Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
die Blässe, die Grazie und die entspannte Ruhe jener Elfen zu imitieren, die in den vagen Legenden der Menschen auch manchmal Feen, Sylphiden, Undinen, weiße Göttinnen oder Wald geister genannt wurden. So waren im Königreich Batistkopftücher in Mode gekommen, die aus extrem feinem Leinenstoff bestanden und Gesicht und Hals umschlossen und sie so schlanker erscheinen ließen, oder lange Ärmel, die die Hände bedeckten und an den Fingern befestigt waren, sowie spitze, schleierbesetzte Hauben.
Kurz gesagt, alles, was die Damen größer und blasser wirken ließ. Sie puderten sich das Gesicht und aßen nicht mehr, bis sie in Ohnmacht fielen, außerdem zwängten sie sich in derart enge Kleider, dass sie nicht mehr frei atmen konnten. Und all das, um den Elfen zu ähneln ...
Llewelin zuckte die Achseln. Mochte die Königin ihn auch zurechtweisen, so blieb doch die Tatsache bestehen, dass ein junger Mann gar nicht anders konnte, als sich in eine Elfe zu verlieben. Es sei denn, er fürchtete sich vor ihr ... Was ebenfalls oft genug vorkam. Rufe von der Spitze des Trupps rissen Llewelin aus seinen Gedanken. Uther und der Spurensucher hatten einen Unterstand für die Mahlzeit gefunden.
Es handelte sich nur um eine bescheidene, während des Winters verlassene Hirtenhütte, die aus grob aufgeschichteten Steinen bestand, die Wind und Regen nur unvollkommen abhielten, aber sie vermochte dem Trupp während der Rast zumindest die Illusion von ein wenig Komfort zu vermitteln. Da die Hütte klein war, blieben die Elfen, die der Regen nicht im Geringsten störte, zusammen mit den Pferden draußen.
In der Hütte gelang es Guirre, dem Pagen der Menschen, ein Feuer anzuzünden, was angesichts der Feuchtigkeit ein echtes Kunststück war, das mit allgemeinem Beifall bedacht wurde. Der Ritter Miolnir, der völlig durchnässt war, profitierte davon, um die Hosen zu wechseln und murrte so lange, bis der groß gewachsene Zwergenpage in der roten Livree das erste Weinlass aus ihrem Proviant anzapfte.
Bald drangen neben der Rauchfahne des kleinen Lagerfeuers Gelächter und laute Stimmen aus dem steinernen Hütt-
chen. In den Rauch des Feuers mischte sich der aus der Tonpfeife Tsimmis, der einen süßen Honiggeruch hatte, der allen wohl tat und die Gemüter besänftigte. Vor der Hütte saßen die Elfen und aßen scherzend im deutlichen Bemühen, sich den Zwergen von der besten Seite zu zeigen. Die Königin Lliane lachte sogar bei der Pointe eines Witzes, den der Meister der Steine erzählte, schallend los, was dazu beitrug, auch den Rest des Trupps in gute Laune zu versetzen.
Immer noch lachend legte sie ihre lange Hand auf den geharnischten Arm Roderiks, der neben ihr beim Eingang saß. »Ritter, gebt mir eine Münze ...«
Roderik blickte sie, genau wie die anderen Teilnehmer der Expedition, überrascht an, aber die Königin lächelte noch immer (sie hatte, wenn sie lächelte, ein Grübchen um den Mundwinkel, das der junge Mann entzückend fand) und streckte hartnäckig die Hand aus.
»Bitte, verehrter Ritter.«
»Ja, natürlich«, erwiderte Roderik verwirrt und lief rot an. Er begann, in seinen Sachen nach einem Geldbeutel zu kramen, als Uther, der Braune, ihn unsanft zur Seite stieß und der Elfe eine Silbermünze hinhielt.
»Bitte, teuerste Königin ...«
Lliane dankte ihm mit einer graziösen Kopfbewegung, nahm das Geldstück mit den Fingerspitzen und zeigte es herum.
»Seht her, edle Herren’ Eine silberne Münze’ Ein ganz frischer Dukaten!«
Sie nahm Frehir zum Zeugen dafür, und der Barbar, der vor Heiterkeit gluckste, prüfte sogar seine Echtheit nach, indem er, wie er es hatte tun sollen, kräftig hineinbiss.
»Ich danke Euch, Meister Frehir«, sagte Lliane und nahm die Münze in ihre rechte Hand zurück. »Es handelt sich also um einen echten Dukaten? Einen echten Dukaten des Königs?«
»Ja,ja!«
Die Königin lächelte, zwinkerte Uther zu, hob die linke Hand und schnippte mit den Fingern. Als die Blicke zu ihrer Rechten wanderten, zog Lliane eine betrübte Grimasse ...
»Oh, welch ein Unglück, verehrter Herr Uther! Euer Dukaten ... euer schöner Silberdukaten!«
Sie öffnete ihre Hand. Das Geldstück auf ihrer Handfläche hatte sich in eine erbärmliche Kupfermünze verwandelt.
»Das gibt’s doch wohl nicht’«, stieß Frehir aus. »Habt ihr das gesehen? Habt ihr das gesehen?«
Lliane lächelte ihm zu, und zog dann die Brauen hoch, als wollte sie ihn schelten.
»Meister Frehir’. Warum habt Ihr die
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