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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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vierte, du nimmst die zweite und dritte." 
    „Wie du willst", stimmte Minucius bereitwillig zu. „Aber merke dir, daß ich mich den Feinden stellen und sie bei jeder Gelegenheit angreifen werde."
    „Das ist deine Sache", versetzte Fabius kühl. „Dafür bist du Diktator. Aber vergiß nicht, daß du bisher nur einen Sieg über Fabius errungen hast, nicht aber über Hannibal."
    Auf diese Weise gab es nun in der Provinz Apulien zwei römische Lager, aus je zwei Legionen bestehend und von Feldherren befehligt, die miteinander verfeindet waren. Das erfuhr Hannibal schnell. Er beobachtete die Römer ununterbrochen und wartete ungeduldig auf die beste Gelegenheit zur Schlacht.
    Zwischen seinem und Minucius' Lager befand sich eine Anhöhe, die mühelos zu besetzen war und sich besonders gut als Standort für ein Lager eignete. Davor lag eine baumlose Ebene, die aber nur von weitem eben wirkte, in Wirklichkeit kleine Gräben und Senken hatte. Nachts befahl Hannibal einem Teil seines Heeres, in diesen Gräben und Senken Stellung zu beziehen, und als der Morgen graute, ließ er eine kleine Truppeneinheit offen die Anhöhe besetzen. Es war kennzeichnend für Hannibals Kriegskunst, daß er seinem Gegner falsche Vorstellungen von seinen Absichten vermittelte.
    Als Minucius sah, wie gering die Anzahl der Feinde war, schickte er seine leichte Infanterie und anschließend seine Kavallerie gegen die Anhöhe vor. Dann bemerkte er, daß Hannibal seinen Truppen Verstärkung schickte, und marschierte mit seinem ganzen Heer in Schlachtordnung auf. Er war der festen Überzeugung, daß die Karthager die Anhöhe erstürmen wollten, um ein Feldlager darauf zu errichten. 
    Es entspann sich eine erbitterte Schlacht. Sie verlief mit wechselndem Erfolg, bis Hannibal den in den Gräben und Senken wartenden Kriegern das Signal zum Angriff gab. Sie sprangen hervor, stürzten sich mit lautem Kampfgeschrei von hinten auf den Feind und vernichteten die Nachhut des römischen Heeres. In den Legionen entstand eine unbeschreibliche Verwirrung.
    Vom Wall seines Lagers aus beobachtete Fabius das Geschehen. Als er sah, daß die Römer umzingelt waren und sich ihre Reihen lichteten, schlug er sich wütend aufs Knie.
    „Beim Herkules!" rief er. „Minucius stürzt sich schneller ins Verderben, als ich je angenommen hätte. He, Hornist! Blase Alarm!" 
    Kurz darauf marschierten Fabius' Legionen mit flatternden Feldzeichen aus dem Lager. Die Karthager, die Minucius in den Rücken gefallen waren, sahen sich nun auch von hinten bedroht und ergriffen die Flucht. Das römische Heer war gerettet.
     
     
Der Weg ins Verderben
     
    Publius meldete dem Senat das Mißlingen seiner Mission und begab sich anschließend nach Apulien zum Heer. Es wurde nicht mehr von Fabius kommandiert, der sich nach Ablauf seiner sechsmonatigen Dienstzeit als Diktator wieder ins Privatleben zurückgezogen hatte, sondern von zwei neu gewählten Konsuln.
    Der Weg nach Apulien führte durch die Provinz Samnien, die von den Karthagern verwüstet worden war. In den Dörfern herrschte die Stille des Todes. Kein Huhn gackerte, kein Schaf blökte, keine Kuh muhte. Vieh und Geflügel waren von den Karthagern weggeschleppt oder von den Dorfbewohnern geschlachtet worden, damit den Feinden kein Proviant in die Hände fiel. Die Frauen, die ihre Wirtschaft mit Hilfe von wenigen überlebenden Sklaven besorgten, betrachteten den Reisenden ängstlich und mißtrauisch. Wann kehren unsere Männer und Söhne zurück? fragten ihre Blicke. Wann wird Italien befreit sein? Im Morgengrauen traf Publius in dem bei Cannae gelegenen römischen Lager ein. Es war eine richtige Stadt. Nur wenige italische Städte hätten es an Bevölkerungszahl mit ihm aufnehmen können. 
    Viele Legionäre liefen zum Aufidus, um sich mit seinem eiskalten Wasser die Schlaftrunkenheit abzuspülen. Jenseits des Flusses bemerkte Publius den Wall und den Pfahlzaun des kleineren römischen Lagers. Auf der von Posten bewachten Pfahlbrücke, die beide Lager verband, herrschte lebhaftes Kommen und Gehen. Die beiden Lager machten sich kampfbereit.
    Vor dem Gerichtsplatz wurde Publius vom Konsul Aemilius Paullus angerufen. Er war schon über vierzig, hatte aber ein faltenloses Gesicht mit sanften runden Augen. Man sah es ihm nicht an, daß er fast sein ganzes Leben dem Kriegsgott Mars geweiht und schon als Jüngling an der Schlacht bei den Aegatischen Inseln teilgenommen hatte. 
    „Welcher Wind weht dich her, Publius?" fragte er. „Wo

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