampfes im Wald dutzendfach gesehen hatten. Fast die Hälfte der Oberfläche des Schlunds wurde davon erfasst, und der Wind wehte den ersten Aschestaub bereits davon, da begann sich der Prozess umzukehren: Das bereits verwandelte Material wurde wieder zu der pechähnlichen, schlammigen Flüssigkeit.
    Dann stieg die Substanz plötzlich empor und bildete einen vulkanähnlichen Trichter, aus dem eine Fontäne hervorschoss.
    Uéndorn der Starke, der auf der anderen Seite des Schlundes stand, wurde davon getroffen. Er versuchte noch auszuweichen, doch er konnte nicht verhindern, dass ihn ein Teil der Flüssigkeit erwischte. Es zischte, als sein Körper zerfressen wurde. Uéndorn schrie auf, stürzte nieder und wälzte sich über den Boden. Dann wurde sein Schreien zu einem Laut, so fremdartig, dass er nichts Elbisches mehr an sich hatte. Nicht einmal ein Rhagar oder ein Trork des Wilderlands hätte so geschrien.
    Uéndorns Körper zersetzte sich und wurde zu einer formlosen grauen Masse.
    »Das magische Gift aus den Armbrustbolzen…«, flüsterte Thamandor erschrocken und vollkommen erbleicht. »Das…
    das habe ich nicht gewollt…«
    Kriegsheiler Eónatorn eilte hinzu, um zu helfen. Doch da war nichts mehr zu machen. Solange das magische Gift noch seine Wirkung entfaltete, war jede Berührung tödlich. Er murmelte zwar noch eine der stärksten Formeln der Heilmagie, aber selbst die konnte den Zersetzungsprozess allenfalls verlangsamen. Uéndorn der Starke war tot, und seine Seele hatte zweifellos Eingang nach Eldrana gefunden.
    »Es… tut mir leid«, flüsterte Thamandor.
    »Das konntet Ihr nicht wissen«, sagte Prinz Sandrilas.
    »Ich habe keine Ahnung, was dort in diesem Schlund geschehen ist«, sagte Thamandor und schüttelte wieder und wieder den Kopf. »Der Bolzen… er wurde offenbar in der Flüssigkeit aufgelöst und sein Gift einfach wieder ausgestoßen.«
    »Ja«, murmelte Keandir grimmig. »Die Kräfte unseres Gegners sind so groß, dass ihm dies möglich ist.«
    Der Trichter war längst wieder in sich zusammengesackt.
    Aber im nächsten Moment erhob sich die Oberfläche des Schlundes erneut – und der Kopf eines riesigen Ouroungour kam daraus hervor.
    Magisches Pech bedeckte ihn und troff sogar von den Hauern, die aus seinem Maul ragten.
    Der riesenhafte Ouroungour stieg, wie von einer magischen Kraft emporgehoben, aus dem Sumpf der Finsternis. Zahllose Schlangenarme wuchsen aus seinem Körper, der bald gar nicht mehr zu sehen war vor lauter Tentakel.
    Schließlich hatte sich der Ouroungour gänzlich aus dem Schlund befreit, stand auf dessen Oberfläche, so als würde es sich um festen Grund handeln, und stieß einen schrillen Schrei aus, ganz nach Art der Affenartigen. Aber dieser Schrei unterschied sich dennoch sehr von den Lauten, die Keandir bisher von den Ouroungour gewöhnt war, denn er war mit sehr tiefen Tönen unterlegt, die selbst für Elbenohren kaum noch hörbar waren und an die Riesenmammuts aus Wilderland erinnerten. Selbst der schwarze Steinboden des Plateaus vibrierte.
    Eine Gedankenstimme sprach direkt zu Keandir:
    »Oou wird dich töten, Anführer der bleichen Spitzohren!«
    4
    LINIEN DES SCHICKSALS UND DES TODES

    Das Tor des Tempels der Sechs Türme öffnete sich, und die Stierkrieger, die dort Posten bezogen hatten, nahmen Haltung an und präsentierten ihre Waffen. Ein einzelner Rabe flatterte aus dem Inneren des Tempels. In den Klauen einen kleinen Lederbeutel haltend, flog er über die Köpfe der Stierkrieger hinweg.
    »Erfülle den Willen deines Herrn!«
    Dieser Gedanke begleitete und lenkte ihn, und er beschleunigte auf eine Weise, wie es einem gewöhnlichen Vogel nicht möglich gewesen wäre: Innerhalb eines Augenaufschlags war er nicht mehr zu sehen, und niemand, der zum Himmel blickte, war in der Lage, ihn noch auszumachen, kein Stierkrieger, kein Rhagar und auch kein Elb. Das Tor des Tempels schloss sich wieder.
    Der Rabe aber hatte bereits wenig später die Wälder Karanors verlassen. Er reiste in einer Zwischenwelt, aus der er nur gelegentlich hervortauchte, um sich zu orientieren. Es ging über Aratan hinweg und über die Meeresbucht vor der Küste dieses Landes, dann entlang den Küsten Elbaras und Nuraniens, bis er schließlich Elbiana erreichte, jenes Reich, das sein Herr vernichten musste, wollte er auf Dauer

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