Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
Vom Netzwerk:
die Bettpfosten spannt... Wasser prasselt aus den Quasten, kalt und laut. Nacht. Sie füttert ihn, gekochter Kohl, mit einem alten Erbstück von Löffel mit einem Wappen drauf. Sie trinken weiter vom bleichen Wein. Die Schatten sind samtiger Grünspan. Der Regen hat aufgehört. Irgendwo kicken Kinder einen leeren Benzinkanister über die Katzenköpfe. Etwas flattert aus dem Himmel herunter, Krallen scharren über den Baldachin. "Was ist das?" halb wach, und sie hat schon wieder die Decken, gib her, Geli... "Mein Eulerich", sagt Geli. "Wernher. In der obersten Schrankschublade liegt ein Schokoriegel, Liebchen, würde es dir was ausmachen, ihn zu füttern?" Liebchen, von wegen. Aus dem Bett stolpernd, zum erstenmal an diesem Tag in der Senkrechten, wickelt Slothrop eine Baby Ruth aus ihrem Papier, räuspert sich, beschließt aber, nicht zu fragen, wo sie die her hat, weil er sich's denken kann, und schmeißt das Ding zu diesem Wernher auf den Baldachin. Kaum liegt er wieder bei ihr, hören sie schon über sich Erdnüsse knacken und einen Schnabel klappern. "Schokoriegel", grummelt Slothrop. "Was ist los mit ihm? Weißt du nicht, daß er eigentlich draußen jagen sollte, lebende Mäuse oder sonst 'n Scheiß? Du hast ihn zu einer Hauseule gemacht."
    "Du bist selber ganz schön faul." Babyfinger kriechen seine Rippen entlang.
    "Nun ja - ich wette - laß bleiben - ich wette, daß Tschitscherin nicht aufstehen muß,
    um diese Eule zu füttern."
    Sie kühlt ab, ihre Hand bleibt liegen, wo sie ist. "Er liebt Tschitscherin. Er kommt nie,
    um sich füttern zu lassen, wenn Tschitscherin nicht da ist."
    Slothrop am Zug mit Abkühlen. Genauer gesagt: Erstarren.
    "Äh, aber, willst du damit sagen, daß Tschitscherin tatsächlich, äh ... "
    "Sollte er eigentlich." Seufzend.
    "Aha. Wann?"
    "Heute früh. Er hat sich verspätet. Das kommt vor."
    Slothrop ist schon aus dem Bett, steht mitten im Zimmer, der Rest hängt, hat eine Socke am Fuß, eine zwischen den Zähnen, den Kopf in einem Armloch seines Unterhemds, den Reißverschluß am Hosenschlitz verhakt, brüllt Scheiße. "Mein tapferer Engländer", sagt sie gedehnt. "Warum bist du nicht früher damit rausgerückt, Geli, hä?"
    "Ach, bleib schon hier. Es ist mitten in der Nacht, er steckt irgendwo mit einer Frau. Er kann nicht alleine schlafen." "Ich hoffe, du kannst."
    "Still! Komm her. Du kannst nicht raus ohne Schuhe an den Füßen. Ich geb dir ein Paar von seinen alten Stiefeln und erzähl dir alle seine Geheimnisse." "Geheimnisse?" Vorsicht, Slothrop. "Weshalb sollte ich mich dafür -" "Du bist kein Kriegsberichter."
    "Warum sagt man mir das dauernd? Kein Mensch glaubt mir. Natürlich bin ich Kriegsberichter." Er wedelt mit der Armbinde vor ihrer Nase herum. "Kannst du nicht lesen? Hier steht's: Ich hab sogar einen Schnurrbart, hier, darfst ziehen, stimmt's? Genau wie dieser Ernest Hemingway."
    "Ach so. Dann gehe ich wohl recht in der Annahme, daß dir die Rakete Nummer ooooo vollkommen gleichgültig ist? War also nur eine alberne Idee von mir, entschuldige."
    Oboy, ob ich hier noch rauskomme, sagt sich Slothrop, das ist eine Sex-Erpressung, aber astrein. Wer sonst würde sich auch für die eine Rakete unter 6000 interessieren, die die Imipolex-Isolierung trägt?
    "Und das Schwarzgerät wäre dir folglich ebenso egal", fährt sie fort. Fährt sie fort. "Das was?"
    "Sie nannten es auch das S-Gerät."

Die nächsthöhere Inkarnation, Slothrop, weißt du noch? Wernher uhut oben auf dem Baldachin. Ein Zeichen für diesen Tschitscherin, kein Zweifel. Paranoiker sind Paranoiker nicht etwa (Sinnspruch 5), weil sie paranoisch wären, sondern weil sie sich, verdammte Idioten, andauernd freiwillig in paranoide Situationen begeben.
    "Aber woher", entkorkt er formvollendet eine neue Flasche Schattensaft, thopp, die
    beste Cary-Grant-Imitation, zu der er sich mit vollen Hosen aufschwingen kann, gießt
    ritterlich die Gläser voll, reicht ihr das ihre, "woher, um alles in der Welt, weiß so ein
    süßes, junges, Ding, wie, du - was von Raketen-Täch-Nick, hä?"
    "Ich lese Wjatscheslaws Post", als wäre das eine dumme Frage, was es auch ist.
    "Du solltest nicht mit jedem hergelaufenen Fremden über solche Dinge plappern.
    Wenn er dir draufkommt, bringt er dich um."
    "Ich mag dich. Ich mag Intrigen. Ich spiele gern."
    "Vielleicht bringst du auch gern Leute in Schwierigkeiten."
    "Bitte." Die Unterlippe schiebt sich vor.
    "Okay, okay, nun red schon. Aber ich bin nicht sicher, ob der Guardian

Weitere Kostenlose Bücher