Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
bedeuten!«, wisperte die Gedankenstimme des offenbar ebenso verwunderten Herrschers des Dunklen Reichs. »Nimm dein eigenes Schwert!«
Magolas griff zur Waffe an seinem Gürtel, riss das Schwert hervor…
… und stieß es Andir in den Leib!
Er spürte noch den Widerstand des Körpers. Blut troff von der Klinge.
Aber von Andir war von einem Augenblick zum anderen nichts mehr zu sehen. Es war, als hätten die Marmorplatten des Tempelbodens ihn verschluckt.
Nur ein paar Blutstropfen waren zurückgeblieben.
Die leuchtenden Steine rollten nun von überall her auf den Schlund zu. Grünlich schimmerndes Feuer schoss aus ihnen hervor. Magolas wich zurück, denn der Schlund vergrößerte sich, und ein Bogen aus grünlich schimmerndem Licht bildete sich.
Ein Tor, durchfuhr es ihn. Und dahinter war reine Schwärze.
Eisige Kälte wehte Magolas von diesem jenseitigen Ort entgegen. Das musste der Limbus sein. Kalt, chaotisch, unfassbar.
»Der Augenblick der Wiederkunft ist gekommen!«, verkündete Xaror. »Unverhofft zwar, aber auch diese Schicksalsgabelung wird mich ans Ziel bringen!«
Ein dröhnendes Gelächter folgte. Und Schritte. Schritte von tausenden und abertausenden von Kriegern, die marschierten.
Barbarische Schreie, dumpfe Laute, die nur entfernt an eine Sprache erinnerten. Die Tempeltüren sprangen auf, und die Stierkrieger standen bereit, um ihre Kampfgefährten willkommen zu heißen.
10
DER SCHICKSALSBEZWINGER
Keandir…
Ein Name…
Ein König…
Ein Elb…
… und ein Schwert.
Der Gründer von Elbiana und Erschaffer des Schicksals…
Es war, als ob sich die Bestandteile seiner Seele im Nichts verloren und sich anschließend wieder auf wundersame Weise zusammenfügten. Dunkelheit umgab ihn. Er hatte lange Zeit das Gefühl zu fallen. Der Sumpf aus der magischen, pechähnlichen Substanz, in den ihn der Riesen-Ouroungour hineingezogen hatte, war offenbar bodenlos. Aber Keandir hatte andererseits längst nicht mehr das Gefühl, durch dieses zähflüssige Schwarz zu gleiten, sondern durch ein Kontinuum, das am besten mit dem Begriff Nichts umschrieben werden konnte.
Es gab keinen Raum und keine Zeit. Keine Geräusche und keine sonstigen Sinneseindrücke. Es war nichts zu sehen, und auch das magische Sensorium des Elbenkönigs war wie tot. So stellte man sich als Elb eigentlich Maldrana vor, das Reich der Verblassenden Schatten. Konnte es sein, dass man ihn als unwürdig erachtete, Aufnahme in Eldrana zu finden, dass man ihm als Einzigen in einer langen Reihe von Königen die Verklärung verweigerte? Was hatte er getan, dass man ihn derart strafte?
War es, weil er es gewagt hatte, das Schicksal selbst herauszufordern? Weil er sein Schwert genommen und die bestehenden Schicksalslinien durchschlagen hatte? Weil er die Geschicke der Elbenheit nach eigenem Willen geformt hatte, anstatt dem Kommenden mit Demut und Ergebenheit gegenüberzutreten? Vielleicht mochten das die Bewohner der jenseitigen Sphären nicht. Gegen diese Möglichkeit sprach jedoch ihr Desinteresse, das sowohl die Namenlosen Götter als auch die Eldran an der diesseitigen Welt zeigten.
Oder war es die Finsternis in seiner Seele, die ihm den Eingang nach Eldrana versperrte? Es gab niemanden, der ihm seine Fragen hätte beantworten können. Niemanden, den er anrufen, den er anschreien oder den er hätte verfluchen können.
Nichts.
Es gab kein passenderes Wort für das, was ihn umgab.
Kein Raum. Keine Zeit. Kein Licht. Kein Klang. Keine Magie.
Nur Dunkelheit.
Da plötzlich fiel Keandir auf etwas Hartes. Es war Gestein, nackter Fels, und Keandir schrie auf, so hart war der Aufprall.
Er brach sich zwar nichts, dennoch musste er seine Elbenmagie einsetzen, um die Nachwirkungen des Aufschlags zu vertreiben und die Schmerzen in seinem Leib abzumildern.
Er brauchte einige Augenblicke, um zu begreifen, dass er noch existierte, dass er atmete und dass sein Elbenherz noch immer schlug. Er befand sich nicht in einer jenseitigen Sphäre, sonst hätte er den Aufprall und den daraus resultierenden Schmerz nicht gespürt, da war er sich sicher.
Außerdem sah er neben sich die Überreste des Riesen-Ouroungour, gegen den er gekämpft hatte. Der Giftbrand aus einem guten Dutzend Armbrustbolzen zersetzte den massigen Körper, verwandelte ihn in eine amorphe Masse, und der Gestank, der dabei erzeugt wurde, raubte Keandir den Atem.
Der Elbenkönig erhob sich und bemerkte, dass er sein Schwert noch immer mit der Rechten umklammert hielt. Er befand
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