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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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macht es ihn verachtenswert. Uns nennen sie den Toten Stamm. Rüstungen und Waffen betrachten sie als unser Totem - tote Erde. Wir verstecken uns hinter unseren toten Totems, statt neben ihnen in die Schlacht zu ziehen. Verstehst du?«
    »Nein«, meinte Aldrick. Er schob Odiana von sich fort und begann, sorglos seine Handschuhe überzustreifen. »Das ergibt alles keinen Sinn.«
    »Für dich nicht«, sagte Fidelias. »Für einen Marat allerdings sehr wohl.«
    »Wilde«, beharrte Aldrick. Odiana ging zum Gepäck und holte ein Schwert in einer Scheide heraus. Aldrick streckte ihr, ohne hinzusehen, die Hand entgegen, und sie legte die Waffe hinein und schaute zu, wie der Schwertkämpfer sie umschnallte. »Was geschieht, wenn er nicht mit uns zusammenarbeiten will?«
    »Überlass das mir«, verlangte Fidelias.
    Aldrick zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich meine es ernst. Lass deine Waffe stecken, sofern nicht gerade alles zu den Krähen geht.«
    »Und wenn doch?«

    »Töte alles außer dir selbst, mir und der Hexe.«
    Der Schwertkämpfer lächelte.
    »Was soll ich dabei tun?«, fragte Odiana. Nachdem sie Aldrick das Schwert geholt hatte, trat sie ein paar Schritte zur Seite, zog mit der Schuhspitze einen Strich in die weiche Erde und hob ihre schweren Röcke so weit, dass sie die Schnallen betrachten konnte.
    »Überwache den Marat. Sollte er wütend werden, warne uns.«
    Odiana runzelte die Stirn und blickte Fidelias an. Sie stemmte eine Hand in die wohlgeformte Hüfte. »Wenn Aldrick jemanden töten darf, dann sollte ich auch einen bekommen. Das ist nur gerecht.«
    »Vielleicht«, sagte Fidelias.
    »Gestern Abend bin ich schon leer ausgegangen. Ich bin an der Reihe.«
    »Warten wir es ab.«
    Odiana stampfte mit dem Fuß auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Aldrick!«
    Der große Mann trat zu ihr, nahm seinen Umhang ab und legte ihn ihr abwesend um die Schultern. Der Stoff hätte genügt, um sie zweimal einzuwickeln. »Ruhig, Liebste. Du weißt doch, von mir bekommst du, was immer du möchtest.«
    Sie lächelte ihn sanft an. »Wirklich?«
    »Stimmt es etwa nicht?« Er beugte sich zu der Frau hinunter, drückte sie mit einem Arm an sich und küsste sie. Ihre vollen Lippen öffneten sich willig, ihr Körper drängte sich an seinen, und verzückt fuhr sie ihm mit der Hand durch das Haar.
    Fidelias massierte sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken, da sich langsam Kopfschmerzen aufbauten, und ging ein Stück davon. Einen Augenblick später trafen die Pferde ein, die Vamma in ruhigem Gang hergetrieben hatte. Fidelias rief die beiden anderen, die sich nur widerwillig voneinander lösten, und schweigend sattelten sie die Tiere und stiegen auf.

    Wie erwartet verlief der Ritt ohne Zwischenfälle. Etan huschte ihnen durch die Bäume voraus, wobei der Erdelementar die Gestalt eines großen, stummen Eichhörnchens annahm und sich stets so im Schatten hielt, dass man nur seine schwachen Umrisse sehen konnte. Fidelias folgte dem hüpfenden Elementar, ohne sich bewusst damit beschäftigen zu müssen; er setzte Etan bereits seit seiner Kindheit als Führer und Fährtenleser ein.
    Sie überquerten den Dammweg der Krone und ritten nach Nordosten, immer weiter durch unfruchtbares Waldland mit verkrüppelten Kiefern, Brombeergebüschen und Dornensträuchern, auf den Berg zu, der einige Meilen vor ihnen in die Höhe ragte. Der Berg, so erinnerte sich Fidelias, und mit ihm die Kiefernwälder seiner Umgebung standen in dem Ruf, Menschen feindlich gesinnt zu sein. Wen wunderte es da, wenn sich der Marat für das Treffen ausgerechnet diese Gegend ausgesucht hatte, in der er sich sicher fühlte?
    Fidelias spannte seinen rechten Fuß im Steigbügel an und runzelte die Stirn. Der Stiefel fühlte sich ungewohnt an, weil das Messer fehlte. Ein bitteres Lächeln zog seine Mundwinkel nach oben. Das Mädchen war klüger, als er gedacht hatte. Sie hatte eine Gelegenheit erkannt und diese schamlos ausgenutzt, so wie er es ihr beigebracht hatte. Als ihr Patriserus konnte er den Stolz darüber nicht leugnen.
    Andererseits löste die Erinnerung kalte Enttäuschung in ihm aus. Das Mädchen hätte auf seiner Seite stehen sollen, stattdessen war sie zu einer gefährlichen Unbekannten in diesem Spiel geworden. Falls sie sich hier im Tal herumtrieb, konnte sie seine Pläne stark behindern, und selbst wenn nicht, musste er sich gegen diese Möglichkeit absichern, was eine zusätzliche Ablenkung und eine gar nicht so leichte Aufgabe

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