Die Elefanten meines Bruders (German Edition)
sie den doppelten Salto. Ich bin auch nach vorne und wollte noch mal auf das Brett hopsen. Ich war aber irgendwie schon zu weit vorne und bin beim zweiten Mal nur noch mit einem Fuß auf dem Brett aufgekommen und dann einfach umgekippt und runter ins Wasser gefallen. Monas Mutter hat natürlich gleich „Eeeekkk“ geschrien oder sowas, deshalb habe ich vor Schreck vergessen den Salto zu probieren. Bei drei Meter ist man ja gleich unten. Ich glaube ich habe mir sogar noch gesagt „drehen“, aber dann bin ich schon seitlich auf dem Wasser aufgeschlagen. Also gar nicht mit dem Kopf voran oder mit den Beinen voran, sondern seitlich. So als wenn ich einfach von der Couch gefallen wäre. Aber eben aus drei Metern Höhe.
Man denkt immer Wasser ist so super flauschig. Aber das stimmt gar nicht, wenn man aus drei Meter Höhe seitlich darauf fällt. Das tut genauso weh, wie wenn man im Schlaf von der Couch rollt und auf den Parkettboden fällt. Ich wollte nach Luft schnappen, aber das ging nicht, weil ich schon unter Wasser war. Dann bin ich wieder hoch wie ein Korken und habe nach Luft geschnappt. Aber um Hilfe gerufen habe ich bestimmt nicht. Ich kann ja schwimmen wie ein Fisch. Trotzdem war plötzlich Monas Mutter da und hat mich rausgezogen wie ein Hafenschlepper.
Dann kam auch noch der Bademeister angeschlurft, weil er mitbekommen hatte, dass Monas Mutter um Hilfe kreischt und mich rauszieht. Er dachte wahrscheinlich, dass ein Kind ertrinkt und er dann schuldig ist, wenn er es nicht gesehen hat. Dafür ist er ja da. Aber Monas Mutter war schneller als er. Und außerdem war ich gar nicht am Ertrinken. Ich bin nur seitlich aufgekommen und habe mir die Seite geprellt. Das tut ganz schön weh. Das habe ich dem Bademeister auch gesagt. Aber das wollte er gar nicht hören. Er hat sich bei Monas Mutter immer wieder bedankt, dass sie mich gerettet hat. Und dann sagte er Mona und mir, dass wir gefälligst beim Springen besser aufpassen sollen und erstmal vom Einserbrett hopsen sollen, bis wir uns sicher fühlen. Aber ich fühle mich ja sicher. Und außerdem kann man vom Einserbrett ja keinen Salto üben. Wie soll denn das gehen? Ich habe den Bademeister auch gefragt, wie das denn gehen soll, einen Salto vom Einserbrett üben. Aber er hat nur gesagt:
„Dann übst du eben keinen Salto.“
Erwachsene geben manchmal ganz komische Antworten, wenn Kinder was fragen. Manchmal sagen die Erwachsenen auch, frag viel.
„Denn wer viel fragt, wird klug“, sagt mein Vater manchmal. Aber wer blöde Antworten bekommt, wird doch blöd, oder? Das meint Mona auch. Wenn ein Kind zum Beispiel fragt, „wie viel ist drei mal drei“ und mein Mathelehrer sagt „10“, dann wird das Kind doof.
Wir müssen im neuen Schuljahr überhaupt ganz seltsame Sachen lernen und noch viel komischere Sachen beantworten. Mona hat zum Beispiel einen Mathe-Prüfungszettel vom nächsten Schuljahr gefunden. Da sind so Fragen drauf wie: ein Auto fährt mit zehn Liter Benzin 120 Kilometer. Wieviel Benzin braucht ein Auto, das halb so viel Benzin schluckt, für 50 Kilometer. Das verstehe ich nicht. Das sieht man doch an der Benzinanzeige. Und wenn die auf rot geht, fährt man an die nächste Tanke. Monas Vater ist sogar einmal mit dem Auto liegengeblieben, weil er den roten Strich übersehen hat. Aber dann ist er einfach einen Kilometer zur nächsten Tanke gelatscht und hat einen Kanister Benzin gekauft. Natürlich muss sich Officer Ripley überlegen, wie viel Sprit sie für die Nostromo mitnimmt, wenn sie zum nächsten Bergbauplaneten fliegt, aber das ist was anderes. Weil es da auf dem Weg keine Tankstelle gibt, wo sie einen Kanister holen kann, wenn sie liegen bleibt.
Meine Mutter ist auch noch ins Schwimmbad gekommen, weil Monas Mutter sie angerufen hat. Der Bademeister hat solange auf sie eingelabert, bis sie selber geglaubt hat, dass ich kurz vor dem Absaufen war und sie mich im letzten Moment rausgezogen hat. Jetzt muss ich bestimmt zu einer Extrarunde zu Frau Dr. Käfer. Aber das ist vielleicht gar nicht schlecht, denn dann hopst Mr. Tinkles auf meinen Bauch und wir schlafen beide sofort ein.
Ich möchte gerne wissen, wovon Katzen träumen. Aber es ist bestimmt schön, was Mr. Tinkles träumt. Er sieht nämlich immer total zufrieden aus und maunzt manchmal im Schlaf. Vielleicht träumt er davon, dass er eine ganz große Dose Katzenfutter bekommt, die nie leer wird. So eine Zauberdose, wie ein Tischlein-Deck-Dich für Perserkatzen. Dann träumen Katzen
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