Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung
Blicke wandten sich ihm zu, auch die der drei Zwerge, die etwas abseits standen und Wache hielten.
»Da sind Hütten, ein Stück weiter, eine Wegstunde etwa«, sagte er und deutete nach Norden. »Ich hab ein paar Elfen gesehen, heute morgen, aber nur Frauen und Kinder. Die anderen verstecken sich offenbar ...«
»Ja, wenn sie uns nicht gerade eine Falle stellen«, meinte Tsimmi.
»Euch vielleicht, aber nicht mir!«, rief Blade in selbstsicherem Ton. »Ich bräuchte nur hinzugehen und sie zu bitten, uns zu Gael zu führen, so einfach ist das!«
»So einfach ist das, ja«, knurrte Miolnir. »Und dann geraten wir alle in ihre dreckigen Fänge wie Jagdwild!«
Till wollte auf die Beleidigung gegen die Grauen Elfen reagieren, aber sofort legte die Königin ihm die Hand auf den Arm.
»Es stimmt«, gab sie zu, »dass unsere Freunde, die Zwerge, in Gwragedd Annwh keine gern gesehenen Gäste sind. Und da ich annehme, dass ihr nicht damit einverstanden wärt, dass wir Gael suchen, glaube ich, haben wir keine andere Wahl ...«
»Aus Euren Worten spricht die Vernunft selbst«, antwortete Blade anerkennend und neigte sich mit der Situation gemäßer Ehrerbietung der Elfe zu. »Warum sollten die Grauen Elfen mir etwas antun, wo ich doch komme, ihrem Herrn zu Reichtum zu verhelfen?«
Der Dieb unterbrach sich, um jedermann Zeit zu geben, seine Worte zu überdenken.
»Gesagt, getan, also! Wenn der verehrte Frehir einwilligt, mich zu führen, werden wir Gael finden, und ich kann mein Geschäft abwickeln wie vorgesehen. Danach überlasse ich ihn euch ...«
Frehir schniefte vernehmlich und trat von einem Fuß auf den ändern. Er suchte Blickkontakt zu Uther, der langsam auf sie zukam. Er hatte seine Rüstung abgelegt, die zu schwer war für die Sümpfe und zu viel Lärm machte und nur seine Halsberge anbehalten, die den Nacken und die Schultern bedeckte. Arme und Beine wurden nur noch von einem simplen Kettenpanzer geschützt. Ein langer, mit breiten blau-weißen, horizontalen Streifen gemusterter Stoffüberwurf bedeckte den ganzen Körper von der Schulter bis zu den Knöcheln und bewegte sich im Rhythmus der Schritte. Uther nahm sich Zeit, das Gehänge festzuschnallen, in dem an seiner Flanke das große Schwert steckte, erst dann hob er seinen Blick zu Blade, dem Dieb.
Eine Weile lang musterten die beiden Männer einander wortlos. Uther war noch immer bleich und ein ungesunder kalter Schweiß bedeckte sein ausgemergeltes Gesicht. Die Brauen waren vom Feuer versengt, und ein Dreitagebart wucherte auf seinen eingefallenen Wangen. Sah man genau hin, so konnte man noch die Runen erkennen, die die Königin Lliane mit Asche auf seine Stirn und seine Wangen gezeichnet hatte. Der stolze Ritter, der Loth unter den Vivats der Menge verlassen hatte, war nur noch ein Schatten seiner selbst, und lediglich seine Augen hatten ihr dunkles Leuchten behalten. Blade hatte sich ein wenig geduckt und den Blick gesenkt, ihm war das Lächeln blitzartig vergangen, da er den prüfenden Blick seines Gegenübers nicht einzuordnen wusste. Plötzlich sauste die Hand des Ritters auf seine Schulter nieder und drehte ihn um die eigene Achse, packte ihn dann am Kragen, um ihn auf die Knie niederzuwerfen.
Bevor irgendjemand reagieren konnte, hatte Blade sich aus dem kraftlosen Griff des Ritters befreit und schnellte hoch. In seiner Hand befand sich bereits eines der zahlreichen Wurfmesser, die er hinter seinem Rücken verbarg. Dann begriff er seinen Irrtum.
Beim Aufstehen hatte er vergessen, seinen langen grauen Mantel überzuziehen. Der Blick des Ritters war von der dunklen Reihe der Dolche angezogen worden, die nebeneinander im Gürtel des Meisterdiebs steckten, und als er die Machart der Waffen wiedererkannte, war ihm das Blut in den Adern gefroren.
Blade sah rasch in die Runde, während er noch immer seinen Pfriem vorstreckte. Der Ritter hatte sein Schwert nicht gezogen. Die Elfen hatten sich nicht gerührt und beobachteten ihn schweigend, nur die Zwerge hielten wie immer ihre teuren Äxte in der Hand. Frehir kam gefährlich nahe auf ihn zu.
»Was fällt dir denn ein?«, rief der Dieb in einem Ton, der weniger selbstsicher klang als beabsichtigt.
»Meinem Waffenbruder wurde die Kehle durchschnitten, vor weniger als einer Woche, und zwar mit genau so einem Dolch wie deinem«, sagte Uther.
»Na und! Dolche trägt doch jeder mit sich rum!«
»Mag sein, aber an deinem Gürtel fehlt einer ...«
Blade beging einen zweiten Fehler: Er prüfte nach.
»Du
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