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Die Elvenbrücke

Die Elvenbrücke

Titel: Die Elvenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Mauer, oder streichen wir hier über die Hügel wie hungrige Hyänen, die sich nicht an die Beute wagen?«
    »Wie weit ist der Weg nach Elvening?« fragte Nottr. »Weiß es jemand?«
    Duzella und Merryone schüttelten verneinend die Köpfe, als Nottr sie fragend anblickte.
    Aber Thonensen sagte: »Wenn ich die Entfernungen recht berechne, könnten es zwei Tage sein, vielleicht weniger. Aber wir kommen nicht sehr rasch vorwärts, da unsere Pferde doppelte Last tragen müssen.«
    Burra blickte herausfordernd auf das Taurenmädchen.
    »Was sagst du?«
    »Ich habe Furcht«, gab Duzella unumwunden zu.
    »Wird das in Elvening anders sein?«
    »N-nein.«
    »Und du willst hinüber?«
    »Ich… weiß es nicht mehr«, erwiderte sie verzweifelt.
    »Ihr großen Mütter!« rief Burra ungehalten.
    »Als wir aufbrachen, war alles einfach«, sagte Duzella erklärend. »Ich wußte, was ich tun mußte: dem Pfad meines Volkes folgen. Aber jetzt…« Sie barg ihr Gesicht in den Händen.
    »Es ist so schwer, das Versäumte nachzuholen«, fuhr sie fort. »Zu wachsen und nicht die Herrschaft über den Körper zu verlieren, und mit diesem kleinen, unfertigen Verstand erwachsene Gedanken zu denken und zu wissen, daß…« Sie brach hastig ab und starrte hilfesuchend in die Gesichter der Gefährten. Schließlich sagte sie:
    »Immer wenn ich schlafe, wache ich mit neuen Erinnerungen auf… alte Erinnerungen, die nicht meine eigenen sind… vielleicht die meines Vaters und meiner Mutter. Ich verstehe sie oft nicht. Ich weiß einfach noch nicht genug. Ich brauche Zeit, um zu wachsen… und zu begreifen. Ich weiß, daß die Elven uns hassen. Ich konnte den Haß spüren, als ich diesen Elven sah.«
    Sie nickte und ballte die Fäuste.
    »Eines Tages, wenn ich nicht mehr so verwundbar bin, werde ich mich ihm stellen. Eines Tages…«
    »Wenn wir jetzt kämpfen und ihn töten, wird dieser Tag nicht notwendig sein«, meinte Burra in ihrer Kämpferlogik.
    »Nein!« entfuhr es Duzella. »Er mag mein Feind sein und mich töten wollen. Aber ich habe tausend Fragen an ihn, und wenn ihr ihn tötet, bleiben sie alle unbeantwortet.«
    »So komm mit und stelle sie ihm, bevor er fällt!«
    »Wie kann ich das? Ich weiß sie noch nicht…«
    »Du willst ihm Fragen stellen, aber du weißt sie nicht?« fragte Burra ungläubig.
    »Eines Tages werde ich sie haben.«
*
    Nachdem beschlossen war, daß es nach Elvening ging, ritten sie bis in die Abenddämmerung und hielten Abstand vom Wall.
    Die Nacht verlief ruhig, doch Jarana und Verica berichteten von Lichtern, die sie in der Richtung der Mauer bemerkt hätten, nicht oben, sondern am Fuß des Walles.
    Es mochten Lagerfeuer gewesen sein. Und es mochte bedeuten, daß der Elve neue Kräfte um sich scharte.
    Sie brachen mit dem ersten Morgenschimmer auf, und vom ersten Augenblick an fühlten sie sich verfolgt. Jeder von ihnen spürte es.
    Merryone entdeckte ihre Verfolger zuerst.
    Hoch über ihnen, am blauen Himmel, kreisten mächtige Vögel.
    Vier waren es. Sie zogen mit weit ausgebreiteten Schwingen langsame Kreise und folgten ihnen.
    Als sie aus den letzten Hügeln herauskamen, und das Land sich sanft abfallend bis zum Horizont erstreckte, wo Elvening liegen mußte, kamen die Vögel tiefer.
    »Das sind keine Vögel!« rief Lella.
    »Nein«, stimmte Burra zu. »Es sind Drachen… von unserem Drachenfreund. Ein Königreich für einen guten Bogen und eine Handvoll Pfeile.«
    Jarana stimmte verärgert zu. Ihre Bogen hatten sie in Carlumen zurückgelassen. Oder war es im verwirrenden Garten Yhrs gewesen? Jarana fühlte sich besonders nackt, seit sie ihre beiden Klingen beim Kampf mit dem Ungeheuer eingebüßt hatte. Und obwohl die Jagd mit selbstgefertigten Lanzen kein Problem war, hätte ein Bogen viel Zeit gespart.
    »Ich glaube, sie beobachten uns nur«, meinte Merryone.
    Sie flogen bald so tief, daß die Menschen ihre Waffen abwehrbereit hielten und die Pferde unruhig wurden. Der Wind knallte in ihren weiten ledrigen Flügeln, wovon jeder von der Größe eines Mannes war. Langschnäblige Rachen mit Reihen spitzer Zähne klickten ununterbrochen. Schrille Schreie hallten über das stille Land.
    Die Gefährten achteten mehr auf die Tiere als auf den Weg. Instinktiv bildeten die Lorvaner eine Viererschaft.
    Duzellas Blick war auf die Elvenbrücke gerichtet, auf der eine einsame Gestalt stand und in ihre Richtung starrte.
    Der Elve!
    Als einer der Drachen besonders tief herabtauchte, schlug Baragg mit der Axt nach ihm und

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