Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
verstehen!«, sagte die Gedankenstimme Xarors. »Aber ihr müsst Geduld haben. Und vor allem müsst ihr jetzt einen entscheidenden Schritt tun, um euch diese Welt zu verdienen.«
Die Fiedertiere antworteten darauf mit einem Chor noch schrilleren Geschreis.
»Vernichtet den König der Elben. Bringt, wenn möglich, die Elbensteine in euren Besitz, und tötet so viele Elben wie möglich – denn ihr Reich blockiert meine Schicksalslinie!«
Hauptmann Pantall und seine Männer starrten auf das Tempeltor, sahen, wie die beiden gewaltigen Flügel nach außen gestoßen wurden.
Der Schwarm von Fiedertieren drängte heraus. Im ersten Moment waren die Reiter in ihren Körben kaum zu sehen.
Aber die Flederwesen und die katzengesichtigen Krieger in den Körben auf den Rücken der Flugtiere gewannen an Größe, wuchsen rasend schnell, sobald sie die Tore des Tempels passiert hatten, bis die Fiedertiere die Ausmaße der Riesenmammuts aus Wilderland oder der legendären Großechsen angenommen hatten, die in den karanorischen Wäldern hausten und von den Rhagar zum Transport ihrer Kampfmaschinen benutzt wurden; die katzenartigen Krieger hingegen hatten die Größe hoch gewachsener Elben oder Rhagar angenommen. Ihre fauchenden Kampfschreie ließen selbst den hartgesottenen Männern der Norischen Garde das Blut in den Adern gefrieren.
Die Riesenfledertiere hoben sich in den Abendhimmel. Sie beschleunigten ihren Flug auf magische Weise, sodass von ihnen innerhalb von Augenblicken nur noch dunkle Punkte in der Dämmerung zu sehen waren.
»Nur gut, dass nicht wir ihre Gegner sind«, bekannte Hauptmann Pantall schaudernd, während der Strom der Fiedertiere, die noch immer aus dem Tempel drangen, schließlich abbrach. Die Tore schlossen sich wie von selbst, und aus dem Inneren des Gemäuers drang ein Laut, den man sowohl als triumphales Gelächter als auch als das drohende Knurren eines Monstrums interpretieren konnte.
Großkönig Magolas befand sich mit seinem Gefolge der Norischen Garde auf dem Weg nach Aratania. Auf einmal gab er seinem Elbenpferd den Befehl zu stoppen. Der ganze Zug von etwa zwei Dutzend Reitern kam zum Stehen. Vor ein paar Stunden hatten sie mit einer Fähre den Fluss Kar überquert, der im Norden im See der Finsternis entsprang und sich durch die Wälder des Landes Karanor zog. Magolas hatte die Fährverbindung am Oberlauf des Kar einrichten lassen, um jederzeit – auch bei Hochwasser – den Fluss überqueren und zum Tempel des Xaror gelangen zu können. Dass die Fährstationen auf beiden Seiten des Kar zu den am besten bewachten Orten des Magolasischen Reiches gehörten, verstand sich von selbst. Schließlich musste der Großkönig den Tempel schnell und unproblematisch erreichen können, um die Essenz des Leben stets rechtzeitig in Empfang nehmen zu können. Davon abgesehen rief Xaror ihn auch manchmal, damit der Großkönig Befehle für ihn ausführte. Zumeist ging es dabei darum, magische Artefakte aus irgendwelchen Rhagar-Tempeln zu besorgen, die der einstige Herrscher des Dunklen Reichs seiner immensen Sammlung hinzufügen konnte.
Andererseits aber bewachte Magolas den Zugang zum Tempel auch, damit es ihm nicht eines Tages so erging wie dem Axtherrscher der Trorks und er seine Stellung als bevorzugter Diener und Statthalter des Schattenherrschers verlor. Das hätte unweigerlich das Ende Laranas bedeutet, denn Magolas konnte sich nicht vorstellen, dass Xaror sie nur aus reinem Mitgefühl noch mit der Essenz des Lebens versorgen würde, sobald er den Großkönig der Rhagar nicht mehr brauchte.
Aber auch dieser Tag würde kommen. Magolas sah ihn bereits heraufdämmern. Xarors Kräfte wurden immer stärker, und es war fraglich, wie lange er noch auf einen Stellvertreter angewiesen war. Einen Platz an seiner Seite hatte er Magolas versprochen, als Vasall und Gefolgsmann.
Doch es würde Xarors Reich sein, was entstehen würde, nicht mehr das Magolas’. Der Großkönig sah seine Situation realistisch. Und doch blieb ihm keine andere Wahl: Er war ein Verdammter, gefangen in einem Netz schicksalhafter Verstrickungen, das andere gesponnen hatten und aus dem er sich nicht mehr befreien konnte.
Der Großkönig wandte zuerst den Kopf und lenkte dann sein Pferd mit einem Gedankenbefehl herum, sodass er in jene Richtung schauen konnte, aus der er und sein Gefolge gekommen waren. Sie befanden sich auf einer grasbewachsenen Ebene an der Grenze zwischen Karanor und Norien. Die Wälder Karanors bedeckten einem
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