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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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Haare zu färben und die Dämpfe von Feenklebstoff zu schnüffeln, waren ihre beiden Clans alles andere als erfreut gewesen. Im Gegenteil, beide Mütter hatten mit den Ausschluß aus ihren Clans gedroht, wenn sie nicht aufhörten, die Jugend des schottischen Feenreichs zu verderben. Als sie später Callum MacHardie, den berühmten Feeninstrumentenbauer, höflich gefragt hatten, ob er ihnen einen elektrischen Verstärker bauen könne, hatte er sie doch tatsächlich bei den Oberhäuptern ihrer Clans angeschwärzt, was ihnen lange Vorträge darüber eintrug, wie sich eine Fee zu benehmen hätte und wie nicht.
    »Feen sollen durch Wiesen streifen«, hatten die Oberhäupter erklärt. »Und Menschenkindern, die sich verlaufen haben, den Heimweg zeigen. Sie dürfen auch dafür sorgen, daß die Kühe von freundlichen Bauern mehr Milch geben. Aber eine Jugendrebellion anzuzetteln, so etwas gehört sich einfach nicht. So, und jetzt geht nach Hause und benehmt euch.«
    Kurz darauf waren Heather und Morag in T-Shirts mit dem Aufdruck »Die Fee mit dem geilsten Irokesen-Look in unserm Block!« durchs Tal geflattert, aber da niemand wußte, was ein Block war, kam der Witz nicht an.
    Morag stahl soviel kleine Leckereien, vorzugsweise Kekse und Doughnuts, wie sie nur tragen konnte, und verteilte sie an die Obdachlosen. Früher, zu Hause in Cruickshank, hatte sie keine Ahnung gehabt, welch unerfreuliche Seiten ein Menschenleben haben konnte. Trotzdem staunte sie immer noch über die Wunder dieser Stadt.
    Kerry war fünfundzwanzig und lebte in New York, seit sie fünfzehn war. Sie wunderte sich über nichts mehr, liebte aber die Stadt.
    Sie saßen in einer Bar an der Houston Street und tranken Bier aus der Flasche. Die Fee schwärmte von ein paar südamerikanischen Musikern, die sie am Broadway hatte spielen hören.
    »Wie gut die gespielt haben! Und so herrliche Rhythmen!«
    »Mmmmmh«, antwortete Kerry.
    »Und all die jungen Leute, die an ihnen vorbeischlenderten, um ihre neuen Kleider vorzuführen. Was für ein angenehmer Zeitvertreib!«
    »Mmmmmh«, antwortete Kerry.
    »Und wie romantisch, diese beiden Jungs, die auf der Feuerleiter saßen und sich küßten!«
    Morag war begeistert von den Feuerleitern, die sich die Fassaden hochwanden. Gern hüpfte sie die Sprossen hoch und runter und warf einen Blick in die Fenster.
    »Mmmmmh«, sagte Kerry.
    »Mit dir habe ich viel mehr Spaß als Heather mit diesem Klotz von einem MacKintosh. Das weiß ich genau. Der ist viel zu geizig, um Bettlern eine Botticelli-Postkarte oder Blumen zu geben.«
    Kerry schwieg.
    Der junge Barkeeper sammelte die Flaschen von ihrem Tisch ein und warf Kerry ein begehrliches Lächeln zu. Kerry starrte ins Leere.
    »Alle Leute lächeln dich an, Kerry!«
    Eine Träne kullerte Kerrys Wange hinunter.
    »Laß uns gehen«, sagte sie.
    Auf dem Heimweg begegnete ihnen eine besorgt aussehende Stadtstreicherin, die die 3. Straße hinaufschlich und hinter Autos und Laternenpfosten Deckung suchte.
    »Noch eine Verrückte. Es gibt so viele in New York.«
    Magenta war eigentlich nicht verrückt, aber nachdem sie infolge exzessiven Alkoholgenusses über den Fahrradlenker gesegelt war, fühlte sie sich nicht allzu wohl. Sie setzte sich in einen Hauseingang, fischte ihr gestohlenes Exemplar von Xenophons ›Expedition nach Persien‹ aus der Tasche und suchte darin nach einer Kur für ihren Kater.
    Die Vögel und Tiere im Central Park tratschten miteinander.
    »Eine Amsel hat mir erzählt, und die hat es von einer Möwe«, sagte eine Taube zu einem Eichhörnchen, »daß die Albatrosse nach irgendwelchen Wesen suchen, die eigentlich nur diese Feen sein können.«
    Die Tauben und Eichhörnchen sahen zu den Feen hinüber und fragten sich, ob es Ärger geben würde.
    »Mir fehlen Heather und Morag«, sagte Brannoc.
    »Nun, mir nicht«, antwortete Padraig und stimmte seine Fiedel. »Zwei streitsüchtigere Feen sind mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen. Kein Wunder, daß sie aus Schottland ausgewiesen worden sind. Und hätten sie es je bis Irland geschafft, wären sie auch von dort verjagt worden.«
    Seine Violine war gestimmt, und Padraig spielte auf. Er begann langsam mit ›The Miltdown Jig‹, spielte dann ein wenig schneller und schloß dann eine virtuose Interpretation von › Jenny’s Welcome to Charly‹ an, einen langen und komplizierten Tanz. Maeve fiel mit ihrem Dudelsack ein. Feenmusikanten können die Lautstärke ihrer Instrumente auf magische Weise

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