Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
Vom Netzwerk:
hatte, ein Werk, das sie nicht kennen konnte, in dem er jedoch fieberhaft, wie ein Wahnsinniger zu blättern begann. Als er endlich fand, was er suchte, wurde seine Miene von einem unheimlichen Lächeln erhellt.
    »Qui Verbum cara factum est ...«, raunte er in eindringlichem Ton. »Das Fleisch gewordene Wort, gekreuzigt und am dritten Tage auferstanden von den Toten, sitzend zur Rechten des Vaters, um die Bitten derer zu erhören, die an ihn glauben, ihn, vor dessen heiligem Namen ein jeder niederkniet... Erbarme dich und beschütze dieses Geschöpf hier, Uther, vor allen, die ihm Schaden zufügen könnten, sowie vor den Angriffen der Dämonen, du, der du lebst und regierst in vollkommener Einheit ...«
    Igraine betrachtete den Mönch voller Abscheu, denn sein entrückter Gesichtsausdruck schien ihr eher von Teufelsbesessenheit als von göttlicher Inspiration zu künden. Und doch sah es aus, als würde Uther auf die vom Papst verfasste Anrufung reagieren. Durch sein wildes Aufbäumen hatte er die Laken von seinem schweißgebadeten Körper abgeschüttelt und wurde gegenwärtig von Schaudern gebeutelt, mit halb geschlossenen Augen und stoßweise gehendem Atem.
    »Er kommt wieder zu sich«, murmelte sie.
    »Dies ist das Kreuz Unseres Herrn Jesus Christus, in ihm liegt das Heil, unser Leben und unsere Auferstehung, und die Wirrsal all jener, die uns zu schaden suchen, sowie der bösen Geister«, fuhr Blaise fort, ohne sie anzusehen. »Flieht also, widrig gesinnte Mächte; denn ich beschwöre euch, Höllenteufel und all ihr bösen Geister, dass ihr von eurem trügerischen, diabolischen Spiel ablasst und unverzüglich verschwindet, im Namen des lebendigen, wahren und heiligen Gottes, Vater, Sohn und Heiliger Geist.«
    Uther schlug die Augen auf, wandte mühsam den Kopf, und sein Blick begegnete dem des Mönchs.
    »Im Namen dessen, der als Mensch gekreuzigt wurde und euch in dem Maße, in dem ihr euch genähert habt, zum Rückzug gezwungen hat, möget ihr dieses Geschöpf weder in seinem Körper noch außerhalb seines Körpers heimsuchen oder ihm Kummer bereiten, weder durch euren Anblick noch durch euer Furcht erregendes Wirken, weder bei Tage noch bei Nacht; andernfalls werde ich sämtliche Flüche auf euch herabsenden sowie alle erdenklichen Folterqualen, im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit.«
     
    Uther erwachte. Und im selben Moment schrie Lliane im Wald von Eliande im Schlaf auf, ein markerschütternder Schrei, so schrill und so unvermittelt, dass den Elfen das Blut in den Adern gefror.
    Léo de Grand kam kurz vor Einbruch der Morgendämmerung wieder zu Bewusstsein. Die Kälte hatte ihn aufgeweckt. Die Kälte und die Feuchtigkeit. Als er bemerkte, dass er nackt war, hingestreckt auf ein Lager aus Farnkraut, wollte er sich aufrichten, doch sogleich durchfuhr ihn ein heftiger Schmerz, und er schrie auf. Dort, wo sein Schulterblech befestigt war, hatte ihm der Krummsäbel eines Goblins beinahe den Arm abgetrennt. Als er sich instinktiv an die Stelle fasste, entdeckte er einen dicken Salbenverband aus Blättern, die zu einer wohlriechenden Masse verknetet waren.
    »Nicht bewegen ... «
    Es war eine Frauenstimme, ja beinahe die eines Kindes, säuselnd und fast schon unnatürlich hoch.
    Er riss die Augen auf, in dem Versuch, das Wesen zu erkennen, das da soeben zu ihm gesprochen hatte, doch die Dunkelheit ließ ihn lediglich eine helle Gestalt erahnen, die an seiner Seite kniete. Dann fühlte er eine sanfte Hand auf seiner glühenden Stirn, leicht wie ein Blütenhauch.
    »Sei beruhigt, großer, großer Mann«, raunte die Gestalt mit leiser Stimme. »Deine Verletzung ist schwer, aber du wirst genesen. Diese Pflanzen hier werden helfen, dass die Wunde sich schließt.«
    »Was hast du mir auf die Schulter geschmiert, du Hexe, es brennt!«
    Er versuchte erneut, den Verband herunterzureißen, aber ihre Hand war schneller; sie packte ihn und drückte ihn mit einer Kraft, die er ihr nicht zugetraut hätte, auf den Boden.
    »Das ist das Gift, das brennt. Sie reiben stets ihre Klingen damit ein, das solltest du eigentlich wissen ... Vertrau mir, Konnetabel. Wenn ich dich hätte töten wollen, wärest du nicht mehr hier, in meiner Hütte, sondern würdest da draußen mit den anderen verwesen ... Und damit du weißt, worum es sich handelt: Es sind nur Kiefernharz, Efeuund Erdbeerblätter, Rainfarn und Mohn darin ... sowie einige Pflanzen, die du vermutlich nicht kennst.«
    Léo de Grand ließ sich nach hinten sinken. Urplötzlich

Weitere Kostenlose Bücher