Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
zu nähern? Magolas hätte meine Anwesenheit erspürt, doch ich konnte seinen Geist täuschen, indem ich den Verstand meiner Mörder beeinflusste: Magolas sah meinen Tod durch ihre Augen und ist nun überzeugt davon, dass es genau so geschehen ist, wie er es sah. Er lauscht nicht mehr mit seinen magischen Sinnen nach mir; weil er mich für tot hält, bin ich für ihn unsichtbar geworden, denn was nicht ist, kann man nicht sehen.«
Larana begriff es nicht wirklich, aber sie hatte auch nur mit einem Ohr zugehört, denn eine ganz andere Frage beschäftigte sie viel dringender: »Und jetzt seid Ihr hier, um Daron und Sarwen fortzuholen?«
»Ja.«
Larana senkte den Kopf und stützte die Stirn auf die Fingerspitzen einer Hand. »Ich bin mir nicht mehr sicher, ob dies das Richtige ist…«
»Zweifelt jetzt nicht an Eurem Entschluss, Larana. Ich weiß, dass er Euch schwergefallen ist, aber im Grunde Eures Herzens wisst Ihr, wie wichtig es ist, Eure Kinder von hier fortzubringen. Denkt an die Zeichen auf Eurer Haut.«
»Ihr könnt sie auch sehen?«, fragte sie. »Ich dachte, niemand kann dies außer Magolas – und inzwischen auch mir.«
»Jeder vermag sie zu sehen, der die Täuschung durchschaut«, erklärte Andir.
»Wo werdet Ihr die Kinder hinbringen?«, fragte Larana.
Andir schüttelte den Kopf. »Das werde ich Euch um Eurer Kinder willen nicht verraten.«
»Ich habe nichts dagegen, wenn Ihr sie zu ihren Großeltern bringt. Auch wenn ich von Anfang an das Gefühl hatte, dass Königin Ruwen mir ablehnend gegenüberstand, so zweifle ich doch nicht daran, dass sie sich fürsorglich um ihre Enkel kümmern wird.«
»Nein, der Hof meines Vaters in Elbenhaven ist ganz gewiss der letzte Ort, an den ich sie bringen werde, denn dort wird Magolas sie zuerst vermuten.«
»Nun, Ihr werdet schon wissen, was Ihr tut. Ich kann nicht wirklich sagen, warum, aber ich habe Vertrauen in Euch. Aber wie habt Ihr es Euch vorgestellt, den Palast mit den Kindern des Großkönigs so einfach zu verlassen?«
»Ich habe ihn mit ein paar bettelnden Straßenkindern betreten und werde ihn mit diesen auch wieder verlassen«, sagte Andir.
»Das ist alles.«
Larana blickte sich um und stellte fest, dass die ihrer Entstellungen wegen vermummten Kinder verschwunden waren. Offensichtlich waren auch sie nur Illusion gewesen.
Daron und Sarwen dem Palastpersonal gegenüber wie zwei der vermummten Bettlerkinder erscheinen zu lassen, würde für Andir wohl kaum ein Problem bedeuten.
»Werdet Ihr den Geist von Daron und Sarwen beeinflussen, damit sie Euch ohne Zögern und Fragen zu stellen folgen?«, verlangte Larana zu erfahren. Denn die Vorstellung, dass ihre Kinder möglicherweise gegen ihren Willen dazu gezwungen wurden, mit ihrem weißhaarigen Onkel zu gehen, den sie nur aus Visionen und sporadischen Kontakten auf geistiger Ebene kannten, belastete sie.
Aber in dieser Hinsicht konnte Andir sie beruhigen. »Die beiden sind zu stark, als dass man sie gegen ihren Willen zu irgendetwas zwingen könnte. Ihre magischen Kräfte erlauben es allenfalls, sie kurzzeitig zu täuschen.« Der Magier schüttelte energisch den Kopf. »Aber auch das liegt nicht in meiner Absicht.«
In diesem Augenblick kamen Daron und Sarwen herbeigelaufen. Sie näherten sich Andir wie jemandem, den sie gut kannten.
»Wann werden wir aufbrechen?«, fragte Daron.
»Sofort«, sagte Andir. »Ihr müsst Euch von Eurer Mutter verabschieden.«
»Und von unserem Vater?«, fragte Sarwen.
»Wenn wir geistige Verbindung zu ihm aufnehmen, wird auch Xaror wissen, wo wir sind«, wies Daron sie zurecht.
»Andirs Gedanken waren doch klar und einfach. Wieso fragst du also?«
»Ich wollte es nur noch mal genau wissen«, murmelte Sarwen schuldbewusst.
Andir hob den Blick, um Larana anzuschauen. »Wie Ihr seht, habe ich Eure Kinder bereits überzeugt.«
»Was für eine Botschaft habt Ihr ihnen gesandt?«, fragte Larana fassungslos.
»Ich habe ihnen klargemacht, dass sie sterben werden, wenn sie die unsichtbaren Zeichen weiter tragen«, erklärte der Elbenmagier. »Aber ich habe ihnen auch erklärt, dass ihr Vater dies aus Liebe zu Euch tat, Larana, und nicht, um ihnen zu schaden.«
»Und Ihr glaubt, sie verstehen dies?«
»Es sind Elbenkinder«, erinnerte Andir. »Hochbegabt noch dazu und sehr aufgeweckt. Ihr könnt ihre bisherige Entwicklung nicht mit dem vergleichen, was Ihr vielleicht über Rhagar-Kinder wisst. Sie verstehen noch nicht alles, was mit ihnen und um sie herum
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