Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Schicksalsbezwinger kreisen und konnte sich noch am besten der Feuerwesen erwehren, die den Fackeln der Katzenkrieger entsprangen.
»Ich hätte meine Sinne öffnen müssen, dann hätte ich die Gefahr kommen sehen und hätte mich rechtzeitig zum Elbenturm begeben können, um meinem Vater beizustehen«, sagte Andir mit belegter Stimme. »So gibt es nichts, was ich noch tun könnte.«
»Du weißt, dass dies eine Ausrede ist«, widersprach Brass Elimbor. »Ich kann nichts tun, da ich in die Welt der Diesseitigen nicht eingreifen kann. Aber du kannst es durchaus.«
»Der Elbenturm liegt fast fünfhundert Meilen vom Horn von Eldrana entfernt«, erwiderte Andir. »Auch meine Magie ist nicht mächtig genug, um über eine so große Distanz den Invasoren Einhalt zu gebieten.«
»Alle Beschränkungen der Zeit und des Raums sind Illusion.«
»Ein Axiom des Schamanenordens«, murmelte Andir.
»… der seit dem Aufbruch aus Athranor ein bisschen in Vergessenheit geraten ist, wie ich fürchte«, fügte Brass Elimbor hinzu.
»Was soll ich tun, Brass Elimbor?«
»Was du tun kannst, Elbenmagier, weißt du selbst. Ich kann dir nur helfen, an den Ort des Geschehens zu gelangen.«
»Es ist lange her, dass ich gekämpft habe.«
»Du fürchtest, es verlernt zu haben?«
»Ist der Gedanke so abwegig?«
»Es stimmt, dass du es für eine gewisse Zeit vorgezogen hast, dich mit dir selbst zu beschäftigen und dich den Schatten deiner Seele zu stellen, die du so lange verleugnet hast. Aber das ist jetzt vorbei, Andir. Du müsstest die neue Kraft doch in dir spüren!«
»Das tue ich, aber…«
»Erinnere dich an die Schlacht an der Aratanischen Mauer!«
»Damals war ich nicht allein. Ich hatte die spirituelle Unterstützung der gesamten Magiergilde und aller elbischen Schamanen, um Riboldirs Zauber durchzuführen, die Aratanische Mauer zu errichten und Felsbrocken auf das Heer des Eisenfürsten Comrrm niederregnen zu lassen. Wenn du mich noch vor dem Ende des Gemetzels zum Elbenturm bringen würdest, wäre das erstaunlich genug angesichts der Passivität, die wir inzwischen von den Eldran gewohnt sind.
Aber ich glaube kaum, dass du es vermagst, hundert Elbenmagier dort rechtzeitig zu versammeln, sodass sie ihren Geist zusammenschließen können. Doch genau das wäre notwendig.«
»Rede nicht schlecht über die Eldran«, wies Brass Elimbor den Königssohn zurecht. »Du wärst selbst fast einer geworden, hättest du dich nicht deinen Seelenschatten gestellt und wärst nicht auf dem Weg der Verklärung fortgeschritten. Und deine Passivität und Teilnahmslosigkeit ist weitaus beklagenswerter als die der Eldran, denn immerhin gehörst du noch der diesseitigen Welt an.« Deutlich war der Ärger aus Brass Elimbors Stimme herauszuhören. Er seufzte. »Vielleicht hätte ich mich doch an all die anderen Magier und Schamanen wenden sollen, auch wenn deren spirituelle Schwäche inzwischen so weit fortgeschritten ist, dass es vermutlich gar keinen Sinn machen würde, sie am Elbenturm zusammenzurufen, da ihre Kräfte für Riboldirs Zauber oder irgendeine andere mächtige Hexerei gar nicht mehr ausreichen.«
Die Gestalt des ehemaligen Oberhaupts des Schamanenordens wurde blass und durchscheinend. Er wandte sich ab und schritt hinein in das Felsgestein des Steilhangs, das von dem Leuchten seiner geisterhaften Erscheinung durchdrungen wurde. »Leb wohl, Andir. Ich habe mich offenbar in dir getäuscht…«
»Warte!«, rief der ältere Zwillingssohn König Keandirs.
Die durchscheinende, schon beinahe völlig im Stein verschwundene Geistergestalt Brass Elimbors drehte sich noch einmal um. »Ich habe die Zeit, die einem Eldran in der Welt der Diesseitigen gestattet ist, lange überschritten, und es hat mich schon einen Großteil meiner Kraft gekostet, mit dir überhaupt in Verbindung zu treten, Prinz Andir.«
»In den Träumen… Warst du das auch?«
»In den Träume der Lebenden zu erscheinen, ist eine kräftesparende Möglichkeit der Eldran, mit den Diesseitigen in Kontakt zu treten«, erklärte die Geistergestalt.
»Ich hielt diese Erscheinungen für Widerspiegelungen meiner eigenen Seele, denen ich im Geist eine Gestalt verlieh.«
»Spielt das eine Rolle, Andir?«, fragte die Geistergestalt, und milder Tadel schwang in ihrer Stimme mit. »Spielt es eine Rolle, wer die Wahrheit sagt? Ist es nicht viel wichtiger, was die Wahrheit ist?«
Brass Elimbor wandte Andir wieder den Rücken zu. Seine Erscheinung war fast nicht mehr zu sehen und
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