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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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meiner Probleme gelöst. Dann kommt, ihr Jungen!«
    Pater Ivo drehte sich schwungvoll um, machte einen Schritt zum Ausgang des Refektoriums und verfing sich mit dem Fuß in einem Korb voller Garnknäuel. Er stolperte gegen Almut, die ihn in ihren Armen auffing und gerade noch halten konnte. Sehr schnell machte er sich wieder los und trat zurück. Doch nichts, aber auch gar nichts konnte ihn vor dem Peitschenhieb ihrer ungebärdigen Zunge retten.
    »›Wehe dem, der alleine ist, wenn er fällt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft!‹ Hat der Prediger gesagt!«
    Nur einen Wimpernschlag lang zögerte Pater Ivo, dann schoss er zurück: »›Und ich fand, bitterer als der Tod ist eine Frau, die ein Fangnetz ist‹, das hat er auch gesagt, Begine. Die barmherzige Mutter schütze Euch dennoch und bewache Eure Wege, denn damit habt Ihr mein drittes Problem gelöst - endlich habe ich einen passenden Predigttext für diese vermaled... diese Brautmesse am Sonntag!«
    Dann war er fort. Aziza und die Meisterin tauschten einen langen Blick, in dem sich Belustigung und Sorge widerspiegelten. Mit flinken Bewegungen faltete Magda das große Hungertuch zusammen, verkündete, Rigmundis umgehend damit betrauen zu wollen, und verließ den Raum.
    »Sag mal, meine keusche Schwester, ist dir eigentlich schon mal der Gedanke gekommen, den Pater zu einer Sünde zu verleiten?«
    Aziza hatte ganz deutlich ihre gute Laune wiedergewonnen, aber Almut starrte sie nur fassungslos an.
    »Warum denn das?«
    »Damit würdest du sein viertes und schwerstes Problem lösen.«
    »Ich verstehe dich nicht!«
    »Nein? Ich habe den Eindruck, du tust es sehr wohl. Merkst du nicht, wie sehr er dich begehrt?«
    »Nein.«
    »Merkst du denn wenigstens, wie sehr du ihn begehrst?«
    »Nein!«
    »Wie seltsam - alle anderen bemerken es.«
    Almut sah zu Boden.
    Diesmal war es Aziza, die ihrer Schwester den Arm um die Hüfte legte und ihr sanft ins Ohr flüsterte: »Du solltest wirklich einmal über die Sünde nachdenken.«
    Langsam löste sich Almut aus der Umarmung und ging mit gesenktem Haupt aus dem Raum.
     
    Sie hatte sich in ihre Kammer zurückgezogen und betrachtete die vergoldete Marienstatue. Verzweifelt suchte sie nach Worten, aber ein Gebet über die Sünde wollte ihr nicht einfallen. Schließlich legte sie den Kopf auf die gefalteten Hände.
    »Himmlisches Paradies, Rose der Welt, Gebieterin der Engel, oh Maria! Thron der Gnade, Zunge des Himmels, Ehre und Zierde der Welt, lass mich in dir geborgen sein«, flüsterte sie. »Du weise Jungfrau, du ehrwürdige Jungfrau, du lobwürdige Jungfrau, du mächtige Jungfrau, du gütige Jungfrau, du getreue Jungfrau - Mist, Maria. Sie hat ja Recht. Wenn ich ihn sehe, jauchzt meine Seele, wenn er mich anblickt, zittern meine Hände, wenn er mit mir spricht, bebt mein Herz. Und, vergib mir, sollte er mich je berühren, werde ich mich in Sünde verlieren. Aber es ist nicht möglich, selbst wenn Aziza auch da Recht hätte und er dasselbe fühlte wie ich. Er ist ein Mönch, ein Priester. Ich weiß, ich weiß, es gibt genügend Geistliche, die sich darüber hinwegsetzen. Pfarrkonkubinen gibt es in großer Zahl, und ihre Bastarde füllen die Klosterschulen. Aber er ist ein Mann von Prinzipien, und ich bewundere ihn dafür. O Königin der Jungfrauen, hilf mir, mein Herz mit einem Panzer zu umgeben und beschütze mich vor der Versuchung.«
    Sie hob die Augen zu Maria, doch die Rosa mystica, die geheimnisvolle Rose, lächelte nur ihr geheimnisvolles Lächeln.
    Wenig getröstet, aber wieder gefasst, kehrte Almut, als die Glocken zur Mitte des Tages läuteten, in das Refektorium zurück, wo nun Rigmundis, Ursula und Clara über dem Tisch das Hungertuch ausgebreitet und bereits mit den ersten Ausbesserungsarbeiten begonnen hatten.
    »Ach, gut, dass du kommst, Almut, dann kannst du mich hier ablösen. Diese feinen Fäden stauben so, und du weißt doch, meine empfindlichen Lungen …«
    »Ja, ich weiß. Und deine zarten Finger und dein schmerzender Rücken...«
    »Spotte du nur. Nicht alle können so gesund und robust sein wie du!«
    »Nein, natürlich nicht. Und nicht alle können so ausgesucht leiden wie du, wenn es um eine Arbeit geht, die du nicht gerne machst. Was soll ich tun?«
    Es war Rigmundis, die ihr ein Knäuel weißes Garn reichte.
    »Lass nur die Finger von der Goldstickerei. Daran wird Ursula weiterhin arbeiten. Du stopfst bitte nur die Löcher, die die Mäuse genagt haben.«
    Sie arbeiteten eine Weile

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