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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Wahnsinniger, schrie, weinte, wieherte, als wäre er selbst ein Pferd, sein Hund heulte wie ein Verrückter, und alle waren wir über und über von Mücken bedeckt. Was sollte ich da wohl tun, eurer Meinung nach?«
    »Beruhigt Euch!«, befahl eine autoritäre Stimme hinter ihnen.
    Es war Tsimmi. Frehir hatte mit aller Kraft die beiden hinteren Flöße an ihres herangezogen und der Zwerg mit dem braunen Bart war an den Ort der Auseinandersetzung gelaufen.
    »Ihr vergesst, dass Ihr in der Gegenwart der Königin der Hohen Elfen sprecht!«, brüllte er und blitzte Rogor dabei an.
    Die Augen des Erben der Dynastie Dwalins funkelten vor verhaltener Wut, aber noch einmal nahm er sich zusammen und schlug demütig die Augen nieder.
    »Verzeiht mir, Majestät«, sagte er in zerknirschtem Ton zu Lliane. »Aber diese Stunden sind so hart gewesen ...«
    »Sie waren es für uns alle«, räumte die Königin sanft ein. »Aber für Euch gewiss noch mehr, Page. Fahrt fort mit Eurem Bericht ...«
    Rogor verneigte sich dankend vor der Königin.
    »Der verehrte Till schien - entschuldigt - er schien den Verstand verloren zu haben«, begann er wieder, diesmal mit ruhi- gerer Stimme. »Versteht Ihr, er wollte um jeden Preis diese armen Tiere aufs Floß hieven und riskierte dabei, dass wir endgültig kenterten. Und sie waren doch schon verloren, man konnte ihre Gedärme treiben sehen, und ihr Blut spritzte bis aufs Floß ... Ich gestehe, dass ich um mein Leben gefürchtet habe, und um das seine. Und ... und da habe ich ihn niedergeschlagen.«
    »Ha!«, rief Blade. »Eine tolle Geschichte!«
    »Es war ganz offenbar das Einzige, was Ihr tun konntet«, schaltete sich die Königin ein. »Wir wissen alle, mit welcher Liebe Till, der Grüne Elf, an den Tieren hängt. Aber diese Liebe hat ihn blind gemacht ... Sein Leben und das des Zwergen- pagen sind wertvoller für uns als das unserer Packpferde.«
    Sie warf einen Blick auf die Überbleibsel ihres Gepäcks. Der Großteil der Kleidung, des Proviants und der Waffen war untergegangen.
    »Wir schulden Euch Dank, Page. Ohne Euch wäre auch Till wahrscheinlich aufgefressen worden.«
    Rogor verneigte sich nochmals und versuchte dann, sich, am Rand des Floßes kniend, den gröbsten Dreck abzuwaschen, während die Königin und Tsimmi auf ihr Boot zurückkehrten. Es wurde angeordnet, dass Blade zusammen mit dem Zwer- genpagen hinten blieb, während die Königin und der Meister der Steine auf dem mittleren Floß versuchen wollten, Uther und Till zu behandeln.
    Als sie weg waren und die Seile zwischen den Flößen wieder anzogen, um den alten Abstand herzustellen, stieß der Dieb ein diskretes Lachen aus.
    »Du hast also diesen Elf bewusstlos geschlagen?«, murmelte er so, dass nur Rogor es hören konnte. »Gut gemacht, aber an deiner Stelle würde ich mich in Acht nehmen, wenn er wieder erwacht.«
    »Gewiss Herr«, antwortete Rogor und griff nach seiner Stan-
    Sein erster Stoß war so kraftvoll, dass Blade beinahe das Gleichgewicht verlor.
     
    Um die Mitte des dritten Nachmittags kam endlich die dunkle Uferlinie einer Insel in Sicht. Nach der ungesunden Hitze, die unter den Planen geherrscht hatte, waren nun alle komplett durchgefroren und nass bis auf die Knochen und hatten wenig Lust, sich auf eine gefährliche Expedition zu begeben. Die meisten der Gesandten des Großen Rats hielt allein die Vorstellung, den Stechmückensumpf erneut zu durchqueren, davon ab, gleich wieder umzukehren.
    Ein paar Minuten darauf legte Oisin der Fährmann an einem primitiven Holzponton an und alle traten widerwillig an Land.
    »Verehrter Frehir«, sagte Lliane und deutete auf die immer noch Bewusslosen, Uther und Till. »Helft mir. Wir müssen sie an irgendeine geschützte Stelle bringen ...«
    Sie musste lächeln, als sie sah, wie er den Körper des Ritters hochhob und in seinen Armen trug wie ein kleines Kind. Dann deutete der Barbar mit einer fragenden Bewegung seines Kinns auf die blechernen Reste seiner Rüstung auf dem Floß.
    »Die wird er hier wohl nicht brauchen«, stellte die Königin fest. »Sein Kettenpanzer wird ihm reichen.«
    Lliane zog ihren langen Dolch und bahnte sich damit, gefolgt von dem Barbaren, einen Weg in den Wald, indem sie wie mit einer Machete das Unterholz aus Weidenruten und Dor- nengestrüpp wegschlug, das den Durchgang versperrte. Bald erreichten sie den Stamm einer großen Weide, deren Äste sie wie ein Schleier umgaben und bis auf den von einem Moosteppich bedeckten Torfboden

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