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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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mit Verrat belohnt. Sie hat dazu beigetragen, dass mir vorenthalten wird, was mein ist – Daron und Sarwen!«
    »Es waren nur ihre Gedanken!«
    »Glaubst du denn, Gedanken wären ungefährlich, Sklave?«, höhnte Xaror. »Und jetzt höre: Die Liebe Laranas wird sich in Hass verwandeln. Sie wird ein Schatten sein, eine Ausgestoßene. Eine Kreatur, die so grässlich ist, dass niemand sie bei sich dulden wird, und die man fürchten muss, denn sie wird etwas benötigen, das ihr in Zukunft die Essenz des Lebens ersetzt.«
    »Was wird das sein?«, fragte Magolas tonlos.
    »Eine andere Art von Essenz. Eine andere Art von Lebenssaft: Blut. Sie wird töten, um zu leben, und du solltest ihr aus dem Wege gehen, denn sie würde nicht zögern, auch dein Leben zu nehmen, um an dein Blut zu gelangen! Aber sie wird leben, so wie du es gewünscht hast. Sie wird ewig leben, solange sie tötet und genug Blut trinkt!«
    »Nein!«, schrie Magolas. Er ballte die Hände zu Fäusten, und blanker Hass stieg in ihm hoch. Hass auf Xaror, der seiner Gemahlin aus einem einzigen Grund das Lebern verlängert zu haben schien: um sie quälen zu können. Magolas wünschte sich nichts mehr, als den Herrscher des Dunklen Reichs in seine Gewalt zu bekommen und ihn auf eine ähnliche Weise zu quälen, wie es Xaror offenbar ohne Bedenken bei jenen zu tun pflegte, die ihm bisher treu gedient hatten. »So dankst du mir meine Loyalität?«
    »Ich bin dir nicht zu Dank verpflichtet, Sklave. Das war ich nie. Umgekehrt ist es etwas anderes. Schließlich habe ich das Leben Laranas über die Maßen verlängert, wie du es wolltest.
    Für das, was nun geschieht, trage ich keine Verantwortung, sondern einzig und allein sie. Es war ihre Entscheidung, sich in Gedanken an Andir zu wenden.«
    »Mein Bruder hat ihr die Gedanken verwirrt! Dazu hat er die Macht. Seine Magie ist stärker als meine!«
    »In diesem Punkt muss ich dich korrigieren. Sie ist nicht stärker, Magolas. Sie ist nur anders. Das ist alles.«
    Magolas starrte wie gebannt auf die Oberfläche des Schlundes und sah, was weiter geschah. Larana fiel eine der Kammerzofen an wie ein wildes Tier. Sie riss ihr den Hals auf mit den gewaltigen Reißzähnen, die aus ihrem großen, lippenlosen Echsenmaul ragten. Das Blut sprudelte der Bestie, zu der Larana geworden war, in den Schlund. Sie schlürfte so viel davon in sich hinein, wie sie konnte, saugte es förmlich aus dem erschlafften Körper, ehe sie die leblose Hülle wie ein entleertes Gefäß zu Boden fallen ließ. Dann öffnete sie eines der Fenster des Palasts, kletterte hindurch und ließ sich auf ihren weit gespannten Schwingen in die Lüfte gleiten.
    Die Oberfläche des Schlunds geriet in Bewegung. Die Szenerie verschwamm, und nach einigen Augenblicken war nichts mehr als Schwärze zu erkennen.
    Magolas richtete den Blick auf den Altar. »Es ist mir gleichgültig, was du jetzt mit mir tun wirst, Xaror!«, sagte er mit bebender Stimme. »Ich kündige dir die Gefolgschaft. Töte mich, wenn du willst!«
    Und damit schwang er herum und schritt auf die Tore des Tempels zu.
    »Das Schicksal deiner Gemahlin müsste dir doch vor Augen geführt haben, dass es Schlimmeres gibt als den Tod«, rief Xaror. Ein spöttisches Gelächter folgte, diesmal nicht nur in Magolas’ Gedanken, sondern deutlich hörbar. Der Schlund hatte offenbar wieder einen Mund gebildet, der dieses Gelächter ausstieß, doch Magolas drehte sich nicht danach um.
    »Gibst du wirklich so schnell auf, Sklave?«
    Magolas blieb abrupt stehen. Was für ein grausames Spiel wollte Xaror eröffnen? Noch immer wandte sich der Großkönig nicht zum Altar um, denn er hatte das Gefühl, dass er dann verloren gewesen wäre. Während der paar Schritte, die er auf den Ausgang zumarschiert war, hatte er zwar die größte Verzweiflung verspürt, die ihm je in seinem Elbenleben, das ein ganzes Zeitalter umspannte, zugemutet worden war. Aber in diesen kurzen Augenblicken, während der wenigen Schritte in Richtung der Tore, hatte er auch seit langer Zeit wieder etwas gefühlt, das sich – wenn auch mit Abstrichen – als Freiheit bezeichnen ließ. Eine Freiheit freilich, die der Gleichgültigkeit entsprang, denn was konnte noch wichtig sein, da er Larana verloren hatte?
    »So gering ist deine Liebe?«, höhnte Xaror. »Ich bin enttäuscht. Und dabei habe ich gedacht, du hättest begriffen, dass ich der Schlüssel zu deinem Glück bin. Denn nur ich vermag Laranas verhängnisvolle Verwandlung wieder umzukehren und

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