Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
aus.
»Wie kommst du darauf?«, fragte sie mürrisch.
»Wir bereiten uns auf die größte Schlacht der Geschichte vor und du lässt den Wagen volltanken?«
Cassidy spitzte die Lippen zu einem vorsichtigen Schmunzeln und faltete ihre Hände hinter dem Rücken zusammen, um möglichst unschuldig zu wirken.
»Ich hab dir wohl zuviel beigebracht«, seufzte Angel und lächelte zurück. Sie setzte sich neben den Wagen auf einen Stapel alter Reifen und suchte für einen Augenblick nach den richtigen Worten. »Ich werde Silver Valley verlassen, wenn das hier vorbei ist.«
Cassidy zog die linke Augenbraue hoch und hockte sich vor ihre Freundin.
»Ich hab doch gewusst, dass bei euch was nicht stimmt«, murmelte sie bedrückt. »Erklärst du mir auch warum?«
»Frank vertraut mir nicht mehr! Er hat deinen Bruder und die anderen einfach weggeschlossen, trotz ihrer Hilfe. Er hat mir das Kommando über mein eigenes Team entzogen, weil ich mit Dog zusammengearbeitet habe! Vielleicht glaubt er sogar, dass ich sie nur hierher gebracht habe, um die momentane Schwäche auszunutzen und Silver Valley im Namen der Vultures nach dem Angriff der Sicarii zu übernehmen. Würde mich nicht wundern, wenn er bereits Späher in die Umgebung geschickt hat, um nach Truppenverbänden der Gang zu suchen, die nur auf meinen Befehl warten.«
Cassidy überlegte, was sie darauf antworten sollte. Die Logik war verblüffend. Wie Angel selbst zugab, hatte sie jahrelang versucht diesen Ort einzunehmen und war mehrfach gescheitert.
»Der Plan an sich ist gut, könnte wirklich von mir sein. Aber Frank müsste es besser wissen.«
»Ich vertrau dir«, rutschte es Cassidy plötzlich heraus. Sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Es war einfach ein Gefühl, das in ihr einen uneingeschränkten Glauben an Angels Aufrichtigkeit auslöste. Ihre Freundin war durch die Hölle gegangen, um sie zu befreien. Angel lächelte glücklich und schloss das Mädchen in ihre Arme.
»Das ist mir wichtiger, als du dir vorstellen kannst.«
»Nimmst du mich mit?«
»Bist du sicher, dass du das willst? Die anderen Enklaven wurden zerstört, wir werden vielleicht monatelang kein anständiges Bett finden, geschweige denn vernünftige Nahrung.«
»Weil die letzten vier Wochen ja auch in völliger Harmonie verlaufen sind? Ich weiß nur, dass du während dieser Zeit die einzige Konstante warst, auf die ich mich verlassen konnte! Wenn du gehst, dann kommen Caiden und ich mit dir!«, entschied Cassidy trotzig und verschränkte provokativ die Arme.
»Er weiß doch gar nichts davon?«
»Es ist ja nicht so, als hätte er eine Wahl, oder?«
Angel grinste hämisch im Gedanken daran, wie sie vor Franks Augen verschwinden würden. Gemeinsam bereiteten die beiden den Humvee auf eine lange Reise ins Ungewisse vor.
17 - Exodus
Auf seiner Zigarre kauend beobachtete General Monroe zwei Stunden später die Schlange von hochmotivierten Zivilisten vor dem Waffenlager, wo ihnen die Ranger Gewehre, Pistolen und Munition aushändigten. Seit Jahren bereitete er die Siedlung regelmäßig auf einen Angriff vor, zwar eigentlich von den Vultures, aber welchen Unterschied machte das schon.
»Wir brauchen einen Plan B«, murmelte er, als Angel in seinem Augenwinkel auftauchte. Die schwarzhaarige Frau fror in ihrem dünnen Top und versuchte sich die Gänsehaut von den Armen zu reiben. Während der Beladung des Humvees hatte sie geschwitzt und ihre Lederjacke in den Wagen geschleudert. Dort lag sie immer noch.
»Was habt ihr denn vorgehabt, falls wir gewonnen hätten?«
Überrascht drehte sich Monroe zu ihr um und zog spöttisch die Augenbrauen hoch.
»Diese Möglichkeit haben wir eigentlich nie in Betracht gezogen«, erwiderte er. Zweifelsohne eine Anspielung auf das Überlaufen der halben Kommandoebene der Vultures. Der eiskalte Blick seiner Stellvertreterin ließ ihn jedoch weitere Scherze vermeiden. »Victor hat kurz vor deinem Seitenwechsel einen Abschnitt der nördlichen Palisade als Notausgang präpariert. Die Mauer lässt sich so präzise sprengen, dass eine künstliche Brücke entsteht. Die alte Umgehungsstraße dahinter führt ein paar Kilometer weit nach Norden und mündet irgendwann auf die Autobahn.«
»Und was hätte uns an der Verfolgung gehindert?«
Monroe behielt den Augenkontakt mit Angel bei, während er nachdenklich an seinem Kinn rieb und überlegte, ob jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, sie in das letzte Geheimnis von Silver Valley einzuweihen. Ohne wirklich
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