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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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auf, erschrocken über seinen brüsken Ton.
    »Dieser Vorname passt nicht zu ihr«, erklärte er, um einen milderen Ton bemüht. »Von jetzt an wirst du nur ihren zweiten Vornamen, Anna, benutzen, so wie ihre Mutter und ich es verlangen.«
    Die Frau senkte demütig den Blick, was das Unbehagen nur noch verstärkte. Anna hatte das Haar ihrer Mutter, blond und gelockt, und einen derart blassen Teint, dass man sie für eine Elfe hätte halten können. Sie war einige Monate vor Morgane geboren, und obgleich sie nichts gemein hatten bis auf das Schicksal, dass sie seine Töchter waren, durch seine Heirat zu Schwestern geworden, die zwei Welten entstammten, wie sie verschiedener nicht zu denken waren, wurde Uther die Vorstellung nicht los, dass sie sich ähneln müssten. Morgane, das Feenkind von Avalon, und Morgause, die Tochter des hartherzigsten und hinterhältigsten Mannes, dem er je begegnet war ... Wahrhaftig, die Ähnlichkeit ihrer Vornamen war ihm unerträglich.
    Noch während er diese Gedanken verscheuchte, streckte er die Hand nach dem kleinen Mädchen aus. Doch kaum berührte er ihre Haare, fing sie auch schon zu weinen an.
    »Tut mir leid, Sire«, stammelte die Amme. »Es geht ihr nicht besonders gut heute Morgen.«
    »Ja ...«
    Uther wandte sich zu Ulfin um, der seinen Blick mied.
    »Nun gut, wenn sie fertig ist, nimm sie mit!«, murmelte er, verstimmt durch das Geheul, das ihm schier das Trommelfell zerriss. »Oder lieber doch nicht. Vertrau sie einer Kammerzofe an, und komm zurück, um auf Artus Acht zu geben. Dieses Kind ist bereits zu alt, um noch gestillt zu werden. Von nun an wirst du dich nur noch um den Prinzen kümmern.«
    Er sah nicht die Tränen in den Augen der Frau schimmern. Seit über einem Jahr war sie Morgause oder Anna, wie auch immer der Name lautete, den sie ihr zu geben beliebten nicht von der Seite gewichen.
    Uther, der sich nicht weiter um die beiden kümmerte, trat an die Wiege und legte Artus behutsam hinein. Er war ein strammer kleiner Junge, mit einem Haarschopf zur Welt gekommen, so dicht und schwarz, wie ihn noch keine Hebamme je zu Gesicht bekommen hatte. Die Stirn gerunzelt und die geballten Fäuste an den Körper gepresst, eignete ihm noch im Schlaf ein Anschein von Ernsthaftigkeit, ja fast von Verbissenheit, und seine Miene war dermaßen grimmig, dass es beinahe komisch anzusehen war. Wie der Bär, dessen Namen er trug, war er hässlich, aber kräftig und wirkte, als sei er in ständiger Verteidigungsbereitschaft. Nach Ablauf eines Monats wog er neun Pfund, ein wahrer Prachtjunge und ein stolzer Erbe, den sein Vater noch heute, während der Reinigungszeremonie, freudig dem Volk und den Baronen präsentieren würde.
    Erst als er den Blick wieder von seinem Sohn löste, entdeckte Uther Merlin, der ebenfalls an der Wiege saß, reglos und so dunkel gekleidet in seinem langen nachtblauen Gewand, dass man von ihm im Dämmer des Alkovens lediglich das weiße Haar und das ironische Aufblitzen seines ewigen Lächelns sah.
    »Weißt du, man ändert ihr Schicksal nicht, indem man den Namen ändert«, bemerkte der Kindmann und stand auf.
    »Zum Henker noch mal, Merlin, warum hast du nicht gesagt, dass du da bist!«
    Uther sah sich nach Ulfin um, um ihm eine Rüge zu erteilen, doch der Ritter war bereits mit der Amme aus dem Zimmer geschlüpft.
    »Im Übrigen weißt du ja, dass Morgane sich selbst nicht so nennt«, fuhr der ungebetene Gast in jenem unbekümmerten Ton fort, der Uther schon immer aufs Äußerste gereizt hatte, und schob sich an ihm vorbei. »Ihre Mutter nennt sie Rhiannon, die Königliche, damit die Elfen niemals vergessen, dass sie eines Tages ihre Königin sein wird ...«
    »Ich weiß«, erwiderte Uther. »Doch du warst derjenige, der auf dem Namen Morgane bestanden hat. Und bisweilen sage ich mir, du hast es absichtlich getan, du wusstest, dass Gorlois seine Tochter Morgause nennen würde, und hast einen weiteren deiner teuflischen Streiche ins Werk gesetzt!«
    »Wirklich? Das ist seltsam ... Ich denke ebenfalls ab und an, dass dir Gott weiß was zuzutrauen ist...«
    Im Dunkeln sah Merlin auf Grund seines weißen Haars und seiner Magerkeit aus wie ein alter Mann. Doch sobald er vortrat in den Schein der Kerzen, wurde er wieder zu dem Kindmann von undefinierbarem Alter, halb Elf, halb Mensch, bei dessen bloßem Anblick die meisten, die ihn zum ersten Mal sahen, ein Unbehagen beschlich.
    »Ich hatte dich gebeten, dich um Frehir zu kümmern«, knurrte Uther. »Du solltest

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