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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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der Herzogin Helled entgegenmarschieren und dann bis zu den Marken vorstoßen ... Es handelte sich um einen Erkundungseinsatz, aber Léo befand sich an der Spitze eines echten Heeres, in dem die wichtigsten Kräfte des Königreiches versammelt waren. Uther schenkte dem Bericht dieses Frehir ganz offensichtlich Glauben ...
    In dieser unwegsamen Landschaft hatte sich die Truppe binnen Stunden auf dem engen und rutschigen Weg zu einer gefährlich langen Schlange auseinander gezogen. Carmelide hatte sehr wohl versucht, Gruppen von Bogenschützen und Fußsoldaten als Flankenschutz auf die Anhöhen zu beiden Seiten hinaufzuschicken, doch die Männer waren rasch derart erschöpft davon gewesen, sich einen Weg durch die Hügel zu bahnen, die steil waren wie Berge, überströmt von Regenwasser und zu weiten Teilen dicht von Tannen bewachsen, dass er es schließlich aufgegeben hatte.
    Aber was sollte es schon, es konnte eigentlich nicht mehr weit sein. Vermutlich hätten sie noch vor der Mittagsstunde den Hügel mit der ersten vorgelagerten Befestigungsanlage des Herzogtums von Sorgalles erreicht und hätten endlich Nachricht von der Herzogin Helled wie auch von den Truppen, die diese in Richtung Marken gesandt hatte.
    Léo de Grand schauderte. Sein wetterfester Umhang, seine Stiefel und selbst seine Bruch waren völlig durchweicht, bei jedem Schritt liefen ihm kalte Rinnsale den Rücken hinunter, und aus seinen Haaren und seinem Bart troff das Wasser. Die Feuchtigkeit drang überall ein, selbst in die Maschen seines Kettenhemdes und das dicke Lederfutter darunter. Und außerdem hatte er Hunger, denn er hatte seit drei Tagen nur rohen Schinken und Schwarzbrot zu Abend gegessen, ohne dass es ihm beschieden gewesen wäre, irgendetwas Warmes in den Bauch zu bekommen. Wie all seine Männer fühlte er sich erschöpft, krank und fiebrig und hatte unerträgliche Laune. Sie waren drei Tage lang marschiert, was nicht wirklich schlimm gewesen wäre, doch die Moral der Truppe war rapide gesunken, und der Regen trug auch nicht zu ihrer Aufmunterung bei. War es möglich, dass sie alle Angst hatten?
    Plötzlich schwappte eine Woge von Schreien und Jubelrufen zu ihm herüber. Ein Kavallerist in einer ledernen Brünne, auf die das Wappen Erbins aufgemalt war, ein roter Drache auf blauem, ausgezacktem Grund, galoppierte auf ihn zu und fuchtelte wild mit den Armen. Carmelide lächelte, als er ihn erkannte. Es war der junge Geoffroy, einer von denen, die sich damals, vor langer Zeit, während des Turniers in Loth auf seine Seite gestellt hatten.
    »Nun?«, brüllte der Herzog. »Was gibt’s?«
    »Die erste Befestigungsanlage, Messire! Die erste Befestigungsanlage ist in Sicht!«
    »Potzblitz, das ist die beste Nachricht des Tages!«
    Der Konnetabel gab seinem Pferd die Sporen und ritt, eskortiert von dem Ritter, in leichtem Trab die lange Reihe der Fußsoldaten entlang. An einer Biegung erblickten sie das kleine Fort, das keine halbe Meile 3 mehr entfernt war und auf einer hoch über dem Weg aufragenden, gerodeten Anhöhe lag. Es war nur ein Vorposten, errichtet aus Pfählen und Strohlehm, dessen einziger steinerner Schutzbau in einem dicken viereckigen Turm bestand, der als Bergfried fungierte; doch dort hätten sie wenigstens für die Nacht ein Dach über dem Kopf und könnten eine warme Mahlzeit zu sich nehmen. Binnen weniger Minuten verbreitete sich die Kunde bis zur Nachhut und verlieh den ermatteten Soldaten frische Kraft. Ihr Schritt wurde schneller, und in dem langen Zug wurde von der Spitze bis zum Ende Stimmengemurmel laut, ohne dass die Sergeants auf die Idee gekommen wären, die Gespräche zu unterbinden und Ruhe zu fordern.
    Léo de Grand, der sich nach wie vor in Begleitung des jungen Geoffroy d’Erbin befand, war bis zu den Kundschaftern vorgaloppiert. Die beiden hätten diese, ohne sie zu sehen, überholt, wenn nicht einer von ihnen, ein zotteliges langes Elend, dessen Haar so starr vor Schmutz war, dass er aussah wie ein Igel, ihnen direkt vor die Füße gesprungen wäre, um sie aufzuhalten. Die restlichen hatten sich in den Graben unterhalb des Damms gekauert, den Blick unverwandt auf das kleine Fort gerichtet.
    »Was ist los?«, stieß der Herzog hervor.
    Der Igel legte den Finger auf die Lippen und deutete auf die Befestigungsanlage.
    »Kein Rauch«, sagte er. »Keine Standarte. Nichts rührt sich ... «
    Die Begeisterung Léo de Grands verpuffte wie ein Soufflé, das in sich zusammenfällt, und sein Herz fing zu rasen an.

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