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Die elfte Jungfrau

Titel: Die elfte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bemühte sich, es ihr gleichzutun. Aber es war zu spüren, wie gerne sie eigentlich doch den Musikanten zugehört und sogar ein paar fröhliche Tanzschritte getan hätte.
    Sie hatten den weiten Platz des Neuen Marktes erreicht, wo sie beinahe von einer Gruppe trunkener Fischweiber mitgerissen wurden. Kurz vor der Apotheke war ein lauter Tumult ausgebrochen. Eine Bande Handwerkergesellen, die sich als Mohren verkleidet und die Gesichter geschwärzt hatten, scharte sich um eine Gestalt und schlug auf sie ein.
    »Hexenmeister, Teufelsanbeter!«
    »Wir sind schwarz wie die Nacht und geleiten dich zur Hölle!«
    »Da! Nun zeig doch deine Macht!«
    »Was mischst du in deine üblen Tränke? Krötenblut und Fett vom Henker?«
    »Quacksalber!«
    »Aus dem Knochenmehl der Toten dreht er seine Pillen!«
    »Und ruft bei Nacht Dämonen in sein Haus.«
    »Hilf dir doch mit deiner Zauberkunst.«
    »Bela, es ist Meister Krudener!«, keuchte Almut und begann zu laufen.
    Sie mussten sich mit Ellenbogenstößen und Tritten den Weg freimachen, und tatsächlich war es der Apotheker, der dort im Straßenschmutz auf den Knien lag und versuchte, mit den Händen seinen Kopf vor den Schlägen und Püffen zu schützen.
    »Meister Krudener!«, rief Almut laut und versuchte, zu ihm durchzukommen. Doch ein ungeschlachter Geselle verstellte ihr den Weg. Sie sah ein, dass sie gegen die Übermacht nichts ausrichten konnte und besann sich auf ihre Möglichkeiten. Mit einer Stimme, die sie als Kind auf den Baustellen ihres Vaters erworben hatte und die mit Leichtigkeit das Hämmern der Zimmerleute und der Steinmetze übertönen konnte, zeterte sie los: »Überfall! Raub! Mord! Holt die Wachen! Holt die Wachen!«
    Ein Fenster über ihr ging auf, und eine grauhaarige Frau erschien. Sie besah sich die Szene und keifte mit gleicher Kraft los: »Mord und Raub! Mord und Raub! Holt die Wachen! Holt die Wachen!«
    Almut erhob auch noch einmal die Stimme, um nach den Wachen zu rufen, und Bela stimmte lauthals mit ein.
    »Holt die Wachen! Holt die Wachen!«
    Ein Rudel Gassenjungen schrie entzückt: »Holen wir, holen wir!«, und stob davon.
    Die ersten umstehenden Gaffer fingen an, sich davonzustehlen. Krudeners Angreifer schienen ebenfalls abgelenkt, und dem Apotheker gelang es, auf die Beine zu kommen.
    Mit schnellen Schritten und einigen derben Kopfnüssen rechts und links stürmte die Begine zu ihm, weiter nach den Wachen rufend, während die Nachbarin vom Fenster aus Zeter und Mordio schrie.
    Schon hatte Almut Meister Krudener erreicht und stellte sich schützend vor ihn.
    »Fort, Gesindel! Fort, ihr trunkenen Narren!«
    Sie drängte den Apotheker in die Richtung seines Hauses, während Bela ebenfalls fröhlich Knüffe und Tritte mit ihren hölzernen Trippen verteilte, um ihnen den Weg freizumachen. Schließlich hatten sie die Tür erreicht, traten ein und schoben den Riegel vor.
    »Danke, Frau Almut. Danke, Frau Bela!«, keuchte Krudener und hielt sich an der hohen Theke fest, die sich quer durch den Raum zog. »Aber es ist leichtsinnig gewesen. Ihr hättet in Gefahr geraten können.«
    »Hätten wir es zulassen sollen, dass sie Euch zu Tode prügeln?«
    »So schlimm wäre es schon nicht geworden.«
    »Sie sind betrunken und hitzig, die Burschen. Kommt, seid Ihr verletzt?«
    »Ein paar Prellungen hier und da.«
    Er schob den Vorhang zur Seite und humpelte voraus in sein Laboratorium. Hier werkelte Trine am Kamin, und als sie ihren Lehrherrn sah, kam sie mit Erschrecken im Gesicht auf ihn zugelaufen. Mit hurtigen Fingern und Gesten erklärte ihr Almut, was vorgefallen war, und sie geleitete Krudener zu seinem Lehnsessel. Dann suchte sie flink ein paar Phiolen und Salbentöpfchen zusammen und kniete vor ihm nieder.
    Er zog den staubigen, halb aufgelösten Kopfputz ab und nahm dankbar den Becher Wein an, den Almut ihm reichte.
    »Es gehen hässliche Gerüchte über Euch herum, Meister Krudener. Ich wünschte, ich hätte Euch schon früher warnen können.«
    »Ich weiß, ich weiß. Ein paar Lästermäuler auf dem Markt ergötzen sich an Schauergeschichten über Dämonen und Leichen in meinem Keller und den gefährlichen Zauber, der Zähne ausfallen lässt. Aber ich habe genügend ehrbare Kunden, die für mich bürgen. An solchen Tagen wie heute hätte ich jedoch vorsichtiger sein sollen.«
    »Es ist nicht nur das, Meister Krudener.«
    Almut hatte sich zu der grauen Katze auf die Bank gesetzt und schielte misstrauisch zu dem grünen Papagei hoch, der sich

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