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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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hast Roderik getötet, nicht wahr?«
    Der Dieb hatte keine Zeit zu antworten. Ein bestialisches Gebrüll schreckte ihn auf, und er hatte gerade noch Zeit, sich zur Seite zu werfen, um Frehirs wütendem Angriff zu entgehen. Blade rollte über die Erde und kam mit unglaublicher Behendigkeit in derselben Bewegung wieder auf die Füße. Noch bevor der Koloss sich umgedreht hatte, schleuderte er seinen Dolch nach vorne und schlug sich, so schnell er konnte, in die Büsche. Ein paar Sekunden lang hörte er das Geschrei des Trupps und Frehirs Geheul, dann nur noch das Gezeter eines einzelnen Verfolgers auf seinen Fersen, so laut, dass es sich nur um einen Zwerg handeln konnte. Blade lief schneller und hörte bald nichts anderes mehr als das Geräusch seiner eigenen Schritte. Dann erst wagte er es, sich umzublicken. Er war alleine.
    Außer Atem und mit wild pochenden Schläfen ließ er sich zu Boden fallen. Er vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen. Frehirs Gebrüll bewies, dass er sein Ziel offenkundig verfehlt hatte. Kaum glaubliches Ungeschick für einen Meisterdieb, der daran gewöhnt war, die Nerven zu behalten ... Wieder zu Atem gekommen, stand er auf und sah sich um. Nichts als Stechginstergebüsch, ein paar verkrüppelte Erlen, dichtes Farnkraut. Kein Himmel, keine Sicht... Der Nebel hatte sich gehalten, und langsam begann die Kälte ihm durch und durch zu gehen. Er hatte keinen Proviant, keinen Mantel, keine anderen Waffen als diese verdammten Dolche, die ihn verraten hatten.
    »Sollen sie doch verrecken«, knurrte er. »Sollen sie doch alle wie die Hunde verrecken!«
    Blade unterdrückte einen Hustenanfall, seine Lungen brannten, so sehr war er gerannt. Jetzt war es vorbei. Er musste aus dieser verwünschten Gegend fort, wieder ans Ufer kommen und bis zum Abend warten, in der Hoffnung, dass Oisin, der Fährmann erschiene.
    »Verflucht noch mal!«
    Plötzlich war ihm aufgefallen, dass er auch seine Tasche nicht mehr hatte. Das bedeutete, dass er nichts besaß, was in den Augen des Gnoms als Gegengift durchgehen konnte. Egal, sollte er eben auch verrecken.
    Blade begann auf den weißen Stamm einer Pappel zuzugehen, die aus dem Meer aus Farn und gelb blühendem Stechginster aufragte. Wenn er sie hinaufkletterte, würde er sich vielleicht orientieren können und bis zum Ponton zurückfinden ...
    Er zog einen seiner Dolche und schlug sich den Weg zwischen den langen Farnhalmen frei. Seine Füße sanken im mat schigen Torfboden der Moorlandschaft ein. Der Dolch war eine Stich-, keine Schnittwaffe, und seine Klinge hatte keinen anderen Effekt, als den pflanzlichen Vorhang beiseite zu schieben, ohne ihn niederzusensen, aber seine weit ausholenden, zornigen Streiche halfen dem Meisterdieb wenigstens, seine Wut zu besänftigen.
    Plötzlich ließ ihn ein spitzer Schrei aufhorchen. Geduckt und mit angehaltenem Atem suchte er den Himmel ab, um den Jagdfalken Tills zu entdecken. Der Nebel war zu dicht, aber vielleicht war er ganz nah und kreiste dort oben über ihm ... Noch einmal ertönte der Schrei, diesmal ganz in der Nähe und nicht aus der Luft. Blade streckte den Dolch gegen den undurchsichtigen Farnwald aus und zog sich, heftig atmend, Schritt für Schritt zurück, wobei er in alle Richtungen um sich blickte.
    Als er gerade loslaufen wollte, um so schnell wie möglich zu flüchten, packte ihn eine Hand am Arm und schleuderte ihn in den Schlamm. Blade stieß einen Schrei aus, kroch durch den schwarzen Matsch und drehte sich dann zu seinem Angreifer um.
    Es waren zehn oder noch mehr, so mager, dass es einem Angst und Bange werden konnte, und alle hatten graue Gesichter.
    »Und?«, fragte Tsimmi, als er Miolnir zurückkommen sah.
    Aber sobald er den wütenden und beschämten Blick seines Freundes sah, wusste er, dass seine Frage sinnlos war. Die Zwerge waren im Nahkampf furchtbare Gegner, die entsetzlichen Sensenschläge ihrer schweren Äxte hinterließen bei den meisten ihrer Gegner in Hüfthöhe grässliche Spuren, aber sobald es ans Rennen ging, waren sie alles andere als Helden, was aller Welt wohl bekannt war. Nicht nur hatte sich Miolnir rasch abhängen lassen, er hatte sich auch in diesem widerlichen Stechginster- und Weidendickicht des Sumpfes verlaufen, das bei seiner Größe die Sicht nach allen Seiten versperrte. Er hat te sich verlaufen und hatte Angst bekommen (eine unangenehme Empfindung für einen Zwergenritter von seinem Ruf).
    »Und warum hat der da eigentlich nichts unternommen?«, schrie er und deutete

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