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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Familie tun kann.«
    Kitai starrte ihn schweigend an. Schließlich nickte sie. »Jetzt begreife ich, Taljunge«, sagte sie leise. Sie blickte sich um. »Ich möchte nicht gern sterben. Meine Familie ist nicht in Gefahr. Die Freiheit von meinem Erzeuger ist für mich nutzlos, wenn ich tot bin.«
    Tavi biss sich auf die Unterlippe. »Kitai, spricht etwas dagegen, dass wir beide den Segen holen? Was passiert, wenn wir gleichzeitig damit zurückkehren?«

    Kitai runzelte die Stirn. »Dann wäre Der Eine beiden Seiten gewogen«, sagte sie. »Der Häuptling darf die Entscheidung in diesem Falle selbst treffen.«
    »Warte«, sagte Tavi. Sein Herz klopfte. »Du meinst, du könntest die Freiheit von deinem Vater gewinnen, und er würde sein Volk nicht in die Schlacht gegen meins führen?«
    Sie blinzelte und lächelte Tavi an. »Bei Dem Einen, ja. Das war die ganze Zeit sein Plan!« Ihre Augen leuchteten plötzlich. »Seltsam, Doroga schien mir nicht so klug zu sein. Jetzt wundert mich nicht mehr, dass meine Mutter ihn geliebt hat.«
    »Lass uns die Sache gemeinsam anpacken«, schlug Tavi vor. Er bot dem Mädchen die Hand an. Sie betrachtete sie, dann ihn und ahmte die Geste nach. Ihre Hand war schlank, heiß und kräftig. Tavi schüttelte sie. »Das bedeutet, dass wir uns geeinigt haben.«
    »Gut«, sagte Kitai. »Was sollen wir tun?«
    Tavi schaute hinüber zu den Hütern, die sich langsam wieder zerstreuten und in verschiedene Richtungen davonkrabbelten.
    »Ich hätte da einen Plan.«
     
    Eine Stunde später war Tavi, in seine nasse, kalte Decke gehüllt, schweigend auf der glatten Oberfläche des Kroatsch unterwegs. Er zählte seine gleichmäßigen Schritte und hatte schon fast fünfhundert erreicht. Ein Hüter ging vielleicht zehn Fuß vor ihm gemächlich auf den großen Baum in der Mitte der Schlucht zu. Tavi war ihm mehrere Minuten lang gefolgt, und dabei hatte das Spinnenwesen durch nichts zu erkennen gegeben, dass es seine Gegenwart spürte. Seine Zuversicht war gestiegen, nachdem er nun wusste, wie diese Tiere ihn wahrnahmen. Solange er sich leise verhielt und langsam bewegte, war er für sie praktisch unsichtbar.
    Der riesige Baum kam immer näher, wobei sich Tavi, je mehr er davon zu sehen bekam, fragte, ob das Wort Baum das Ganze richtig beschrieb.

    Während der gesamte Wald mit diesem grünlich schimmernden Kroatsch überzogen war, bedeckte es diesen glatten Stamm, der gerade und ohne Äste in die Höhe ragte, nur auf den ersten zehn oder fünfzehn Fuß. Der Stamm war riesig und hatte bestimmt einen Durchmesser wie die Mauern von Bernardhof. Das Äußere sah auch überhaupt nicht aus wie Rinde - es war einfach nur glattes Holz, das sich über hundert Fuß in die Höhe erhob und dort mit unregelmäßiger Kante endete, als habe ein Riese den Baum abgebrochen und als habe die Zeit anschließend die Kanten abgeschliffen.
    Unten am Fuße sah Tavi eine höhlenartige Öffnung, ein schräges, ungleichmäßiges Dreieck, wo der Stamm sich teilte und erlaubte, sein Inneres zu betreten. Tavi blieb stehen und beobachtete den Hüter, dem er gefolgt war. Der krabbelte hinein, und als er verschwunden war, kam ein anderer Hüter durch die Öffnung heraus. Fast erinnerte es an den Tunnel eines Dammwegs.
    Tavi schaute sich die Sache erst einmal in Ruhe an. Aus einer anderen Richtung krabbelte der nächste hinein, und Augenblicke später kam wieder einer heraus.
    Offensichtlich brachten die Hüter etwas in den Baum. Aber was? Etwas Kleines, denn sie huschten hinein und hinaus wie Ameisen in ihren Haufen. Essen? Wasser? Was nur?
    Tavi schüttelte den Kopf und prüfte seine Decke mit den Fingern. Sie war zwar noch kühl, doch längst nicht mehr so kalt wie vor einigen Minuten. Er musste sich beeilen, denn seine Tarnung wurde immer unzuverlässiger.
    Wenn nur sein Herz nicht so geklopft hätte. Und falls diese Krabbeltiere nun klüger waren, als er sich vorstellte? Wenn sie ihn nur so weit vorgelassen hatten, weil sie ihn hierherlocken wollten, wo er nicht mehr fliehen konnte?
    Was, dachte er, könnte sich im Inneren des Baumes befinden? Was trugen die Hüter dorthin? Wenn sie Ameisen ähnelten und in einem Staat lebten, wo manche Nahrung brachten und andere
kämpften und wieder andere weitere Aufgaben erledigten, würden sie auch eine Königin haben? Und falls ja, würde sie sich im Baum aufhalten, im Herzen ihres Reiches?
    Ein Dutzend weiterer Fragen schoss Tavi durch den Kopf, ehe er begriff, dass er mit diesem Grübeln nur Zeit

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