Die Elfen
umarmte sie Farodin und küsste ihn auf die Wange. »Ich wünschte, ich könnte irgendetwas für euch tun.« Sie schloss nun auch Nuramon in die Arme, küsste ihn aber nicht. »Ich bin so froh für dich. Noroelle hatte Recht. Deine Sippe hat dein Wesen erkannt.«
Noch ehe Nuramon etwas erwidern konnte, sagte Obilee: »Kommt! Lassen wir die Königin nicht länger warten! Sie will gewiss erfahren, was ihr erlebt habt. Auch ich bin neugierig.«
Sie folgten Obilee in die Seitenkammer. Nuramon konnte sich kaum vom Blick der Kriegerin lösen. Es war so viel Schmerz und Sehnsucht darin gefangen.
Als sie in die Seitenkammer eintraten, traute Nuramon seinen Ohren kaum. Die kleine Yulivee stand neben der Königin, von Kriegern umgeben, und erzählte die Geschichte ihrer Reise durch Fargon. »Und als ich schon glaubte, mein Leben eingebüßt zu haben, da erreichte mich Nuramon und hob mich zu sich in den Sattel. Doch hört, was nun geschah! Na, was hättest du in dieser Lage getan?« Sie wandte sich an Ollowain.
»Ich hätte so schnell wie möglich kehrtgemacht, um dich in Sicherheit zu bringen«, antwortete der Krieger. »Dann wäre ich zurückgeritten und hätte mich der Menschen angenommen.«
Yulivee grinste frech. »Eine weise Antwort. Doch keines von beiden machte Nuramon. Denn es hätte unseren Tod bedeutet. Er riss sein Pferd nicht herum, denn die Gegner waren zu nahe.« Das sagte sie Ollowain reichlich spät, doch der Krieger von der Shalyn Falah lachte über Yulivees Worte. »Stattdessen stieß er durch deren Mitte, entging Hieben und Stichen und .« Die kleine Zauberin erblickte Nuramon und stockte. Dann aber sprach sie schnell weiter: »Und rettete die kleine Yulivee vor den bösen Menschen. Und wenn die kleine Yulivee sich vorsieht, wird sie auch morgen noch leben.«
Die Krieger lachten, und selbst der Königin lag ein Lächeln auf den Lippen. »Kommt näher!«, sagte sie. Und als Farodin und Nuramon vor ihr standen, erklärte sie: »Ich möchte euch beiden noch einmal danken, dass ihr Yulivee beschützt habt.« Sie fasste die Hand der Kleinen. »Ihr wisst nicht, wie sehr ihr mir und ganz Albenmark damit geholfen habt.«
EIN WALL AUS HOLZ
Eine frische Brise spielte mit Mandreds dünnen Zöpfen. Gemeinsam mit Liodred und einer Leibwache von Mandriden stand er auf dem westlichen Kliff über dem Eingang zum Fjord. Von hier aus konnte man weit über das Meer blicken. Es war ein schöner Spätsommermorgen. Der Wind trieb kleine weiße Wolken vor sich her. Die Sonne brach sich funkelnd auf dem Wasser, und deutlich malten sich die Umrisse der Schiffe gegen den Himmel ab. Es mussten weit über zweihundert sein. Alle trugen das Zeichen der verbrannten Eiche auf ihren Segeln.
»Eine halbe Stunde noch, dann werden die ersten von ihnen den Eingang zum Fjord erreichen«, sagte Liodred ruhig.
Mandred sah zu der kleinen Flotte hinab, die sich dem Angriff der Ordensritter entgegenstemmen würde. Sie hatten weniger als sechzig Schiffe. Fünfzehn davon waren so klein, dass sie gerade einmal zwanzig Mann fassten. Bei den dreißig stärksten Schiffen hatte man Ketten durch die Ruderluken gezogen, um sie untrennbar miteinander zu verbinden. So bildeten sie eine Barriere, die das tiefe Fahrwasser in der Mitte des Fjords blockierte. Hier würde die Schlacht toben, und hier würde sich der Kampf mit den Priestern entscheiden. Die kleineren Schiffe hielten sich etwas hinter der Barriere. Sie sollten Verstärkungen bringen, wenn die Kampflinie auf den zusammengeketteten Schiffen zu zerbrechen drohte.
Voller Sorge betrachtete Mandred die breiten Lücken rechts und links der Schiffsmauer. »Du bist dir wirklich sicher, dass sie dort nicht durchkommen werden, Liodred?«
»Ganz sicher, Ahnherr. Die Flotte unserer Feinde besteht überwiegend aus Koggen mit reichlich Tiefgang. Offen gesagt, ich möchte sie dazu verleiten, dass sie uns über die Flanken angreifen. Dicht unter dem Wasser verbergen sich dort tückische Klippen. Beim höchsten Stand der Flut mag ein geschickter Kapitän vielleicht eine Kogge durch die Riffe bringen, doch wenn das Wasser weicht, sind sie zum Scheitern verdammt. Wenn wir etwas Glück haben, werden sie auf diese Weise ein Dutzend oder mehr Schiffe verlieren. Sobald ihre Flotte auf gefächert den Fjord füllt, werden wir sie mit Brandern angreifen.« Der König wies hinab zu mehreren kleinen Fischerbooten, die hoch mit Reisig beladen waren. »Wenn der Wind richtig steht, werden sie erheblichen Schaden
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