Die Eltern-Trickkiste
bringt: Das schnelle, scheinbar stressfreie Ausmisten nach dem Motto »Aufräumerin allein zu Haus« wiegt den möglichen Vertrauensverlust nicht auf. Denn welches Kind wächst gerne dort auf, wo hinter seinem Rücken auf unerklärliche Weise Eigentum verschwindet?
Ist Ihr Sprössling im Grundschulalter, trennt er sich von Dingen, die er kaum noch benutzt, oft leichter, wenn Sie in Aussicht stellen, dass er diese Sachen demnächst bei einem Flohmarkt verkaufen darf. Der Satz »Das dort eingenommene Geld kannst du dann für etwas Neues ausgeben« wirkt beim Ausmisten fast immer.
Renaud reiste mit seiner Mutter von der Schweiz nach Bergisch Gladbach, um Freunde zu besuchen. Das Andenken, das danach jahrelang sein Zimmer zierte und nicht weggeworfen werden durfte: ein Holzstäbchen mit Glitzerfäden, das seinen Eisbecher dekoriert hatte.
ORDNUNGSLIEBE BEFLÜGELN
Vorsicht, Staubsauger!
DANK SEI DEM STAUBSAUGER! Schon kleine Wichte begreifen, dass in diesem lauten Gerät Dinge auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Daher motiviert es, dem Aufräumauftrag der Eltern möglichst schnell nachzukommen. Die Ankündigung, dass vom Staubsauger womöglich »gefressen« wird, was auf dem Boden liegt, wirkt Wunder. Ihr Kind wird zwar maulen, aber immerhin aktiv – und die Ordnungsliebe wird beflügelt. Praktisch ist, wenn der Staubsauger-Tag regelmäßig wiederkehrt, zum Beispiel dienstags. Dann entfallen Diskussionen um »Warum denn heute?« oder »Kann ich das nicht morgen machen?«. Natürlich können Sie sich manchmal auf einen Kompromiss einlassen: »Okay, du hast heute kaum Zeit aufzuräumen. Dann sauge ich diese Woche nicht in deinem Zimmer. Nächstes Mal ist dann aber alles tipptopp.«
Wenn ältere Kinder begreifen, dass im Staubsauger gar nicht alles – aufgrund seiner Größe – verschwinden kann, zieht ein anderes Argument: Ungeziefer. Wer auf Wollmäuse in den Ecken deutet und in der Wohnung schon mal ein Silberfischchen oder eine größere Spinne zeigen konnte, stößt durchaus auf offene Ohren.
BAUWERKE BELASSEN
Besonderes bleibt eine Zeit lang stehen
FÜR HÄUSLICHEN FRIEDEN und Ich-Stärkung des Kindes ist es von Vorteil, wenn die elterliche Ordnungsliebe Grenzen hat. Enden sollte sie spätestens da, wo das Kind etwas mit viel Eifer gebastelt oder aufgebaut hat. Seien es eine Bude aus Pappkarton oder Decken, eine Baukastenstadt, kunstvoll verzweigte Eisenbahngleise oder eine ganze Kaufladenszenerie.
Das, was mit viel Mühe entstand, noch am selben Abend im Handumdrehen einzureißen ist brutal. Soll das Kind diese Aufgabe sogar eigenhändig erledigen, grenzt es an Quälerei. Man stelle sich vor, Sie hätten etwas Tolles gekocht, und es soll nach anerkennendem Kopfnicken in den Müll wandern. Deshalb: Das Gebaute bleibt! Saugen Sie eine Zeit lang drum herum. Ihr Kind wird sich stolz an seinem Werk erfreuen. Außerdem dient es ihm oft tagelang als Spielanreiz und -bühne. Sobald Sie feststellen, dass das Bauwerk uninteressant geworden ist, sollten Sie ankündigen: »Mir scheint, du spielst damit nicht mehr, dann können wir morgen ja alles abbauen.« (Je nach Alter kann das Kind dies auch allein erledigen.) Manchmal entpuppen sich Bude & Co. dann als »lebenswichtig« und erleben eine Renaissance – was die Bestandsdauer fairerweise verlängert. Meistens geht der Ab- oder zumindest Umbau dann ein oder zwei Tage später problemlos über die Bühne.
UNIVERSALREZEPT 18
ELTERN ALS VORBILD
Held Mama & Papa
Es gibt für ein Kind nichts Größeres als seine Eltern. Sie sind normalerweise bis zur Pubertät die Helden seines Lebens. Das gilt es zu nutzen. Möchten Sie, dass Ihr Sprössling sich soundso verhält, dann verhalten Sie sich einfach selbst so. Eltern, die zu ihrem Kind weder »Bitte« noch »Danke« sagen, können nicht erwarten, dass es diese Worte in seinen Sprachschatz aufnimmt. Beim Verhalten ist es das Gleiche: Wer in Gegenwart seines Kindes über Lehrer lästert, muss sich nicht über mangelnden Respekt in der Schule wundern. Wer Hilfsbereitschaft von seinen Kindern erwartet, muss selber helfen. Wer seine Sachen herumliegen lässt, kann damit rechnen, dass der kleine Liebling auch nicht aufräumt. »Mit gutem Beispiel vorangehen« hieß es früher etwas altväterlich. »Vorleben« heißt es heute moderner. Gemeint ist dasselbe: Ein Kind kopiert, es lernt vom Zuschauen und -hören. Sie sind – zumindest bis zur Einschulung uneingeschränkt – sein Vorbild. Eine wunderbare Chance!
PAUSE FÜRS
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