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Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition)

Titel: Die Endzeit Chroniken - Exodus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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dauerte nicht lange, bis er sich zu Wort meldete. Anstatt zu bellen, kratzte er leise in die Richtung, in der er Witterung aufgenommen hatte. Angel gab Cassidy mit ihrer Pistole Feuerschutz, während die beiden dem Hund in ein mit Zeltplanen und Lumpen geflicktes Haus folgten. Sie bekam gar nicht erst die Chance einen eigenen Blick zu riskieren, denn schon nach wenigen Sekunden stürzte das Mädchen aus der Tür heraus und übergab sich in eine Mülltonne.
    »Scheint so, als hätten wir hier ein paar Opfer gefunden«, interpretierte Angel den seekranken Gesichtsausdruck ihres Schützlings.
    »Der Wagen am Eingang ist ein einfacher Laster mit lauter Ketten auf der Ladefläche. Ein Sklaventransporter«, antwortete Butch über Funk. »Neben der Auffahrt liegen zwei Wachen mit tiefen Stichverletzungen im Rücken. Die müssen woanders reingekommen sein.«
    »Die Getreidespeicher im Norden sind alle ausgeräumt worden. Hier ist etwas Blut und ein paar Patronenhülsen. Irgendwer hat die Vorräte verteidigt, aber wohin sind die anschließend verschwunden?«, knisterte Kims Stimme aus den Ohrstöpseln. »Vielleicht ist ja doch wem die Flucht gelungen?«
    Cassidys Zustand hatte sich wieder normalisiert, aber ihre Neugier war für die nächsten drei Jahrzehnte befriedigt worden. Von nun an ließ sie ihre schadenfroh schmunzelnde Ausbilderin vorangehen. Schon im benachbarten Wellblechschuppen wurden sie erneut fündig und entdeckten die Überreste einer Frau, die versucht hatte, sich hinter einem Wasserfass zu verstecken.
    »Wir haben Jasmin gefunden«, berichtete Angel niedergeschlagen. »Sie hat es nicht geschafft.«
    Eine große Blutlache in Kopfhöhe wies auf den eingeschlagenen Schädel hin. Während Cassidy entsetzt die Augen schloss und sich gegen die grausamen Bilder zur Wehr setzte, wunderte sich die abgestumpfte Kommandeurin lediglich, dass die Angreifer mit blinder Brutalität vorgingen, ihr junges und durchaus attraktives Opfer jedoch nicht vergewaltigt hatten, wie es bei Gangüberfällen häufig traurige Normalität war.
    Die Untersuchung des Dorfes dauerte eine halbe Stunde, währenddessen sie eine Leiche nach der anderen fanden. Nur wenige lagen verstümmelt in ihren Häusern und jedes Mal sah es so aus, als hätten sie sich vor dem Angriff verbarrikadiert, anstatt die Flucht anzutreten. Im Dorfzentrum erwarteten sie ein Dutzend aufgehängte Männer und Frauen, die leblos im sanften Steppenwind an den alten Laternenmasten der Siedlung schwankten. Aufgrund der blutgetränkten Milizuniformen war es unmöglich zu bestimmen, ob sie durch den Strang oder das Gefecht getötet worden waren. Zwischen den erhängten Verteidigern erhob sich ein einsamer Holzpfahl, auf dessen Spitze ein ebenfalls aus Holz geschnitzter Adler thronte. Der Raubvogel wirkte wie neu, weshalb Angel vermutete, dass ihn die Angreifer als eine Art Aushängeschild zurückgelassen hatten.
    »Das muss ja eine höllische Schlacht gewesen sein«, murmelte Kim kopfschüttelnd.
    »Das sieht viel schlimmer aus als bei mir im Dorf! Waren das Vultures?«, fragte Cassidy und blickte sich verstört um. Noch fehlte ihr die jahrelange Abhärtung ihrer Freunde für derartige Gräueltaten, die manchmal ihren traurigen Alltag darstellten.
    »Hm«, überlegte Angel stirnrunzelnd. »Ich glaube nicht. Die machen sich nicht die Arbeit, Warnungen in Form von aufgeknüpften Verteidigern zu hinterlassen. Seht euch außerdem mal die Verteilung der Leichen genau an.«
    Sie holte ihre Taschenlampe hervor und ging auf die Abwehrstellungen nahe der Auffahrt zu.
    »Bei einem erfolgreichen Angriff der Vultures hätten sich die Milizionäre irgendwann zurückgezogen und wären nicht in ihren Stellungen gestorben. Die hier wurden aus dem Inneren des Dorfes überrascht. Sie haben die Angreifer nicht mal gesehen. Außerdem hinterlassen die Vultures höchstens aufgespießte Schädel, aber keine geschnitzten Holzfiguren.«
    »Unsichtbare Gangs. Als nächstes kommst du uns mit den Zombiegeschichten vom Lagerfeuer?«, erwiderte Kim ungläubig, jedoch nicht ohne eine gewisse Vorsicht, denn Angel stellte derartige Behauptungen nie grundlos auf. Plötzlich begann Scott, unruhig zu knurren. Bei vorigen Funden hatte er lediglich auf dem Boden gekratzt; irgendetwas machte ihn nervös. Die Gruppe verstummte abrupt und Angel nickte ihrer Schülerin bestätigend zu. Cassidy erteilte ihrer vierbeinigen Alarmanlage beinahe lautlos den Angriffsbefehl, der daraufhin auf eine etwa dreißig Meter weit

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