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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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ist die Kavallerie des Syphax?"
    Über Publius' Bericht schüttelte er niedergeschlagen den Kopf. 
    „Das ist recht betrüblich", murmelte er. „Selbst tausend Reiter würden uns in der gegenwärtigen Lage einen unersetzlichen Dienst erweisen. Dir ist wohl auch bekannt, daß Hannibals Reiterei die unsrige an Zahl und an Ausbildung weit übertrifft. Die numidischen Reiter sind die besten der Welt." Er seufzte. „Ich bin es müde, mich mit meinem Kollegen Varro herumzustreiten. Er dürstet nach dem Kampf, genau wie seinerzeit Flaminius und Minucius. Hier aber sitzen wir mitten in einer Tiefebene, wo Kavallerieangriffe gefährlicher sind als etwa in den Bergen. Doch das ist Varro vollständig gleichgültig. Schon in Rom, auf dem Forum, als er noch keine Waffen trug, legte er das Datum der nächsten Schlacht fest. Ich habe das Konsulsamt nur auf Bitten des Fabius übernommen. Er hofft, daß es mir gelingen würde, Varro vor dem Abgrund zurückzuhalten, in den ihn die beiden Pferde Ruhmsucht und Dummheit unaufhaltsam ziehen. Aber ich würde wohl eher Hannibal besiegen können als einen Varro, und manchmal habe ich den Eindruck, daß mir hier nur noch meine Liktoren gehorchen!" Er sah Publius von der Seite an. 
    „Warst du schon bei Varro?"
    „Nein", antwortete der junge Mann. „Genügt es nicht, daß ich mit dir gesprochen habe?" 
    „Aha, du weißt noch nicht, daß wir das Heer abwechselnd kommandieren - einen Tag ich, einen Tag er. Heute ist sein Tag. Deshalb mußt du ihm unbedingt vom Ergebnis deiner Reise berichten." 
    Publius war gezwungen, eine Weile vor dem Feldherrnzelt zu warten. Varro empfing gerade die Kommandeure, und seine scharfe Stimme drang wiederholt bis nach draußen. Als die Besprechung beendet war, kam er selbst aus dem Zelt.
    Vor Publius stand ein hochgewachsener Mann mit harten, wie aus Stein gehauenen Zügen und zerfurchtem rotem Hals. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein Zenturio, der sein ganzes Leben beim Militär verbracht hatte. Aber Publius wußte, daß Varro noch nicht lange im Heeresdienst war. Die römischen Plebejer hatten ihn nur deshalb in sein hohes Amt gewählt, weil ihnen seine Schmähreden gegen die Patrizier so gut gefielen. Er hielt das Schlachtfeld für eine Art von Forum, auf dem er wie zu Hause war und wo der Sieg dem gehörte, der die Mehrheit hinter sich hatte. Deshalb verließ er sich darauf, daß sein Heer größer war als das von Hannibal.
    „Wozu brauchen wir die Reiter des Syphax!" rief er. „In unseren beiden Feldlagern gibt es achtzigtausend Krieger. Hannibal dagegen hat nur vierzigtausend. Was hätten wir davon, unsere Kavallerie auf zweiundachtzig- oder dreiundachtzigtausend Mann zu erhöhen? Gar nichts!" Er fuchtelte mit den Fäusten. „Sieh dir an, was für ein ebenes Gelände wir hier haben! Trotzdem will Aemilius Paullus unbedingt ins Gebirge umziehen. Blindlings folgt er dem Beispiel des Zauderers, seines Freundes. Doch wie lange sollen wir noch warten! Wie lange sollen wir einer Schlacht ausweichen?"
    Während Publius zuhörte, kamen ihm die verwüsteten Dörfer Samniens und die verstörten Blicke seiner Bewohner wieder ins Gedächtnis. Ja, Italien wollte wirklich nicht länger warten, viele tausend Menschen waren Varros Meinung. Alle sagten: Schluß mit dem Abwarten! Es wird Zeit, die Klingen zu kreuzen!
    Aber aus welchem Grunde wirkten Varros grobe Stimme und seine Art, mit den Fäusten herumzufuchteln, so abstoßend? Weshalb stellte er Fragen und beantwortete sie selber, ohne seinem Partner Gelegenheit zu geben, auch nur den Mund aufzumachen? Und stand es einem Feldherrn nicht schlecht zu Gesicht, mit bloßen Zahlen zu argumentieren -achtzig, vierzig, dreiundachtzig? Er befand sich doch nicht mehr in der Kneipe seines Vaters, die am Forum lag!
    „Morgen ist der Tag des Aemilius Paullus", schloß Varro. „Doch dann bin ich wieder an der Reihe. Merke auf, Jüngling! Bald werden die Hörner Alarm blasen!"
     
     
Cannae
     
    Die Ebene, die Hannibal am Vortag von einer Anhöhe aus beobachtet hatte, war vollständig verändert: Das gesamte Gelände zwischen dem großen römischen Lager am diesseitigen Flußufer und dem kleinen Lager am jenseitigen Ufer war angefüllt mit Truppen, deren Waffen in den Strahlen der Morgensonne funkelten.
    Im Mittelpunkt des großen römischen Lagers wehte über dem Feldherrnzelt eine flammendrote Fahne. Demnach hatten sich die Römer entschlossen, eine Schlacht zu schlagen, und sie forderten ihn, Hannibal, offen dazu

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