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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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...«
    Oisin zögerte und musterte den Dieb misstrauisch.
    »Ist natürlich ziemlich stark«, fügte Blade hinzu und verzog das Gesicht. »Nur etwas für Männer ...«
    Der Fährmann, in seinem Stolz getroffen, griff nach der Flasche und trank direkt daraus.
    »Drei Tage, sagst du?«, meinte Blade erstaunt und lächelte ihm dabei zu. »Das ist eine lange Zeit, vor allem für jemand, der es eilig hat... Nein, das Beste wäre, du wartest hier auf uns. Es wird nicht lange dauern ...«
    Der Gnom zog eine Grimasse (als wäre sein Gesicht nicht ohnehin schon fratzenhaft genug gewesen!).
    »Herr, hier zu warten ist gefährlich ... Das wird sehr teuer werden!«
    Blade prustete anerkennend los. Wirklich, es gab immer noch irgendeinen, der ein schlimmerer Gauner war als man selbst ...
    »Na los, Gnom. Nenn deinen Preis.«
    »Zwei Goldstücke pro Floß. Sechs also insgesamt, wenn ihr sie alle drei braucht.«
    Der Meisterdieb zog amüsiert die Mundwinkel herab.
    »Das Doppelte wie für die Herfahrt also, hm?«
    Der Fährmann machte eine betrübte Miene und deutete mit ausgestrecktem Arm über den unendlichen Sumpf hinter sich.
    »Herr, Ihr habt Euch selbst ein Bild von den Gefahren machen können, die ich bei jeder Überfahrt auf mich nehme. Und wenn ich hier auch noch ganz allein warten soll, überlegt einmal, was ich riskiere! Da sind die Elfen« (bei diesem Wort spuckte er ins Wasser), »aber auch die Ungeheuer im Sumpfwasser und was weiß ich noch alles! Und dann Herr, werdet Ihr ja vielleicht auf der Rückfahrt gar nicht mehr alle Flöße brauchen? Ihr wisst ja, die Grauen Elfen mögen die Zwerge nicht allzu gern ... Sie mögen sie wirklich nicht besonders ...«
     
    Der Gnom ließ seine Anspielung im Raum stehen und bekräftigte sie mit einem heuchlerischen Grinsen, das dem Dieb auf die Nerven ging. Die Verhandlungen machten ihm Durst und er trank einen weiteren kräftigen Schluck. Blades Trester war gar nicht besonders stark, aber er hatte einen seltsamen Geschmack. Nicht unangenehm übrigens, eher ungewohnt. Blade lächelte, nahm ihm die Flasche aus den Händen und verkorkte sie wieder.
    »Was diesen Geschmack verursacht, ist das Gift«, sagte er, während er die Flasche wieder in seine Tasche steckte.
    »Was?«
    Blade schwenkte ein kleines tönernes Fläschchen, griff nach der Hand des verblüfften Gnoms und legte sie ihm in die Handfläche.
    »Das ist ein Antidot. Nimm lediglich ein paar Tropfen pro Tag, netze nur gerade deine Lippen daran. Im schlimmsten Fall bekommst du Schwindelanfälle und Schweißausbrüche, aber nichts Ernstes.«
    Er lächelte und tätschelte die Schulter des Fährmanns.
    »Damit überlebst du so ein, zwei Tage. Das sollte vollauf genügen ... Ich bin morgen wieder hier, spätestens übermorgen, und bringe dir Nachschub. Wenn wir dann auf dem Rückweg heil durch die Sümpfe gelangt sind, kommst du mit mir nach Kab-Bag, wo ich dir ein endgültiges Gegenmittel gebe.«
    Oisin starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Fläschchen. Er wagte nicht, zu glauben, was er gehört hatte. Da durchfuhr ihn ein schneidender Schmerz, als risse etwas in seinen Eingeweiden, und er krümmte sich zusammen. Fieberhaft entkorkte er das kleine Fläschchen und begann zu trinken.
    »Achtung!«, sagte Blade lachend. »Nicht alles auf einmal, Meister Oisin! Sonst ist bald nichts mehr übrig!«
    Der Gnom kniete im schlammigen Brackwasser auf den Bohlen seines Floßes und hob die Augen zu dem Dieb.
    »Aber ... Ihr habt doch vor mir getrunken! Ich hab es genau gesehen!«
    »Das hast du, nicht wahr? Aber weißt du, es dauert lange, bis man sich daran gewöhnt hat ... Kannst du dir vorstellen, dass ich vor ein paar Jahren beinahe daran verreckt wäre? Doch, doch ... So ein Idiot von Seidenhändler in Mag Mor, der Stadt in der Ebene. Ich musste dreimal trinken, bevor er endlich beruhigt war.«
    Er zwinkerte dem Gnom zu.
    »Du warst schon nach einem Schlückchen überzeugt, stimmt’s? Sakrament, dieser Händler, das war ein wahrer Alptraum! Du kannst es dir nicht vorstellen! Ich habe die ganze Nacht gekotzt und wie ein Hund gelitten! Aber am nächsten Morgen war das fette Schwein stocksteif und seine Ladung Seide gehörte mir! Was willst du ... In meinem Beruf muss man sich eben ab und zu mit seiner ganzen Person einsetzen.«
    Blade spähte rasch um sich, dann griff er den Fährmann am Wams und zog ihn mit einem Ruck auf die Beine.
    »Du hattest Recht, Gnom. Wir werden keine drei Flöße brauchen. Ich glaube sogar, dass ein

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