Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
fragte mich, ob du noch am Leben seist... Ich liebe dich, Uther. Ich liebe dich mehr, als du dir vorstellen kannst. Doch selbst in den schlimmsten Momenten, wenn ich dich tot auf den Festungsmauern sah, verbrannt oder von den Wölfen verschlungen, hatte ich noch meine Kinder, und das war zumindest ein Grund weiterzuleben ... Wenn du stirbst, ist Artus alles, was mir von dir bleibt. Nimm ihn mir nicht fort. Ich flehe dich an, nimm ihn mir nicht fort.«
»Igraine, er ist von Geburt an zum König bestimmt. Das ist wichtiger als alles andere, das musst du verstehen ... «
»Und was interessiert es mich, dass er eines Tages König wird?«
Sie schrie nun, das Gesicht vom Weinen völlig verquollen. Als er einen weiteren Versuch machte, sie in den Arm zu nehmen, schlug sie ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
»Du hast nicht das Recht dazu! Ich bin die Königin! Mir hast du deinen Thron zu verdanken!«
Mit ihren zornfunkelnden Augen, den aufgelösten Zöpfen und dem tränenüberströmten Gesicht sah sie aus wie eine Wahnsinnige, und man konnte es wahrhaftig mit der Angst zu tun bekommen. Uther wich zurück. Seine Wange brannte, die Ohrfeige hatte ihn noch mehr erniedrigt als ihre kränkenden Worte, und auf Grund des Schlafmangels lagen seine Nerven blank.
»Es bleibt dir doch immerhin noch Anna ... «
»Der Teufel soll dich holen!«
Da stürzte er davon, nahm im Hinauslaufen sein Schwert vom Sessel und schlug die Tür hinter sich zu. Igraine fiel von Schluchzern geschüttelt auf die Knie, dann sank sie zu Boden.
»Der Teufel soll dich holen, Uther, dich und deinen unglückseligen Merlin!«
Doch Uther konnte sie nicht mehr hören. Er stürmte die Gänge hinunter wie ein Besessener, dabei legte er ein solches Tempo vor, dass Merlin rennen musste, um mit ihm Schritt zu halten; dann platzte er in Artus’ Schlafgemach hinein, wo er im Vorbeilaufen Antor und die Amme zur Seite stieß und kaum zu bemerken schien, dass sich die beiden zärtlich umschlungen hielten.
»Packt eure Sachen! Und seht zu, dass ihr in einer Stunde aufbruchbereit seid, mit dem Kind!«
Sein Gebrüll hatte das Baby geweckt, das in seiner Wiege zu schreien begann. Die Frau eilte Hals über Kopf zu ihm, während sie hastig ihr offenes Mieder zuschnürte, und hob ihn an ihren Busen, um ihn zu wiegen, doch Uther würdigte sie nur eines flüchtigen Blickes. Als er sich umwandte, sah er Merlin vor sich, zitternd wie Espenlaub.
»Gib auf ihn Acht, du verteufelter Bastard, als sei er dein eigener Sohn!«
»Er wird wie ein Sohn für mich sein«, erwiderte Merlin leise.
Uther musterte ihn und sah ihn so, wie er wirklich war, schmächtig und zutiefst verstört, und er unterdrückte den Drang, ihm sämtliche Knochen zu brechen. Dann fiel sein Blick auf Antor mit dem treuen Hundeblick, und sein Zorn verrauchte.
»Ach Antor, mein Guter ...«
Er schenkte ihm ein Lächeln und starrte ihn unverwandt an, während eine neue Idee in seinem Kopf Gestalt annahm, was allerdings so lange währte, dass der junge Ritter von einem Fuß auf den anderen trat und errötete wie ein unschuldiges Mädchen.
»Hast du Kinder, Antor?«
Der Ritter verneinte mit einem Kopfschütteln.
»Land?«
Er zuckte verlegen lächelnd die Achseln.
»Und du, liebe Frau?«, fragte Uther zur Amme gewandt. »Bist du verheiratet?«
»Mein Mann ist gestorben. Aber ich habe noch einen Sohn. Kai... Er ist beinahe zwei Jahre alt.«
»Einen Sohn ... Das ist gut.«
Uther wirkte jetzt wieder ziemlich munter, als er Merlin und die beiden anderen der Reihe nach mit höchst zufriedener Miene ansah.
»Also schön, Antor, ich überlasse dir meine Besitzung, Cystennin. Es handelt sich nur um einen befestigten Erdhügel am Saum des Waldes, doch das Gebiet hat den Rang einer Baronie und zählt einige Mansen, die dir ein schönes Auskommen ermöglichen werden. Und ich gebe dir diese Frau hier«, fügte er mit einem amüsierten Seitenblick auf die Amme hinzu. »Nehmt Artus mit, zieht ihn auf zusammen mit...«
»... Kai«, wisperte sie, als der König angestrengt nach dem Namen ihres Kindes suchte.
»Ja, richtig. Niemand soll erfahren, dass Artus mein Sohn ist, doch ich verlasse mich darauf, dass du ihn unter Einsatz deines Lebens verteidigst. Merlin wird mit euch gehen. Leiste ihm in allem Folge, Antor ... Er allein kann kommen und ihn euch wieder fortnehmen, wenn die Zeit reif ist.«
Uther zögerte einige Sekunden, dann strich er seinem Spross mit den Fingerspitzen über die Wange. Artus
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