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Die Elite

Die Elite

Titel: Die Elite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiera Cass
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verstecken, bevor mich mein leuchtendes Kleid noch verriet.
    Ich lief noch ein Stückchen weiter, bis ich einen Baum fand, dessen Stamm mir dick genug schien. Als ich mich dahinter verbarg, bemerkte ich einen Ast, der so tief hing, dass ich daran hochklettern konnte. Ich zog meine Schuhe aus und schleuderte sie von mir, in der Hoffnung, sie würden die Rebellen nicht auf direktem Wege zu mir führen. Dann kletterte ich nach oben, setzte mich auf einen Ast und lehnte mich mit dem Rücken an den Stamm.
    Ich konzentrierte mich darauf, gleichmäßig zu atmen, weil ich fürchtete, mein Keuchen könnte mich verraten. Nachdem mir das halbwegs gelungen war, herrschte einen Augenblick lang Stille. Vielleicht hatte ich sie abgehängt. Ich bewegte mich nicht und wartete, um ganz sicherzugehen. Sekunden später hörte ich plötzlich ein Rascheln.
    »Wir hätten in der Nacht herkommen sollen«, ertönte die Stimme eines Mädchens. Sie keuchte, und es hörte sich an, als ob sie sich ziemlich abplagen musste.
    Ich presste mich gegen den Baum und betete, dass ich dabei keinen Zweig abbrach.
    »In der Nacht wären sie nicht im Garten gewesen«, erwiderte die Stimme eines Jungen. »Komm, ich nehme dir welche ab«, bot er an, und es kam mir so vor, als seien sie schon sehr nahe.
    »Lass nur. Ich schaff das schon.«
    Ich hielt den Atem an und beobachtete, wie die beiden direkt unter meinem Baum vorbeiliefen. Gerade als ich glaubte, davongekommen zu sein, riss die Tasche des Mädchens, und ein Stapel Bücher fiel auf den Waldboden. Was wollte sie bloß mit den ganzen Büchern?
    »Mist!«, fluchte sie und kniete sich hin. Sie trug eine Jeansjacke, die über und über mit bunten Blumen bestickt war.
    »Ich hab dir meine Hilfe angeboten«, sagte der Junge.
    »Ach, sei still!«, rief das Mädchen und stieß ihn spielerisch gegen das Bein. Es war deutlich, wie vertraut die beiden miteinander waren.
    In der Ferne ertönte ein Pfiff.
    »Ist das Jeremy?«, fragte sie.
    »Klingt so.« Er beugte sich vor und hob ein paar Bücher auf.
    »Dann los, geh schon mal vor. Ich komme gleich nach.«
    Der Junge wirkte ein wenig unentschlossen, willigte jedoch ein und küsste sie auf die Stirn, bevor er davonlief.
    Das Mädchen hob derweil den Rest der Bücher auf, schnitt mit einem Messer den Riemen von ihrer Tasche ab und band sie damit zusammen.
    Als sie sich erhob, spürte ich meine Erleichterung. Sicher würde sie gleich loslaufen. Doch stattdessen warf sie ihre Haare nach hinten, hob dabei die Augen zum Himmel – und entdeckte mich.
    Nichts würde mich jetzt mehr retten. Würden die Wachen kommen, wenn ich losschrie? Oder war der Rest der Rebellen viel zu nah, so dass mir das gar nichts nützte?
    Reglos starrten wir einander an. Ich wartete darauf, dass sie nach den anderen rief. Hoffentlich würde das, was sie dann mit mir anstellten, nicht allzu schmerzhaft sein.
    Doch außer einem leisen Lachen gab sie kein Geräusch von sich, vielmehr schien sie unsere Situation zu amüsieren.
    Ein weiterer Pfiff ertönte, er klang etwas anders als der erste, und wir beide schauten automatisch in die Richtung, aus der er gekommen war. Dann blickten wir einander wieder an. Und plötzlich schwang sie ein Bein hinter das andere und machte einen eleganten Knicks. Dann erhob sie sich wieder, lächelte und rannte dem Pfiff hinterher. Verblüfft beobachtete ich, wie ihre Jacke mit den vielen aufgestickten Blumen im Gestrüpp verschwand.
    Nachdem ich ungefähr eine Stunde gewartet hatte, beschloss ich, den Baum wieder hinunterzuklettern. Unten angekommen, musste ich feststellen, dass ich keine Ahnung hatte, wo meine Schuhe waren. Ich ging um den Stamm herum und suchte vergeblich nach den kleinen weißen Pantoletten. Schließlich gab ich auf. Am besten würde ich jetzt unverzüglich zum Palast zurückkehren.
    Doch als ich mich umsah, stellte ich fest, dass daraus nichts werden würde. Ich hatte mich verirrt.

17
    M om hatte uns immer eingeschärft, uns nicht vom Fleck zu rühren, wenn wir uns verirrten. Ich ließ mich also zu Füßen des Baums nieder, zog die Knie hoch und wartete. Immerhin verschaffte mir das Zeit, darüber nachzudenken, was passiert war.
    Wie war es möglich, dass die Rebellen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in den Palast eindringen konnten?
An zwei aufeinanderfolgenden Tagen!
Hatte sich die Lage so verschärft, seit das Casting begonnen hatte? Nach dem, was ich früher in Carolina und bisher im Palast erlebt hatte, war das eine völlig neue und

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