Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Xaror in die Welt der Diesseitigen zurückzukehren gedachte. Offenbar versuchte er, die Kräfte des Artefakts noch kurz nach dessen Zerstörung in sich aufzunehmen. Das Schwert fiel klirrend auf den Boden, dann wurde es erneut in die Höhe gerissen. Aber diesmal war es weder Magolas noch Andir, der es bewegte, sondern Xaror selbst, der es zurück in Magolas’ Hand schnellen ließ.
In diesem Augenblick erschienen wie aus dem Nichts tausende von grünlich schimmernden Steinen innerhalb des Tempels der Sechs Türme. Manche waren kaum größer als eine Fingerkuppe, andere hatten die Größe einer Faust, und die dicksten Brocken dieser aus sich selbst heraus leuchtenden Steine hatten den Durchmesser eines Gnomenschädels.
Flammen schlugen aus diesen Steinen. Magisches Feuer, wie beiden Kontrahenten sofort bewusst war.
»Du halbherziger Kämpfer!«, grollte Xaror in Magolas’
Gedanken, während sich einige der Steine in Bewegung setzten und auf den Schlund zurollten, um Augenblicke später darin zu versinken. »Wenn du noch Hoffnung für Larana haben willst, dann vollende, was du begonnen hast! Nimm all die Kraft zusammen, die in dir ist – denn du bist stärker als diese flackernde Kerze im Wind, die du deinen Bruder nennst!«
Mit einem markerschütternden Schrei, der gleichzeitig auch als bedrängender Gedanke ausgesandt wurde, schleuderten unsichtbare Kräfte Andir erneut mit einer Gewalt gegen die Wand, die jeden gewöhnlichen Elben getötet hätte. Andir war offensichtlich überrascht von der Heftigkeit des Angriffs, doch er überstand ihn unversehrt.
Magolas schleuderte den Stumpf des dunklen Zauberstabs auf ihn, der sich dabei in eine Schlange verwandelte, die sich Andir um den Hals legte. Er ließ den goldenen Affen an seinem Stab ein paar Lichtbälle werfen, die jedoch nicht gut gezielt waren. Einer davon versank im Schlund, die anderen zerplatzen an den Wänden des Tempels, wo sie ein paar der übrig gebliebenen Artefakte zerstörten.
Magolas umrundete den Schlund.
»Er ist erledigt!«, murmelte die Stimme Xarors in ihm. »Du brauchst es nur zu vollenden. Die Kraft des Lichts unterliegt der Finsternis. Ein Gesetz des Polyversums. Am Ende siegt das Chaos, nicht die Ordnung, der Tod und nicht das Leben!«
Andir war unfähig, sich zu bewegen. Die Schlange hielt ihn im Würgegriff, und es war ihm unmöglich, diesen zu lösen, obwohl er mit der Rechten mit aller Kraft an ihr zerrte, während seine linke Hand noch immer den Stab umklammert hielt. Das grellweiße Licht war aus seinen Augen verschwunden. Sie wirkten matt und glanzlos.
»Ich habe immer geglaubt, dass du der Mächtigere von uns beiden bist«, sagte Magolas. »Einen König des Geistes nennt man dich, aber der Geist ist nichts Greifbares. Was du für Geist gehalten hast, ist vielleicht nichts anderes als eine Ansammlung von Illusionen…«
Dein Triumph, Bruder!
Es war nur ein Gedanke, den Andir zu senden vermochte.
Sprechen konnte er nicht.
»Ein Triumph voll Bitterkeit, das gebe ich zu«, sagte Magolas. Und dabei sprach er nicht Elbisch, sondern jenes Idiom, das sie als Kinder miteinander geteilt hatten. Eine Sprache, dir nur sie beide verstanden und die in ihrer Jugend Ausdruck ihrer außerordentlichen Verbundenheit gewesen war.
Sie war so kurz gewesen, diese Zeit. Die ersten zehn Jahre ihres Lebens. Und doch erschien sie Magolas in diesem Moment bedeutungsvoller als die Jahrhunderte danach, in denen sie kein Wort mehr miteinander gesprochen hatten und jeder von ihnen insgeheim einen schmerzlichen Mangel empfunden hatte.
Magolas schritt auf seinen Bruder zu. »Niemand stand mir so nahe wie du, Andir. Aber das wird weder dir noch mir ein Trost sein.«
Ein röchelnder Laut entrang sich Andirs zugeschnürter Kehle. In dem fruchtlosen Versuch, sich zu befreien, hatte er inzwischen sogar den hellen Zauberstab losgelassen. Er rutschte über den Boden, dem Schlund entgegen, in dem er schließlich mit ein paar weiteren der leuchtenden Steine unterging.
»Verzeih mir, Bruder«, murmelte Magolas. »Aber ich habe keine Wahl.« Mit diesen Worten hob er die Klinge Comrrms, um Andir damit den Kopf abzuschlagen.
Doch plötzlich zersprang das Schwert des Eisenfürsten. Es zerbrach unter dem Schlag einer unsichtbaren Waffe, und die Wucht prellte Magolas das Griffstück mit der geborstenen Klinge aus der Hand, sodass die Einzelteile im hohen Bogen in den Schlund geschleudert wurden.
Magolas war einen Moment lang verwirrt.
»Das… hat nichts… zu
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