Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Geräusch und wohliges Stöhnen erklang.
Die Erkenntnis traf Magolas wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Dafür also benötigst du diese Waffe!, durchfuhr es den Großkönig, und er stieß einen Schrei aus, der so voller Verzweiflung, Grimm und Schmerz war, dass selbst den hartgesottenen Söldnern eisige Schauder über den Rücken liefen.
Während des Rückwegs über den Fluss Kar behielt Magolas das Schwert des Einsenfürsten ständig bei sich. Nur selten war seine Hand nicht um den Griff mit dem Totenkopf am Knauf geschlossen.
Hakin und Makin, die beiden Vierhörnigen, schienen eine instinktive Scheu vor den Kräften dieser Waffe zu haben und hielten sich von ihr und dem Großkönig fern.
Magolas versuchte kurz einen geistigen Kontakt zu Larana und seinen Kindern herzustellen. Er tat das selten, wenn er auf dem Weg zum Tempel der Sechs Türme war, weil er befürchtete, damit Xarors Aufmerksamkeit noch mehr auf seine Familie zu lenken, als unbedingt nötig war. Aber die Vision, die er in der Dunklen Festung gehabt hatte, war einfach zu eindringlich gewesen.
Zu seinen Kindern bekam er nur einen sehr kurzen Kontakt, der zudem so schwach war, dass er anschließend kaum mehr wusste, als dass sie lebten. Aber da war noch etwas – ein Gefühl, eine Emotion, eine Regung der Magie…
Andir!, durchfuhr es ihn.
Konnte es sein, dass sein Bruder noch lebte? Nein, nein – das erschien ihm unmöglich. Vielleicht waren nur Reste seiner Aura in den Gedanken seiner Kinder vorhanden, und die hatte er bei dem kurzen Kontakt verspürt.
Laranas Geist war vollkommen verwirrt – und dafür musste es einen Grund geben.
Ich bin bald wieder bei euch!, sagten seine Gedanken, aber er war sich nicht sicher, ob sie verstanden wurden. Vielleicht war es auch einfach die ungewöhnlich starke Magie des Schwertes, die es unmöglich machte, mehr zu erfahren.
Als Magolas zusammen mit seinem Gefolge und den beiden Vierhörnigen den Tempel der Sechs Türme erreichte, waren laute Schreie aus dem Inneren des Gemäuers zu hören. Schreie der Wut und des Hasses, deren begleitende Gedanken Magolas’ Geist mit ungeahnter Wucht trafen.
»Was ist da los?«, fragte Magolas an Hakin und Makin gerichtet.
»Unser Herr…«, begann Hakin.
»… ist verstimmt«, vollendete Makin.
»Aber weshalb? Er hat keinen Grund dazu. Ich nehme an, dass er längst weiß, dass wir mit dem Schwert des Eisenfürsten zurückkehren, das er so sehr begehrte.«
»Das weiß er«, sagte Makin.
»Er sieht alles, was wir sehen«, fügte Hakin hinzu. »Und noch sehr viel mehr. Mehr vielleicht, als du für möglich hältst, Magolas, der du dich den Sohn der Sonne und den Großkönig des Reiches nennen lässt.«
Der Unterton, mit dem Hakin gesprochen hatte, gefiel Magolas nicht. Ein deutliches Unbehagen machte sich in ihm breit.
Die Tore des Tempels sprangen auf, und eine Wolke aus dunklem Rauch quoll daraus hervor. Wutgeheul hallte gleichzeitig zwischen den dicken Mauern wider, wie der schauerliche Gruß aus einer Totengruft. Der schwarze Rauch verflog, nach ein paar Augenblicken erstarb auch das Wutgeheul, und eine beklemmende Stille setzte ein.
»Geh hinein und tritt deinem Herrn gegenüber«, sagte Hakin.
Weder er noch sein Zwilling Makin schienen die Absicht zu haben, ihn zu begleiten.
Magolas hielt das Schwert des Comrrm in der Linken und trat in den Tempel. Das Tor schloss sich hinter ihm, und er ging zu dem finsteren Schlund vor dem Altar.
Magolas erkannte eine Veränderung. Sämtliche Artefakte, die auf dem Steinquader gelegen hatten, waren verschwunden –
bis auf die beiden Zauberstäbe des Augenlosen Sehers. Den Rest musste Xaror verschlungen haben, so wie schon so viele zuvor. Es zeigte Magolas, dass Xarors Bedarf an magischer Kraft im Moment besonders groß war. Man konnte das durchaus als Indiz dafür werten, dass sein vollständiges Erscheinen nahe bevorstand.
»Hier ist das Schwert, das du begehrst«, sagte Magolas.
»Behalte es in der Hand. Denn wir brauchen noch ein Opfer, das gebracht werden muss«, dröhnte Xarors Gedankenstimme.
»Meine Kinder…«, murmelte Magolas.
»Was du gesehen hast, ist nur eine Möglichkeit. Eine Option, falls eine kritische Lage eintreten sollte und ich Kraftreserven brauche. Lieber würde ich deine Kinder zu meinen Dienern machen…«
»Sind sie das nicht längst?«
»Damit sprichst du ein interessantes Thema an. Doch darauf komme ich gleich zurück. Zuerst brauche ich ein Opfer, um mich von dem Schlag zu erholen,
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