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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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eine Schneise durch die Menge. Die Menschen gaben nur murrend den Weg frei, denn die Erinnerung an den Krieg war nicht so leicht auszulöschen.
     
    Kurz vor der Sext begannen die Glocken zu läuten, und die Menge strebte zur Kirche. Das Glacis, das um die äußerste Ringmauer verlief, war bereits schwarz von Leuten, so dass die Scharwachen größte Schwierigkeiten hatten, der königlichen Prozession den Weg frei zu machen.
    Den Vivats und dem stürmischen Jubel der Bevölkerung in Loth zum Trotz sagte Uther kein Wort und hatte den Blick gedankenverloren in die Ferne gerichtet, während er mit düsterer Miene den kleinen, in Windeln gewickelten Körper Artus’, der unter seinem Mantel kaum zu sehen war, an sich gepresst hielt. Igraine ritt an seiner Seite, bleich, aber aufrecht.
    Sie war prächtig herausgeputzt, in weißen Samit gehüllt, Bliaud und Mantel mit Hermelin verbrämt, und saß auf einem schneeweißen kleinen Paradepferd, das so schön und so herrlich gewachsen war, wie sich nur irgend denken lässt. Die Kandare war aus feinstem Silber, ebenso das Vorderzeug und die Steigbügel. In den Sattel aus Elfenbein waren höchst kunstvolle Miniaturen von edlen Damen und Rittern geschnitzt. Das Satteltuch war von einem reinen Weiß, hing bis zur Erde hinab und war aus demselben Samit wie die Gewänder der Königin.
    Igraine hatte die schleierartige Guimpe, die ihr Gesicht eng umschloss, heruntergestreift und lächelte in die Menge, doch die Schweigsamkeit des Königs trieb ihr die Tränen in die Augen. Kurz zuvor hatte Uther eine flüchtige Unterredung mit ihrem Bruder, Léo de Grand, geführt, und er hatte den liebenswürdigen Gruß von Sire Bran, Regent der Zwerge unter dem Berg, nur knapp erwidert. Die Herzogin Helled de Sorgalles war bislang nicht erschienen, doch ihre Verspätung allein vermochte die schlechte Laune des Königs nicht zu erklären. War es Merlin, der ihm derart zu schaffen machte dieser finstere Gesell mit dem Kindergesicht, dessen bloßer Anblick sie so bedrückte, dass sie fast ohnmächtig wurde? Einen Augenblick lang dachte sie an Frehir und bekam Angst, er möchte womöglich in der Nacht gestorben sein. Doch das konnte es nicht sein ... Bruder Blaise, der Kaplan, hätte sie davon unterrichtet. Zudem wurden die Heilkundigen seit dem Tag, da die Reiter des Königs seinen leblosen Körper hergebracht hatten, nicht müde zu verkünden, dass der Barbar wieder zu Kräften käme. Doch die Königin wusste natürlich nicht, dass Frehir bereits wieder bei Bewusstsein war und mit Uther gesprochen hatte.
    Vor dem Kirchenportal ließ das Königspaar Reittiere und Eskorte zurück. Einzig begleitet von der hoch gewachsenen Gestalt Antors, Ritter und Kronvasall der Königin, dessen roter Mantel gleich einem Feldzeichen aus der Menge aufragte, gesellten sie sich zu den anderen Müttern, die gekommen waren, um die Reinigung zu empfangen. Der Tradition gemäß standen Männer und Frauen getrennt, und es oblag den Vätern, sich um ihre Neugeborenen zu kümmern. Hierüber war Uther entzückt. Ebenso unbeholfen und ebenso stolz wie die anderen, fühlte er sich in ihrer Gesellschaft von seiner drückenden seelischen Bürde befreit. Da waren ein Reisiger, der mit geschwellter Brust die Farben des Herzogtums von Carmelide zur Schau trug, einige mit groben Hosen und wollenen braunen Überröcken bekleidete Bauern, zwei junge Städter, ein Schmied, der noch seine Lederschürze anhatte, sowie ein junger Krautjunker im Sonntagsstaat mit einer scharlachroten Gugel auf dem Kopf, deren lange, schwanzartige Sendelbinde ihm wie eine züngelnde Flamme über den Rücken fiel und jeder von ihnen hielt seinen Sohn oder seine Tochter auf dem Arm, und ihre Frauen ergriff die Rührung, als sie sie so glücklich sahen.
    Zu Uthers großem Verdruss fing Artus jedoch alsbald an zu brüllen, und er warf der Königin einen hilflosen Blick zu. Sie schenkte ihm ein Lächeln, hob aber die Hände, als wolle sie sagen: »Sieh zu, wie du zurechtkommst«, woraufhin der junge König sein Kind energisch wiegte, was sein Geschrei nur noch verstärkte und dazu führte, dass die anderen Babys ebenfalls zu weinen begannen. Bald plärrte die ganze Kinderschar aus vollem Halse, was die Väter zum großen Amüsement ihrer Frauen in vollkommene Verwirrung stürzte.
    Das Gelächter hatte die ungute Spannung zerstreut, die der König verbreitet hatte. Der Platz hallte erneut von fröhlichem Stimmengewirr wider, und ringsum herrschte eine Atmosphäre wie

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