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Die Elfen

Die Elfen

Titel: Die Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen , James Sullivan
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Bibliothek führt.«
    Nuramon antwortete nicht. Was hätte er auch sagen sollen? All seine verbliebenen Hoffnungen hatte er in die Bibliothek gesetzt. Nun, da sie einmal hier waren,
    würden sie so lange suchen, bis sie ein Tor fanden!
    Mandred schien von der gedrückten Stimmung der beiden Elfen nichts mitzubekommen. Er wirkte ganz hingerissen von all den fremden Eindrücken und warf jeder auch nur halbwegs ansehnlichen Frau lüsterne Blicke zu. Manchmal beneidete Farodin seinen Gefährten geradezu. Dessen Leben war kurz, und er nahm es überraschend leicht. Nichts schien ihn nachhaltig in eine trübe Stimmung versetzen zu können. Er fand immer etwas, woran er sich begeistern konnte, und sei es, dass er flüchtigen Genüssen in Form eines Besäufnisses oder einer Liebesnacht hinterherjagte. Vielleicht lebte er ja ein besseres Leben?
    Sie mochten eine Meile gegangen sein, als die Straße, der sie bisher gefolgt waren, auf eine Säulenallee traf, die ungleich prächtiger war. Unschlüssig, wohin sie gehen sollten, bogen sie schließlich auf die Prachtstraße ab. Hier war das Gewühl der Menschen noch dichter. Rechts und links der Säulenreihen lagen Ladenzeilen. Auch sie öffneten sich mit weiten Türen zur Straße hin und prunkten mit kostbaren Gütern. So gab es Stoffe aus aller Menschen Länder und hübsch bemalte Vasen und Dosen. Goldschmiede fertigten unter den Blicken neugieriger Passanten hauchzartes Geschmeide aus feinen Drähten an.
    Jede dritte Säule trug in fünf Schritt Höhe ein Sims, auf der eine überlebensgroße Statue aufgestellt war. Gekleidet in grellbunt bemalte Gewänder, blickten sie würdevoll auf die Passanten zu ihren Füßen. Manche von ihnen waren mit goldenem Schmuck behängt. Farodin fragte sich, ob sie Götter darstellen sollten oder vielleicht doch eher besonders erfolgreiche Kaufherren.
    Ein Stück voraus erklang ein herzerweichendes Gewimmer. Bald erreichten sie einen Platz, auf dem Marktstände aus buntem Stoff aufgebaut waren. Jeder der Stände war mit dutzenden Amphoren bestückt.
    »Ein Weinmarkt!«, jubelte Mandred. »Das sind alles Weinamphoren.«
    Ein magerer Kaufmann mit roter Nase winkte ihm freundlich zu und hielt einen Tonbecher hoch.
    »Er lädt mich zum Kosten ein!«
    Nuramon deutete auf einen Pfahl, der hoch über den Ständen aufragte. Eine junge Frau war darauf gespießt worden. Man hatte ihr die Kleider vom Leib gerissen. Ihr ganzer Körper war mit blutigen Striemen bedeckt. Sie wimmerte leise. Noch während Farodin hinaufblickte, erzitterte sie, und er sah, wie das Gewicht ihres eigenen Körpers ihr die Spitze des Pfahls ein wenig tiefer ins Fleisch trieb.
    »Willst du hier wirklich trinken?«, fragte Nuramon.
    Mandred wandte sich angewidert ab. »Warum tun sie das? Was mag die Frau wohl verbrochen haben? So eine schöne Stadt… und dann so etwas. Vielleicht ist sie ja eine Kindsmörderin?«
    »Ah! Das würde natürlich rechtfertigen, sie auf so bestialische Weise zu Tode zu quälen. Wie konnte ich das nur übersehen!«, entgegnete Farodin schärfer, als es angemessen gewesen wäre. Was konnte Mandred schon für die Grausamkeit der Herrscher von Iskendria!
    Schweigend schoben sie sich weiter durch das Gedränge auf der Prachtstraße, bis die Menge um sie herum plötzlich von Unruhe ergriffen wurde. Ganz in der Nähe ertönten Trommelschlag und der helle Klang von Zimbeln. Die Menschen rings herum wichen bis zu den Säulen zurück. Das Geschrei der Händler und die Gespräche der Passanten verstummten. Die Straße war plötzlich leer. Nur sie drei standen noch dort.
    »Heh, Nordmann!« Ein stämmiger blonder Mann trat aus dem Spalier der Menschen. »Weg dort!« Er redete in der Sprache von Fargon. »Die Königin dieses Tages kommt!«
    Aus einer breiten Seitenstraße bog eine Prozession auf die Säulenallee. Junge Mädchen in strahlend weißen Kleidern eilten dem Zug voraus und streuten Rosenblätter auf das Pflaster.
    Die drei Gefährten beeilten sich, von der Straße fortzukommen. Der blonde Mann drängte sich an ihre Seite. Sein Gesicht war voller Bartstoppeln, über denen himmelblaue Augen strahlten. »Ihr seid fremd, nicht war? Ich wette, ihr seid heute erst in die Stadt gekommen. Ihr braucht einen Führer. Zumindest für die ersten Tage, bis ihr euch hier zurechtfindet und die Gesetze von Iskendria kennen gelernt habt.«
    Den Blumenjungfern folgte ein Trupp Soldaten mit bronzenen Brustpanzern und Helmen, auf denen schwarze Federbüsche wippten. Sie trugen

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