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Die elfte Geißel

Die elfte Geißel

Titel: Die elfte Geißel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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vielleicht ein Code ... ich weiß es nicht genau. Auch Fogeti wusste es nicht.«
    »Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: Könnte es nicht sein, dass sie Sie verschaukelt?«
    »Ja. Aber wir haben nichts Konkreteres.«
    Sylvain Carrère versuchte, das Rätsel zu ergründen, das sich hinter den beiden Zahlenreihen verbarg.
    Seine Kenntnisse in Mathematik, die noch aus seiner Gymnasialzeit stammten, waren weitgehend versandet. Er gab die Zahlen in den Rechner seines Handys ein und versuchte aufs Geratewohl verschiedene Kombinationen, ohne irgendetwas zu finden, das sich mit dem Fall in Verbindung bringen ließ.
    »Und Sie glauben wirklich, dass diese Zahlen der Schlüssel sind, mit dem sich die Kinder ausfindig machen lassen?«
    Er unternahm einen neuen Versuch, um die Zahlen in die Gleichung des Falls einzufügen. Doch das einzige Ergebnis waren Kommata und Dezimalstellen. 51117. 22139. Die Zahlen führten ihn weiterhin an der Nase herum.
    Beinahe hätte er das Blatt vor Wut zerrissen. Noch weniger verstand er Broissards Gelassenheit. Er entzog sich dem Gericht und folgte einer Fährte, die nirgendwohin führte, mit einem Zahlenrätsel als einzigem Anhaltspunkt. Er vermied es geflissentlich, an seine eigene Situation zu denken. Die Motive seines Handelns waren ihm nur teilweise klar. Ein Verkehrsschild mit Beton und Feldern im Hintergrund riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Das ist nicht der Weg nach Dunkerque«, bemerkte er.
    Broissard war von der Autobahn abgefahren und befand sich auf dem Weg zu dem einzigen Menschen, der ihnen helfen konnte.
    »Ich will dir jemanden vorstellen.«

34
Marne-la-Vallée,
Haus mit der roten Tür,
Sondereinheit
    Léo war allein im Garten und flehte innerlich, ein heftiger Sturzregen, eine Sintflut, ein apokalyptischer Schauer möge auf seinen Körper niederprasseln und seine Muskeln entkrampfen. Erregte Stimmen drangen aus dem Wohnzimmer. Die Hauseigentümer diskutierten lautstark mit ihren Anwälten und dem Staatsanwalt.
    Ein Fiasko auf der ganzen Linie. Léopold zündete sich die x-te Zigarette an. Er musste die Zeit bis zum Eintreffen des Berichts des Erkennungsdienstes totschlagen. Keine Spuren von Kindern in diesem Keller. Der Familienvater hatte ausgesagt, nichts von der Existenz des Kellers gewusst zu haben. In der notariellen Urkunde stand es schwarz auf weiß: Das Haus hatte weder einen Keller noch einen Dachboden.
    Er hörte, wie sich jemand von hinten näherte, und drehte sich um.
    »Scheißtag, was?«, fragte der Chef des Spurensicherungsteams.
    Léo nickte.
    »Gerade hat man uns die Ergebnisse der Analysen des Blutes, das im Keller gefunden wurde, gemailt. Es ist Tierblut, offenbar Schweineblut. Wann genau die Wände mit dem Blut verschmiert wurden, lässt sich nur schwer feststellen. Aber wenn Sie meine Meinung hören wollen, ist das schon eine ganze Weile her. Wissen Sie, wer das getan haben könnte?«
    Léo seufzte. Genau das hatte er befürchtet. Schweineblut. Er erinnerte sich an den Vorfall in Jarnages.
    »Die breite Masse hasst Pädophile. Da kommt es oft zu Übergriffen. Nachbarn, Verwandte des Opfers oder auch Fremde, die sich in den Kopf setzen, dass die Gerichtsstrafen nicht ausreichen. Da greifen sie zur Selbstjustiz.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Leute die Wände mit Blut verschmiert haben, um ...«
    »Um den Vorfall zu sühnen«, sagte der Lieutenant.
    Bei dem Gedanken an den mit Blut befleckten Keller schauderte es Léo. Widerwillig folgte er dem Beamten der Spurensicherung und wich unterwegs den wütenden Blicken der Eigentümer aus.
    In den vier Ecken des Kellers standen Scheinwerfer. Eine gelbliche Beleuchtung, die ins Orange und Purpurrote spielte. Es roch wie in einem Schlachthof. Fliegen schwirrten durch die offene Kellertür herein und ließen sich in Trauben auf dem geronnenen Blut nieder. Léo, der sich von dem Licht geblendet fühlte, beschirmte die Augen mit der Hand und bahnte sich einen Weg durch Polizisten, die jeden Quadratmeter abfotografierten. Er folgte einem mit kleinen Betonklötzen markierten Weg bis zu den blutigen Arabesken, die den rissigen Verputz sprenkelten. Der Chef der Spurensicherung hielt ihm eine Phiole mit Ammoniak hin, die sich Léo unter die Nase hielt, mit der Hand die Mückenschwärme vertreibend. Beruhigt ging er neben dem Experten in die Hocke, der die Gipsabdrücke der Schuhsohlen auf dem Boden ausbreitete.
    »Mit Hilfe des elektrostatischen Entwicklers haben wir herausgefunden, dass mindestens zwanzig Personen diesen

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