Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
geschieht, aber die groben Zusammenhänge erkennen sie. Und sie wissen, dass ihre Eltern
– ihre beiden Eltern – sie sehr lieben, dass sie aber dennoch gehen müssen.«
Daraufhin nahm Larana ihre Kinder ein letztes Mal in die Arme. Tränen glitzerten in ihren Augen.
»Wir wissen, dass du nicht mit uns kommen kannst«, sagte Daron.
Und Sarwen ergänzte: »Eines Tages werden Daron und ich große Magier sein, und dann wird es uns zweifellos gelingen, dein Leben zu verlängern, ohne dass du auf Xaror angewiesen bist.«
»Dann sind wir alle frei«, ergänzte Daron.
Und Sarwen fügte noch hinzu: »Auch unser Vater.«
6
OOU
Oou machte einen Schritt nach vorn und erreichte den Rand des mit der magischen schwarzen Substanz gefüllten Schlunds.
Die krakenarmähnlichen Auswüchse des Riesen-Ouroungours bewegten sich nervös hin und her, manche peitschten hernieder und ließen die zähe pechartige Flüssigkeit aufspritzen, das sie auf den Boden regnete. Die Elben wichen sofort zurück.
»Ich jedenfalls wage keinen zweiten Schuss!«, erklärte Thamandor. »Sonst stößt dieses Ungeheuer das magische Gift genauso aus wie der Schlund selbst!«
»Das ist nicht gesagt«, meinte Prinz Sandrilas.
»Finsternis muss mit Finsternis bekämpft werden!«, war Keandir überzeugt. Er hatte bemerkt, dass einer der Auswüchse in den Schlund eingetaucht war, und mit jedem Schritt, den der Koloss auf seine Gegner zuging, schien dieses Tentakel länger zu werden. Bläuliche Blitze zuckten bisweilen an ihm entlang.
Eine Verbindung, erkannte Keandir sofort. Das musste eine Verbindung zu den Mächten im Schlund sein. Zu der Finsternis, die Xaror an diesem Ort hinterlassen hatte. Durch die Verbindung versorgte sie den Riesen-Ouroungour mit dunkler Kraft.
Einer der Elben rechts von Oou bewegte sich wohl etwas zu hektisch – das Monstrum wandte den Kopf, und ein Feuerstoß züngelte aus seinem Maul. Der Flammenstrahl erfasste den Elbenkrieger und verbrannte ihn innerhalb eines Augenblicks zu Asche. Der Riesen-Ouroungour ließ ein markerschütterndes Brüllen folgen, das das schwarze Felsplateau zwischen den sechs Steindornen erzittern ließ.
Erneut schoss ein Feuerstrahl aus dem Maul des Monsters, fegte über den Felsen, sodass die Elben auseinanderstoben, um sich in Sicherheit zu bringen. Haarscharf fauchte der Strahl an Keandir vorbei. Doch statt vor dem Riesen-Ouroungour zu flüchten, stürmte er auf die Kreatur zu. Oou wandte seinen monströsen Kopf in Richtung des Königs, öffnete das mit Hauern bewehrte Maul, um den Elbenkönig mit einem weiteren Feuerstrahl zu Asche zu zerblasen. Shorindorn der Schattenspäher jedoch hob seine Einhandarmbrust und schoss einen giftgefüllten Bolzen in Oous rechtes Auge.
Oou brüllte erneut auf, diesmal auf eine Weise, dass Keandir einen Moment lang glaubte, von nun an taub zu sein. Der Riesen-Ouroungour taumelte einen Schritt zurück, auf den Rand des Schlunds zu. Der Feuerstoß, der für Keandir bestimmt gewesen war, ging ins Leere. Der Giftbrand begann eine ganze Hälfte des Ouroungour-Schädels umzuwandeln, sie verformte sich auf groteske Weise, und offenbar litt Oou große Schmerzen. Doch da zuckten bläuliche Blitze in erhöhter Frequenz über den Tentakelarm, der die Kreatur mit dem Schlund verband, und innerhalb weniger Augenblicke kam der Giftbrand zum Stillstand.
Keandir durchschlug mehrere der Tentakel mit seinem Schwert Schicksalsbezwinger. Die Elbenklinge durchtrennte sie einfach. Zuckend blieben sie auf dem Boden liegen, waren auch danach noch von einer unheimlichen, grausigen Unterart des Lebens erfüllt.
Ein Auge hatte das Ungeheuer durch Shorindorns Schuss eingebüßt, das zweite folgte, nachdem Lirandil seinen Bogen gespannt und einen Pfeil von der Sehne hatte schnellen lassen.
Die Spitze drang durch das zweite Auge auch ein Stück ins Hirn des Monstrums ein. Aber inwiefern diese Kreatur der Finsternis sowohl auf sein Augenlicht angewiesen war als auch sein funktionierendes Hirn benötigte, war schwer abzuschätzen. Vermutlich standen diesem Geschöpf noch ganz andere Sinne zur Verfügung, von denen die Elben nicht einmal etwas ahnten.
Der Auswuchs, der den Riesen-Ouroungour mit dem Schlund verband, versorgte Keandirs Ansicht nach das Monstrum mit Kraft und Energie. Mit wuchtigen Hieben arbeitete sich der Elbenkönig voran, während der erblindete Riesen-Ouroungour noch verwirrt war. Keandir wich den blindwütigen, peitschenartigen Schlägen der anderen Auswüchse so gut
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