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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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der Nacht erwacht waren, schweißgebadet und mit pochendem Herzen.
    Der Wald brannte lichterloh. Die Bäume krümmten sich unter den Flammen, ihr ganzes Geäst ächzte, und mit krachender Rinde stießen sie markerschütternde Hilferufe aus.
    Lliane, die sich unter ihnen befand, rannte wie eine Wahnsinnige und erblickte bereits den schauerlichen rötlichen Schein, der auf gespenstische Weise die Nacht erhellte. Genau wie die anderen hatte sie die Klage der Bäume vernommen, genau wie sie war sie losgestürzt, um dem Wald zu Hilfe zu eilen, hatte, ohne es überhaupt zu merken, ihre Insel verlassen, ihre Gefährtinnen und ihre Tochter. Genau wie sie empfand sie die Bereitschaft, zu töten und gegebenenfalls auch selbst ihr Leben zu opfern, um das Land von Eliande zu verteidigen. Doch das Grauen dieser Schändung hatte noch etwas anderes als Hass oder Schrecken in ihr wachgerufen. Eine neuartige, unermessliche Kraft durchpulste sie, und sie bebte angesichts dieser Stärke. Die Elfen vermögen alle zu sehen bei Nacht, doch Llianes Blick durchdrang nicht nur die Finsternis: Sie sah noch weiter, bis unter die brennende Rinde selbst hinein und bis in die Adern der von den hoch züngelnden Lohen gekräuselten Blätter. Sie erahnte das Kochen des Saftes und das Glühen der dornigen Zweige. Sah die krallenbewehrte Hand und die lodernden Fackeln, die hässlich grinsenden Fratzen der Brandstifter und ihre pechschwarzen Waffen, die im Flammenschein glänzten. Sie sah das schmierige Gift, mit dem sie ihre Klingen bestrichen, ihre zerfransten Standarten, die Wölfe und die dunklen Rüstungen einer am Waldsaum verteilten Truppe, die lachend das Feuer betrachtete. Die Elfen rennen alle schnell, doch sie flog wie der Wind dahin, wobei sie die dornigen Sträucher zerteilte, ohne ihre Stiche zu spüren, mühelos, ja, ohne auch nur im Geringsten außer Atem zu geraten.
    Einige Klafter vom Waldrand entfernt sprang sie mit einem Satz über die verrenkte Leiche eines Goblins, der sich mit den Beinen in einem Gewirr aus Dornenranken verfangen und sich beim Aufprall auf eine Eichenwurzel das Genick gebrochen hatte. Bisweilen wussten die Bäume sich selbst zu verteidigen...
    Sie war die Erste, die am Saum von Broceliande aus dem Dickicht herausbrach: Sie durchkreuzte die Flammen und lief über die Glut, um dann aus dem Feuer herauszuschnellen wie eine aus der Unterwelt aufgetauchte Göttin und ihren langen Dolch zu schwenken. Ohne auch nur eine Sekunde innezuhalten, enthauptete sie mit einem kräftigen Schlag einen Goblin, worauf dessen schwarzes Blut herausspritzte. Ihre Kleider hatten Feuer gefangen, doch sie spürte nichts. Die düsteren Silhouetten der Monster, die von ihren Fackeln und dem rötlichen Schein der Feuersbrunst erleuchtet wurden, wirbelten heulend vor Wut um sie herum, und ihr Dolch fuhr wie ein silberner Blitz in ihre scheußlichen Reihen, um sie zu spalten, ohne dass es einem von ihnen gelungen wäre, sich ihr zu nähern.
    Ein schwirrendes Summen war zu vernehmen, wie von einem plötzlichen Windstoß oder einem vorbeifliegenden Bienenschwarm, und Dutzende von Goblins brachen von Pfeilen durchbohrt zusammen. Die Elfen hinter ihr sprangen nun ebenfalls mit schrillen Schreien durchs Feuer. Sie waren kaum auf die Feinde geprallt, schon ließen sie zuhauf ihr Leben, niedergemäht von den Krummsäbeln der Goblins oder zerfetzt von den Reißzähnen ihrer Wölfe. Einige fanden in den Flammen den Tod, da sie das Feuer nicht schnell genug durchquert hatten. Doch der Ansturm war zu gewaltig, um gebrochen zu werden, und die Dämonen waren nicht zahlreich genug. Es genügten wenige Minuten, um sie zu zerstreuen.
     
    Lliane blieb sprachlos stehen, außer Atem, während die Elfen sich um sie herum zu schaffen machten, ihr die brennenden Kleider vom Leib rissen und sie von diesem blutigen Schlachtfeld wegzogen, während sie bereits aus Moos gefertigte Pflaster auf ihre Verbrennungen pressten. Sie sah das Gesicht des alten Gwydion über sich gebeugt, dann das von Blodeuwez, und sie fühlte, wie deren weiße Hände lindernd über ihre glühende Haut glitten. Ihr Geist war jedoch an einem ändern Ort; sie nahm zum einen die überstürzte Flucht der Dämonen in die Nacht hinaus wahr, ihre animalische Furcht, aber zugleich auch die Präsenz von etwas anderem, eine anders geartete Furcht, von Menschen, auf der gegenüberliegenden Seite der Flammen.
    So erhob sie sich, mit nicht viel mehr als ihren vom Rauch geschwärzten hohen Wildlederstiefeln

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