Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)
Geräusche zu vermeiden, wodurch er häufig die Orientierung verlor.
»Denkt mal nach. Was machen die Vultures, wenn sie ein Dorf in ihrer Gewalt haben?«, fragte Angel und sah aus der Hocke zu ihrem Team hinauf.
»Sie vergehen sich an ihnen«, brummte Butch widerwillig.
»Richtig. Aber hier gibt es nirgendwo Hinweise dafür. Wir haben Jasmin untersucht, keinerlei Anzeichen einer Vergewaltigung.«
Sie ging zu einem der MG Nester und deutete auf den Schützen.
»Von hinten erstochen. Er liegt sogar noch auf seinem Posten!«
An einem der kleinen Holzwachtürme zeigte sie anschließend nach oben.
»Der hier wurde aus kurzer Entfernung erschossen. Von jemandem, der direkt vor dem Aufgang stand.«
»Die Bewohner werden wohl kaum ihre eigenen Wachen ermordet haben«, erwiderte Johnny mürrisch, der bereits ungeduldig auf ihre Erleuchtung wartete.
»Das deckt sich alles mit den Aussagen von Carl. Sie dringen unbemerkt in das Dorf ein, schalten die Verteidiger lautlos aus, um anschließend so viele Gefangene wie möglich nehmen zu können«, fasste Angel ihre Untersuchung zusammen.
»Sie hat Recht«, seufzte Cassidy etwas abseits der Gruppe. Sie stand vor einem kleinen Schützengraben und wendete entsetzt den Blick ab. Vor ihr stapelten sich dutzende Leichen, und alle wiesen identische Schussverletzungen am Hinterkopf auf.
»Oh man«, stöhnte Kim und rümpfte geschockt die Nase. »Was ist das denn?«
Die sanfte Brise, die des Nachts durch Sienna strömte, hatte den erbärmlichen Gestank bis eben von ihnen ferngehalten. Noch immer unter Schock stehend, übernahm Cassidys jugendliche Neugier die Oberhand und ließ sie nach einem dunkelblauen Rucksack in der Grube greifen, doch Angel hielt sie mit strengem Blick davon ab.
»Nicht anfassen!«
Sie kauerte sich zu ihrer Schülerin hinunter und untersuchte die Leichen genauer, ohne etwas anzurühren.
»Alte und Krüppel – unbrauchbar für die Sklavenarbeit. Zumindest hat man sie fachgerecht exekutiert und nicht aufgehängt. Unsere uniformierten Kameraden sollen wohl als Warnung dienen, sich ihnen nicht zu widersetzen.«
»Der hier wurde angefressen. Sieht aus, als hätte ihm ein Rudel Wölfe das Fleisch von den Knochen gerissen«, brummte Butch und zeigte auf einen halb zerfetzten Kadaver.
»Seid ihr bald fertig?«, würgte Kim hervor und kämpfte mit ihrem labilen Verdauungssystem. Nacheinander wand sich die Gruppe von dem Massengrab ab. Victor und sein Bruder hielten die Köpfe in stillem Gedenken gesenkt, Johnny legte die Arme um seine Freundin und führte sie ein paar Schritte weg, damit ihr der Gestank weniger zusetzte.
»Hier werden wir nichts mehr finden. Lasst uns erstmal nach Team Fünf suchen, vielleicht haben wir bei Sharon mehr Glück«, entschied Angel und verließ als letzte die Grube. Sie blickte durch ihre Zieloptik und musterte misstrauisch die Umgebung. »Außerdem bin ich mir sicher, dass wir beobachtet werden. Seht mal unauffällig zu der Straße über uns!«
Wie auf Kommando drehte ihr gesamtes Einsatzteam die Häupter nach Norden, was ihre Anführerin zu einem entrüsteten Seufzer veranlasste. Neben dem Hauptverbindungsweg zwischen Sienna und Eagle Village stapelten sich dutzende verbrannte Autowracks. Eigentlich ein völlig normales Bild in den Wastelands, doch mit ihrem geschulten Scharfschützenauge hatte Angel kleine Veränderungen bemerkt. Wagenfenster, die zu Beginn verdeckt waren, gaben auf einmal die Sicht auf die Steppe dahinter preis. Runde Kakteenköpfe, im Allgemeinen unbewegliche Pflanzen, hatten unerwartet ihre Position verändert.
»Die Typen sind noch da draußen?«, stotterte Cassidy verängstigt.
»Ganz ruhig, wenn sie uns angreifen wollten, hätten sie es bereits getan«, beruhigte Angel ihre Schülerin und zwang sich, zuversichtlich zu lächeln.
»Was wollen die dann?«
»Uns beobachten und Informationen sammeln. Außerdem denke ich, dass ein simpler Angriff nicht ihre bevorzugte Taktik ist, dann würde die Siedlung völlig anders aussehen«, erklärte ihre erfahrene Ausbilderin. »Aber trotzdem sollten wir verschwinden. Möglich, dass sie Verstärkung gerufen haben.«
Scott setzte sich neben seine Herrin und blickte zu ihr hoch, als ob er ihr Mut machen wollte.
»Holt die Wagen, entsichert die Geschütze und kommt zum Haupteingang. Cassidy und ich warten hier auf euch«, befahl Angel, ohne ihre Kameraden dabei anzusehen. Kim warf ihr einen ungläubigen Blick zu, bevor Johnny ihr etwas ins Ohr flüsterte und sie
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