Die Eltern-Trickkiste
wunderbare Nähe zum Kind spüren. Und eins ist klar: Wer die Einladung bekommt, in die Deckenbude zu kriechen, und sich dort selbstverständlich anpasst, erhält später wahrscheinlich auch eine Einladung ins Baumhaus oder Schminkstudio. Solche Eltern dürfen ein paar Jahre später auch damit rechnen, in die Studentenkneipe mitgenommen zu werden. Außerdem macht das Abstreifen der Elternrolle einfach Spaß – es ist fast wie Karneval, aber zu jeder Jahreszeit möglich.
ROLLENTAUSCH
Verkehrte Welt
BESONDERS SCHÖN ist der gegenseitige Rollentausch: Dann wird der Erwachsene zum Kind, und das Kind schlüpft in die Erwachsenenrolle. Das stärkt das Selbstwertgefühl des Sprösslings und zeigt ihm »Ich kann was!«. Zum Beispiel als Friseur der Mama die Haare frisieren oder in der Küche etwas Leckeres zubereiten (siehe >) . Oft erkennt das Kind so, wo noch seine Grenzen liegen – etwa wenn das Zopfflechten nicht klappt oder die Rezeptur zu kompliziert ist. Außerdem ist solch ein Rollentausch meistens lustig – wenn man zum Beispiel die fertige Frisur im Spiegel präsentiert –, oder er macht stolz, etwa wenn Papa das Essen lobt.
Möglichkeiten, die Rolle zu tauschen, gibt es viele. Mama kann im Bad vorschlagen: »Jetzt putzt du mir mal die Zähne.« Oder Papa spielt Kunde und der Sohnemann Verkäufer. Oder das Kind wird zum tröstenden Elternteil und dieser zum »verletzten« Knirps, der mit Pflaster versorgt wird.
EIGENINITIATIVE STÄRKEN
Selbst ist das Kind
WENN MAN KINDER LÄSST, ist es oft erstaunlich, welche Hilfsbereitschaft sie entwickeln. Sie unterstützen Erwachsene gerne und übernehmen stolz Teile einer Arbeit. Klug ist es, wenn Eltern dieses Engagement wertschätzen und nutzen. Das fängt beispielsweise beim Backen damit an, dass der Filius unbedingt den Mixer halten will – und darf. Natürlich kann es sein, dass Mama hin und wieder Mehlkrümel um die Ohren fliegen. Na und? Sie kann zeigen, wie das Mixgerät optimaler gehalten wird, und irgendwann hat der Junior den Bogen raus – und sie eine Arbeitserleichterung. Ähnlich verhält es sich, wenn ihre Kleine beim Wäschewaschen mitmachen will und im Bad ihr Schmusetuch selbst einweichen kann oder an der Leine Klammern anreichen darf. Mir wollten achtjährige Schüler mal im Garten helfen, worauf ich ein Fehltritte nicht übel nehmendes Beet auswählte, wo sie trockene Äste abschneiden und Löwenzahn herausreißen durften. Nebenbei lernten sie Pflanzennamen kennen, wobei die Jungs besonders der »Rittersporn« interessierte!
Stoppen Eltern den Tatendrang ihres Kindes, müssen sie sich nicht wundern, wenn es später keine Hilfsangebote mehr macht oder sie sogar verweigert. Wird die kindliche Eigeninitiative zu oft abgeblockt – womöglich mit dem Satz »Lass das lieber die Mama machen!« oder noch unverblümter mit »Das kannst du nicht« –, verliert das Kind am Ende das Gespür dafür, was es sich zutrauen kann. Entweder zieht es sich dann zurück (»Ich kannsowieso nichts«), oder es schlägt gefährlich über die Stränge, weil es aufgrund zu geringer Erfahrungen seine Grenzen nicht realistisch einschätzen kann. Ich habe beobachtet, dass ein Kind die Aufgabe, die es sich aussucht, in der Regel auch bewältigt. Vielleicht nicht immer ganz alleine, vielleicht mit einem wachsamen Erwachsenenauge in der Nähe, aber immerhin mit Erfolg. Wenn Sie das zulassen, stärken Sie die Eigeninitiative Ihres Kindes ungemein, und es wird neugierig weitere Aufgaben in Angriff nehmen (siehe auch >) .
Ich war verblüfft, als Marjolaine erzählte, dass ihr Sohn Renaud seit seinem fünften Lebensjahr eine perfekte Salatsoße mixe. Das kam mir ungewöhnlich vor. Aber als eines Tages meine sechsjährige Tochter unsere Salatsoße machen wollte, dachte ich an Renaud, und so gab ich Zutaten und Mengen an, während die Kleine goss, streute und mengte. Drei bis vier Salate später komponierte sie die stets leckere Vinaigrette allein, war stolz »wie Oskar« und ich froh über die Hilfe.
UNIVERSALREZEPT 8
HEUTE SCHON GELACHT?
Lachen ist Humus, auf dem viel gedeiht
Egal wo und wann: Mit einem Lachen geht alles besser. Einkaufen, Wickeln, Spülen, Arbeiten, Schmusen… Lachen lockert die Atmosphäre auf. Gemeinsam mit dem Kind zu lachen ist eine wunderbare Form des Miteinanders. Es liegt geradezu etwas Verschwörerisches in den Schwingungen, die sich akustisch und gefühlsmäßig dabei verbreiten. Allerlei Positives wird dadurch im Körper angeregt, vor allem
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