Die Elfen
das Netz der neuen Albenpfade hier in der Welt der Menschen studiert. Ihr müsst in ein Kloster in den Bergen bei Aniscans gelangen. Ich werde euch einen Weg dorthin öffnen. Doch euch bleibt nicht viel Zeit. Ihr werdet an einem Albenstern herauskommen, an dem ihr sogleich ein Tor in die Zerbrochene Welt öffnen müsst. Dort findet ihr den Devanthar.«
»Aber können wir ihn mit unseren Waffen überhaupt besiegen?«, fragte Liodred.
»Haltet eure Waffen ins Feuer!«, entgegnete die Königin.
Farodin führte sein Schwert und seinen Parierdolch in die Flammen, Liodred seine Axt. Als Mandred und Nuramon ihre Waffen hoben, sprach die Königin: »Nuramon, Mandred! Ihr beiden nicht!«
Er ließ das Schwert stecken. Er wusste, dass sein altes Langschwert magisch war, das hatte er schon bei den Zwergen gespürt. Und auch seinem Bogen und den Pfeilen haftete Magie an. Er fragte sich, ob auch die Waffe der Gaomee von Magie erfüllt war.
Nuramon tauschte einen Blick mit Mandred. Der Jarl machte ein verwundertes Gesicht und schaute Ollowain an. Dem Krieger stand ein Schmunzeln auf dem Gesicht. Er hatte gewiss die ganze Zeit über gewusst, dass Mandreds Axt von Magie durchwoben war. Nuramon hatte nichts davon gespürt. Offenbar war der Zauber gut versteckt, was im Kampf gegen den Devanthar ein Vorteil sein mochte.
Die Königin winkte Obilee zu sich. »Du musst den Zauber auf die Waffen legen. Deine Magie ist ihm fremd.«
Die Kriegerin trat ans Feuer und zog ihr Schwert. Die Waffe beeindruckte Nuramon noch immer. Die Klinge war über und über mit Runen verziert, und die Bügel des Messingkorbs schienen ein verschlungenes Zauberzeichen zu bilden. Obilee hielt das Schwert zu Farodins und Liodreds Waffen ins Feuer. Es zischte leise, und die Flammen leuchteten hell auf. Dann wurden sie hellblau und leckten gierig nach den Klingen. Obilee blickte konzentriert auf ihr Schwert. Es knisterte, und blitzende Lichtfäden spannten sich von ihrer Klinge zu denen der beiden Krieger. Die Runen auf Obilees Waffe fingen an zu glühen. Auch der Korb, der ihre Hand umgab, leuchtete auf. Mit jedem Herzschlag schoss die Kraft aus Obilees Klinge durch die Lichtfäden, die nun zu Strängen anschwollen, und fuhr in die Schwerter der beiden Gefährten. Die Macht war so groß, dass Nuramon sie wie einen Windstoß spüren konnte. Schließlich zog Obilee ihr Schwert zurück und ließ es in die Scheide gleiten, ehe die Glut daran verblasst war. Die Schwertzauberin trat zur Seite und machte der Königin Platz.
Die Waffen Farodins und Liodreds wurden matt, die blauen Flammen des Lagerfeuers allmählich wieder rot. »Nehmt eure Waffen!«, sagte Emerelle.
Die beiden Krieger hoben die Klingen vorsichtig an und musterten sie, als wären diese ihnen gerade zum Geschenk gemacht worden. So viel Kraft Nuramon beim Zauber auch gespürt hatte: den Schwertern war nun kaum etwas von ihrer Magie anzumerken. Darin bestand das Geheimnis eines guten Waffenzaubers. So merkte der Gegner zu spät, welche Macht der Klinge innewohnte.
»Ihr alle verfügt nun über Waffen, denen Magie anhaftet«, sagte die Königin. »Ihr werdet sie in meinem Namen, aber auch im Namen der Menschen des Fjordlandes tragen. Und auch um euretwillen werdet ihr sie führen. Tretet vor mich!« Mandred, Liodred, Farodin und Nuramon taten, wie die Königin sie geheißen hatte. Dann sprach die Königin weiter. »Ihr werdet gegen einen Feind antreten, der eines Alben würdig ist. Ihr werdet nur eine Gelegenheit haben, ihn zu besiegen.«
»Aber kann uns dies gelingen?«, fragte Nuramon.
»Ja, Nuramon. Ihr alle habt eure Gründe, an diesem Kampf teilzunehmen. Und ihr werdet stark sein, wenn ihr dem Feind gegenüber steht. Denn nur eine magische Waffe vermag ihn endgültig zu töten.« Emerelle trat vor. Sie küsste Liodred auf die Stirn. »Fürchte nicht um das Schicksal deines Reiches! Bevor mein Volk morgen nach Albenmark zurückkehrt, werde ich, mit deiner Erlaubnis, die Patenschaft deines Sohnes antreten. Dann wird niemand es wagen, deinem Blute den Thron streitig zu machen, solange du nicht in Firnstayn weilst.« Sie trat vor Mandred. Auch ihn küsste sie. »Mandred Aikhjarto! Denk an den Manneber und was er dir genommen hat. Heute ist der Tag der Rache gekommen.« Sie trat vor Farodin und Nuramon und betrachtete sie beide. Dann küsste sie beide auf die Stirn und sprach: »Denkt an Noroelle! Nichts wird euch mehr Kraft verleihen.«
Nun traten die anderen zu ihnen und nahmen Abschied. Ollowain
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