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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Ansicht, dass die Götter eine neue Welt herbeiwünschen, eine Welt, in der endlich Frieden herrscht... Vielleicht war das letztendlich der Sinn des Lebens?«
    Ein lang anhaltendes Schweigen folgte auf die Worte des jungen Druiden. Jeder von ihnen starrte jetzt geistesabwesend vor sich hin und betrachtete die Flammen, die inzwischen unter einem feinen Schneeregenschauer knisterten. Ihre Pferde, ihre Pelze und die Maschen ihrer Kettenpanzer waren von einer schimmernden weißen Schicht überzogen, doch sie harrten aus und fröstelten nicht einmal, so tief waren sie in Gedanken versunken.
    Eine Art ersticktes Heulen, ähnlich dem »Schuhu« einer Eule, riss sie aus ihrer Lethargie und ließ sie alle gleichzeitig aufblicken. Es war Bran, der weinte. Den Kopf in den verschränkten Armen vergraben, die Schultern von Zuckungen geschüttelt, gleichgültig angesichts dessen, was die anderen von ihm denken mochten, weinte er um Baldwin und die Zwerge vom Roten Berg, die für immer in den finsteren Tiefen ihrer eingestürzten Stadt verschüttet waren, vielleicht bereits gestorben und dem Vergessen anheim gegeben. Er beweinte sein verpfuschtes Leben und all die Kinder, die niemals das Licht der Welt erblicken würden, den verblichenen Ruhm des Zwergenvolkes, die traurige Existenz, die ihm zu fristen blieb. Er weinte vor Erschöpfung und vor Resignation, weil so viele Monate der Mühen, so viele zurückgelegte Meilen, so viele Schlachten und Tote hier mündeten, in diesem verschneiten Tal, mit einer Rede von Merlin und dem Ende der Hoffnung. Einige Monate oder gar Wochen zuvor hätte er vermutlich noch wie Onar und Sudri reagiert, hätte wahrscheinlich gebrüllt und wäre Merlin an die Gurgel gesprungen, um ihm gewaltsam den Mund zu stopfen. Doch er hatte so vieles zu sehen bekommen mittlerweile wusste er, dass der Druide die Wahrheit sprach. Die Götter hatten die Königreiche unter dem Berg aufgegeben. Und Caledfwch wiederzugewinnen würde daran nichts ändern ...
    Als sein Tränenstrom versiegte, wurde er des Schweigens gewahr, das sich über ihre Truppe gesenkt hatte, und er wischte sich die Augen trocken, bevor er den Kopf hob. Sofort begegnete er Uthers müdem, entmutigtem Blick. Dies war nicht der Blick eines Siegers. Uther war gealtert, und er schlotterte trotz des Feuers und seines Pelzmantels vor Kälte. Konnte es sein, dass die Menschen ebenfalls zum Aussterben verurteilt waren, dass am Schluss die Dämonen allein über die Welt regierten? Dieser Gedanke erschien ihm unerträglich, und er war plötzlich voller Zorn angesichts der Niedergeschlagenheit des Königs. Wenn Merlin die Wahrheit sagte, dann war letztendlich das Schicksal der Zwerge von Stund an eng an das der Menschen geknüpft!
    Bran beugte sich zur Seite, zu dem Kindmann hin.
    »Wenn ich es recht verstanden habe, meinst du, dass der Stamm der Dämonen verschwinden wird, wenn wir uns der Lanze von Lug bemächtigen, genau wie das Volk unter dem Berg nach dem Raub von Caledfwch?«
    »Die Lanze, ja«, murmelte Merlin, ohne ihn anzusehen. »Wenn sie ihren Talisman verlieren, sind sie, ebenso wie ihr, nicht zum Verschwinden verdammt, sondern dazu, sich mit einer anderen Rasse zu vermischen ... Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Alle, die ums Feuer herum gesessen hatten, waren aus ihren trübseligen Gedanken hochgefahren und hielten, aus der Benommenheit erwacht, den Atem an, um nichts von dem Wortwechsel zu verpassen. Bran hob selbstbewusst den Kopf und bot ihren Blicken wacker die Stirn, ja, er lächelte sogar, als sei der Untergang seines Volkes bereits ein abgeschlossenes Kapitel der Geschichte.
    »Also gut, ich bin einverstanden«, sagte er (und es dauerte eine Weile, bis jeder begriff, wovon er sprach). »Wenn ihr mich gern dabeihaben wollt, werde ich mit euch gehen.«
    Er stieß einen resignierten Seufzer aus.
    »... Schließlich habe ich nicht viel zu verlieren.«
    »Du kannst immerhin dein Leben verlieren«, murmelte Merlin.
    »Ja, schön ...«
    »Wartet!«
     
    Merlin und Bran drehten sich wie ein Mann zu Ulfin um.
    »Verflucht noch mal, bin ich denn der Einzige hier, der nichts versteht?«, knurrte der Recke. »Wovon redet ihr eigentlich, potz Blitz? Wollt ihr losziehen, um den Talisman der Dämonen zu entwenden, ist es das?«
    »Nun, ja ...«
    »Dann viel Glück! Was glaubt ihr eigentlich? Sie haben gerade erst den Großteil unserer Armee vernichtet. Habt ihr euch einmal angeschaut? Meint ihr wirklich, sie werden euch einfach so gewähren

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