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Die Elvenbrücke

Die Elvenbrücke

Titel: Die Elvenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Zarathon, und ich wurde einer aus der erwählten Gefolgschaft Zarathons, wofür mir Unsterblichkeit verheißen wurde… diese Unsterblichkeit«, schloß er bitter.
    »Du hast ihn nie gesehen?«
    »Nein.«
    »Woher weißt du, daß es ihn gibt?«
    »Bin ich nicht Beweis genug?«
    Thonensen nickte zögernd. »Ja, wahrscheinlich.«
    »Und damals, als ich einer der Seinen wurde, habe ich seine Gegenwart gespürt.«
    »Wie denkst du jetzt?«
    »Ich sehne mich danach, aufzuhören mit dem Denken. So viele Dinge sind verloren, die einst mein Leben waren. Und selbst die Dinge, die jetzt geschehen, vermag ich kaum zu behalten. Es scheint, daß der Geist nicht viel taugt ohne einen lebenden Verstand. Ich bin froh, daß ich an eurer Seite bin. Noch einmal dem Leben so nah zu sein…«
    »Weshalb will Zarathon unser Taurenmädchen?« unterbrach ihn Thonensen.
    »Zarathon hat uns gelehrt, die Tauren zu hassen. Ich weiß nicht, warum ich das denke… aber ich glaube, Zarathon ist ein Elve.«
    »Ein Elve!« entfuhr es Thonensen. Und langsam fügte er hinzu: »Ja, es könnte sein.«
    Sicher wäre es kein größeres Wunder als die Geburt der Taurenzwillinge. War die Magie groß genug, war auch die Zeit überwindbar – auch wenn es manchmal seinen Preis hatte.
    Morwain schwankte und wäre gefallen, wenn Thonensen ihn nicht am Arm gepackt hätte. Zwar brachen Knochen in diesem Griff, doch Morwain kümmerte es nicht.
    »Er ruft mich«, sagte er. »Haltet mich fest. Er will, daß ich umkehre… aber ich will nicht. Es gibt noch so vieles, das ich von euch erfahren möchte… ich will nicht zurück in die Gruft.«
    Er schrie plötzlich und wand sich.
    Thonensen hielt ihn fest, und Nottr half ihm. Die Amazonen kamen mit blanken Klingen herbei.
    Morwain sank zusammen. Er hing schlaff im Griff der beiden Männer und regte sich nicht mehr.
    »Ist er tot?«
    »Wer weiß«, sagte Thonensen. »War er es nicht längst?«
    Eine Weile starrten sie auf die leblose Gestalt, dann begann ihr der Magier die Kleider auszuziehen.
    »Wir können hier lagern und den Morgen abwarten. Ich denke, daß hier Zarathons Magie zu Ende ist.«

3.
    Die Tiefen des Goldenen Sees waren voller Träume.
    Das Wasser war dunkel wie eine Gruft, kein Lichtstrahl drang mehr von oben herab.
    Die Zeit hatte aufgehört zu bestehen.
    Gewaltige dunkle Körper bewegten sich manchmal über den schlammigen Grund, jagten, fraßen, und sanken zurück in die Stille.
    Dort, wo der See am tiefsten war, ragte ein Monolith aus dem Grund. Er war schwarz und glatt und von gewaltiger Größe.
    In ihm schlief Zarathon, der Wächter.
    Seine Träume waren es, die in den dunklen Fluten schwammen, Träume von der alten Zeit, aus den Tagen des Krieges gegen die Tauren und die Schwarze Magie; aus den Tagen, da sein Volk die Elvenbrücke schuf; aus den Tagen, da er als einziger zurückblieb, um über das Bollwerk zu wachen; aus der Zeit, da Cescatro, der letzte der Tauren, starb, und er, Marathon, sich müde von den Jahrhunderten seines Lebens in seinem Schrein auf den Grund des Goldenen Sees zurückzog.
*
    Nun waren seit Stunden die Träume erloschen.
    Er war wach in seinem Schrein und lauschte auf das Schlagen seines Herzens, dessen Rhythmus rascher wurde, fühlte, wie das Blut schneller floß, wie Gefühl in seinen Körper zurückkehrte.
    Es war noch ein langer Weg, bis sein Körper wieder stark genug sein würde, zu gehen, doch sein Geist war wach und kampfbereit.
    Er war nicht aus eigenem Willen erwacht. Er war auch nicht wach geworden, weil sein Leben bedroht war. Naturgewalten vermochten dem Monolithen, in dem er ruhte, wenig anzuhaben. Einzig das Feuer aus dem Innern der Erde würde ihn schmelzen.
    Er wußte, daß der alte Feind ihn geweckt hatte. Irgendwo da oben hatte ein Taure versucht, den Wall zu betreten.
    Es bedeutete, daß eine neue Zeit angebrochen war – und daß der Kampf von neuem begann.
    Deshalb war er hier. Deshalb war er der Wächter der Elvenbrücke – um auf eine Zeit wie diese zu warten.
    Er war dafür gerüstet.
*
    Sein Geist griff hinaus in die dunklen Fluten des Goldenen Sees und fand die Königsdrachen, die größten Tiere dieser Welt, und die einzigen, die der Riesengestalt eines Tauren etwas anzuhaben vermochten.
    Sie stammten aus dem Meer der Spinnen. Die Elven hatten ihre Art gezähmt und ihnen eine neue Heimstatt im Goldenen See gegeben, wo sie zu den mächtigsten Dienern des Wächters wurden. Auch andere Diener bewohnten den Goldenen See: die Seeschlangen mit ihren

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